Ihre Kommentare folgten auf Chinas kürzlich verstärktes Bekenntnis, ein Entwicklungsmuster mit „dualem Kreislauf“ (Dual-Circulation) zu etablieren, bei dem sich in- und ausländische Märkte gegenseitig beflügeln können. Der Inlandsmarkt soll dabei als Hauptstütze fungieren.

Dieser „duale Kreislauf" werde weithin als die wichtigste politische Richtung nach den bekannten angebotsseitigen Strukturreformen angesehen und werde wahrscheinlich auch als politischer Rahmen für den bevorstehenden 14. Fünfjahresplan (2021-25) dienen, erklärte Li Lin, Chefökonom des in Beijing ansässigen Fintech-Konglomerats CreditEase.

Das Entwicklungsmuster konzentriert sich auf die vollständige Nutzung inländischer Ressourcen, um die Wirtschaft zu stärken und gleichzeitig die Öffnungsbemühungen voranzutreiben. Dies stelle einen Unterschied zum bisherigen Entwicklungsmodus dar, der sich durch eine ziemlich starke Abhängigkeit von der Auslandsnachfrage und von Produktionsfaktoren, insbesondere bei natürlichen Ressourcen und Spitzentechnologie, auszeichnet, sagte Li.

Bei einem Symposium mit Unternehmern im Juli erläuterte Präsident Xi Jinping die Überlegungen, die hinter dem vorgeschlagenen neuen Muster stehen: Angesichts eines äußeren Umfelds, das durch zunehmenden Protektionismus, einen Abschwung der globalen Wirtschaft und einen schrumpfenden internationalen Markt gekennzeichnet ist, müsse China die Vorteile seines riesigen Binnenmarktes voll ausnutzen, um seine Wirtschaft und den globalen Aufschwung anzukurbeln. Es sollten deshalb Anstrengungen unternommen werden, um den Modernisierungsgrad der Industrie- und Lieferketten zu erhöhen, wissenschaftliche und technologische Innovationen zu fördern und Durchbrüche in den Kerntechnologien zu beschleunigen, forderte Xi.

Cheng Shi, Chefökonom bei der Unternehmensfinanzierungsplattform ICBC International, sagte, das Entwicklungsmuster des „dualen Kreislaufes" werde der chinesischen Wirtschaft helfen, sich besser gegen langwierige externe Unsicherheiten zu schützen.

Einerseits werde das neue Modell die chinesische Wirtschaft weniger abhängig von externen Faktoren machen, indem es der Ausweitung der Inlandsnachfrage größere Bedeutung beimisst und schwache Bestandteile im Angebotssystem angeht, sagte er. Auf der anderen Seite werde China aber auch weiterhin seine Öffnungsbemühungen fortsetzen und seine Handelspartner auf der Grundlage einer Win-win-Mentalität diversifizieren. Dadurch werde seine Außenwirtschaft weniger anfällig für protektionistische Maßnahmen von einem oder zwei Ländern, machte Cheng klar.

Chinas widerstandsfähigere Wirtschaft nach dem Muster des „dualen Kreislaufes" werde zudem dazu beitragen, dass die Aktien des Landes der Volatilität auf den Auslandsmärkten besser standhalten können, sagten Analysten. Dadurch würden auch globale Investoren angezogen, die relativ stabile Renditen anstreben.

Seit diesem Monat begannen Investoren am chinesischen Aktienmarkt auf dem Festland, teure Technologieaktien zu verkaufen, um die Rallye („Rallye“ meint das kurzfristige Ausbrechen von Kursen nach oben) unterbewerteter zyklischer Aktien (sogenannte „Cyclicals“) zu nutzen – also Aktien, die am stärksten von makroökonomischen oder systematischen Veränderungen in der Gesamtwirtschaft betroffen sind.

Analysten meinten jedoch, die Korrektur könnte mittel- bis langfristige Kaufgelegenheiten signalisiert haben. Da China seine Anstrengungen zur Stärkung der Autarkie intensiviert, würden inländische Marken, die sich in der technologischen Innovation engagieren, wahrscheinlich ein schnelleres Wachstum verzeichnen und den Aufwärtstrend des Marktes anführen, sagten sie. Darüber hinaus werde wahrscheinlich auch die Konsumaufwertung und der Finanzsektor davon profitieren.