Beijing werde bei der Festlegung der wichtigsten wirtschaftlichen Aufgaben für das nächste Jahr wahrscheinlich der Ankurbelung der Inlandsnachfrage und der Zementierung der Beschleunigung der Konsumausgaben Priorität einräumen, prognostizierten Beamte und Experten am Dienstag.

Im Gegensatz zu den Stimulierungsmaßnahmen, die in einigen früheren Konjunkturzyklen auf den Immobilienmarkt abzielten, sollen die bevorstehenden nachfrageseitigen Reformen langfristige Mechanismen zur Ausweitung der Bevölkerung mit mittlerem Einkommen initiieren, sagten sie vor einem wichtigen Wirtschaftstreffen, auf dem der Kurs für das nächste Jahr festgelegt werden soll.

„Eine unzureichende Inlandsnachfrage ist immer noch eines der Hauptprobleme für die politischen Entscheidungsträger. Um die Nachfrage und den Konsum zu erhöhen, werden die Sicherung der Beschäftigung und die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen auch im nächsten Jahr die obersten Prioritäten der chinesischen Wirtschaftspolitik sein", machte Xu Hongcai, stellvertretender Direktor des wirtschaftspolitischen Ausschusses der China Association of Policy Science, deutlich.

Die Politik des nächsten Jahres werde sich wahrscheinlich darauf konzentrieren, den Binnenkonsum anzukurbeln, die Effizienz der Investitionen zu erhöhen und die Verschuldung und die finanziellen Risiken einzudämmen, die Chinas wirtschaftliche Erholung destabilisieren könnten, so Xu weiter.

Die Einzelhandelsumsätze, ein Schlüsselindikator für den Konsum, haben Angaben des Staatlichen Amts für Statistik vom Dienstag zufolge im November zwar das schnellste Wachstum des Jahres erzielt - 5 Prozent im Jahresvergleich, verglichen mit 4,3 Prozent im Vormonat. Nichtsdestotrotz sanken die Einzelhandelsumsätze für den Gesamtzeitraum von Januar bis November im Jahresvergleich um 4,8 Prozent - verglichen mit einem Wachstum von 2,6 Prozent bei den Anlageinvestitionen.

Angesichts der schleppenden Erholung des Konsums gehen Beamte und Experten davon aus, dass bald politische Maßnahmen, die sich auf nachfrageseitige Reformen konzentrieren, um den Konsum anzukurbeln, verkündet werden. Vor allem auf der bevorstehenden jährlichen Zentralen Wirtschaftsarbeitskonferenz werden voraussichtlich mehr Details bekannt gegeben werden.

Die politischen Pläne, die auf der Konferenz vorgestellt werden sollen, werden mit Spannung erwartet, da sie darüber entscheiden werden, wie die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ihren neuen Fünfjahresplan für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung umsetzen will und wie der Weg zum vollständigen Aufbau eines modernen sozialistischen Landes eingeschlagen werden soll.

„Das Land sollte ein komplettes System der Inlandsnachfrage aufbauen, die Inlandsnachfrage ausweiten und die fundamentale Rolle des Konsums ausbauen", riet Fu Linghui, ein Sprecher der Statistikbehörde. Der Inlandsverbrauch werde weiterhin der Hauptmotor der Wirtschaft sein, wie es vor der COVID-19-Pandemie bereits der Fall gewesen sei.

Die Führung der Kommunistischen Partei (KP) Chinas hat am Freitag zum ersten Mal die nachfrageseitigen Reformen angesprochen, als es um das Entwicklungsmuster des „dualen Kreislaufes“ ging, in dem der inländische Markt die Hauptstütze bildet, während der inländische und der ausländische Markt sich weiterhin gegenseitig ergänzen, fügte Fu hinzu.

Während die Strukturreform auf der Angebotsseite weiter vorangetrieben werde, werde China im nächsten Jahr den Schwerpunkt auf die Reform der Nachfrageseite legen, um ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf höherem Niveau zu schaffen, hieß es in einer Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees der KP Chinas am Freitag.

„Die Reform des Einkommensverteilungssystems sollte ein politischer Schwerpunkt im nächsten Jahr sein", betonte Li Xunlei, Chefökonom bei Zhongtai Securities. „Die Verringerung der Einkommensschere wird die Konsumbereitschaft der Haushalte mit relativ niedrigem Einkommen erhöhen", erläuterte er.

China werde seine Steuer-, Sozialversicherungs- und Transferzahlungssysteme verbessern, um die Zahl der Menschen mit mittleren Einkommen zu erhöhen und die Einkommenslücke zu verringern, sagte auch Finanzminister Liu Kun in einem kürzlich auf cntheory.com veröffentlichten Artikel.

Das Fiskalsystem hat bei der Stärkung der Inlandsnachfrage „eine große Rolle zu spielen", verdeutlichte Liu. China werde überdies auch die Bemühungen zur Förderung traditioneller und neuer Formen des Konsums verstärken und den politischen Rahmen der Altenpflege, des Gesundheitswesens und der Bildungsdienste stärken.