Langfristig werde "der enorme Wandel bessere Entwicklungsmöglichkeiten schaffen, weil diese Provinzen ihren Schwerpunkt direkt von stark umweltbelastenden Industrien hin zu Internet und Umweltschutz verlagern können." 

Unqualifizierte Arbeiter werden in Provinzen, die zu stark auf Ressourcenindustrien angewiesen sind, weiterhin entlassen werden müssen. Bleiben würden in erster Linie kompetente Arbeiter, so Lin. Dadurch „wird die Produktion effizienter und Gehälter sowie Verbrauchsmöglichkeiten werden sich möglicherweise ebenfalls erhöhen." 

Nicht alle Unternehmen würden nach dem Abbau der Überkapazitäten Pleite gehen, erklärte Song, sondern mit Hilfe von Fusionen und Übernahmen auch weiterhin Jobs anbieten können. 

Die Dienstleistungsindustrie gilt als sichere Quelle für die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Im vergangenen Jahr hatte der Sektor einen Anteil von 50,5 Prozent am BIP. 

Entlassene Arbeiter könnten dort Arbeit finden, nachdem sie entsprechende Schulungen erhalten haben. Manche könnten möglicherweise sogar ein eigenes Unternehmen gründen, so Lin. 

"Nach zwei oder drei Jahren der Anpassung wird sich das gesamte Einkommensniveau erhöhen", erklärte Lin. 

Sozialleistungen sollen weitergezahlt werden 

Die Regierungsrichtlinie vom 7. April umreißt vier Maßnahmen für entlassene Arbeiter, darunter die Versetzung innerhalb des Unternehmens, Umschulungen, Frühruhestand und die Zahlung von Sozialleistungen für diejenigen, für die sich die Jobsuche schwierig gestaltet. 

Nicht nur entlassenes Personal werde Unterstützung erhalten, sondern auch die Unternehmen, die mit Hilfe der „Internet-Plus"-Strategie neue Jobs schaffen, neue Industriebereiche und –produkte entwickeln und auf dem In- und Auslandsmarkt expandieren, hieß es im Dokument. 

Es solle ein "Zurück-in-den Job"-Programm aufgestellt werden, das Arbeitern kostenlose Schulungen und Berufsberatung gewährt. Das Programm soll auch Möglichkeiten für künftige Unternehmensgründer eröffnen und ihnen Zugang zu staatlicher Unterstützung gewähren, hieß es. 

In der Richtlinie hieß es weiter, dass die Regierung außerdem spezielle Jobmessen einrichten werde und Unterhaltszuschüsse für Umschüler bereitstellen könne. 

Örtliche Behörden sind angewiesen, ihre Zusammenarbeit zu verstärken, um entlassene Arbeiter in die Regionen mit den besten Beschäftigungsmöglichkeiten umzusiedeln. 

Yu Yong (li.), Vorstand der Hesteel Group aus der Provinz Hebei, präsentiert im April zusammen mit Serbiens Wirtschaftsminister Zeljko Sertic den Kaufvertrag über ein serbisches Stahlunternehmen (XINHUA)

"Die Provinzregierung von Hebei denkt über spezielle Vermittlungsmaßnahmen für Arbeiter nach. Wir haben bereits eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, darunter die Versetzung in andere Jobs", sagt Song. „Wir werden entlassene Arbeiter nach einer entsprechenden Fortbildung vor allem in die Dienstleistungsindustrie vermitteln." 

WISCO hat bereits mit diesem Prozess begonnen. Larry Wu (Pseudonym) berichtete der Beijing Rundschau, dass dort die erste Runde der Entlassungen im Dezember 2015 begann, als 6000 Arbeiter kurz vor dem Rentenalter ihren Job verloren. 

Kriterium für den Stellenabbau war nicht die Position der Arbeiter, sondern ihr Alter. Betroffen waren Männer über 55 Jahre und Frauen von 45 bis 50 Jahren. 

"Um den Lebensstandard der entlassenen Arbeiter sicherzustellen, wird die WISCO ihnen weiterhin Zuschüsse gewähren", erklärte er. "Vor Erreichen des offiziellen Rentenalters (60 Jahre bei Männern, 55 Jahre bei Frauen), wird WISCO nicht nur die Sozialversicherung zahlen, sondern auch einen monatlichen Lebenshaltungskostenzuschuss von bis zu 2500 Yuan (385 US-Dollar), bis sie in Rente gehen." 

Li Jianguo, der in der Marketing-Abteilung von WISCO arbeitete und vor einem Jahr in Rente ging, erzählte der Beijing Rundschau, dass Angestellte in den von den Reformen betroffenen Bereichen auch einen psychologischen Anpassungsprozess leisten müssten. 

"Da sich die nationale Situation stabilisiert, haben Regierung und Unternehmen genügend Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass jeder diesen Prozess bewältigt und seinen Platz findet", meint er.