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Der Druck steigt in Chinas Immobilienmarkt

Von Marc-Stephan Arnold  ·   2016-11-08  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Immobilien;Immobilienmarkt;Entwicklung
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Der chinesischen Regierung stünden noch viele weitere Instrumente zur Regulierung des Immobilienmarkts zur Verfügung. So könnte sie zum Beispiel die Grunderwerbssteuer erhöhen, die beim Kauf einer Immobilie einmalig fällig wird. Eine noch stärkere Wirkung könnte aber die Erhöhung der Grundsteuer haben. Würde man beispielsweise den Hebesatz in den großen Städten für eventuelle Zweit- und Drittwohnungen massiv erhöhen, könnte dies die Kauflust der Spekulanten deutlich senken. Ein rein fiktives Beispiel: Der Wert eines bestimmten Grundstücks in Beijing liegt bei 20 Millionen RMB. Auf dem Grundstück wurde ein neues Hochhaus mit 100 Wohnungen gebaut. Der Einheitswert einer Wohnung in diesem neuen Hochhaus wird vom Finanzamt daher mit 200.000 Yuan RMB (pro Wohneinheit) festgelegt. Dieser wird mit der Grundsteuermesszahl für Neubauwohnungen von 5 Promille multipliziert. Das wären also 1.000 Yuan RMB pro Wohnung. Würde die Stadt Beijing nun zum Beispiel den gleichen Hebesatz wie Berlin verwenden (800%), dann müsste der Besitzer der genannten Wohnung pro Jahr 8.000 Yuan RMB an Grundsteuer zahlen. Falls dieser Wohnungsbesitzer nun noch weitere Wohnungen in diesem Haus kaufen will, könnte die Stadt dafür von ihm einen erhöhten Hebesatz verlangen – zum Beispiel 1200 Prozent für die zweite Wohnung, 1600 Prozent für die dritte usw. 

In Kombination mit einer Verschärfung der Spekulationssteuer, also beispielsweise einer Verlängerung der Frist innerhalb derer ein Wohnungsverkauf als Spekulation gilt – in China derzeit 5 Jahre –, sollte dies ein effektives Mittel gegen die Überhitzung des Immobilienmarkts sein. 

Wenn man allerdings die Möglichkeit der Immobilienspekulation so massiv einschränkt, dann stößt man unweigerlich auch auf eine andere Frage, nämlich: 

Wo soll all das Geld hin? 

Es ist zwar einerseits notwendig, zu verhindern, dass Investoren Unmengen an Wohnungen für reine Spekulationszwecke – und um ihr Geld zu „Parken" – kaufen, während normale Bürger eine Wohnung zwar unbedingt haben wollen, sich diese aber nicht mehr leisten können. Andererseits wird es aber auch zu Problemen kommen, wenn die Investoren keine Möglichkeit mehr haben,ihr Geld in gewinnbringende Projekte zu stecken. 

Mehr Investitionschancen, weitere Öffnung des Finanzmarkts, Beteiligung an großen Staatsprojekten 

Laut einem aktuellen Bericht – dem sogenannten Hurun-Report – haben zwar 60 Prozent aller wohlhabenden und superreichen Chinesen Geld im Ausland investiert. Doch handelt es sich bei dem investierten Geld im Durchschnitt nur um 10 Prozent ihres Vermögens… für mich stellt sich da die Frage: Sind die chinesischen Millionäre zu ängstlich, um im Ausland zu investieren? Oder ist es einfach zu schwierig für sie? 

Wenn ich meine eigenen Erfahrungen in China als Beispiel nehme (Geld aus bzw. nach Deutschland überweisen, Geld wechseln), dann drängt sich mir der Verdacht auf, dass es für wohlhabende Chinesen nicht so einfach ist, im Ausland zu investieren – die Kontrollen sind sehr strikt. Wenn man bedenkt, mit welch großem Aufwand die chinesische Regierung unter Xi Jinping die Korruptionsbekämpfung betreibt, dann kann man sich leicht vorstellen, warum das so ist. 

Manch ein Leser mag sich jetzt vielleicht die Frage stellen, was dies mit der Blase am chinesischen Immobilienmarkt zu tun hat. Die Antwort ist ganz einfach: das Geld, das nicht so leicht aus China raus kann, sucht sich andere Anlagemöglichkeiten. Und die lukrativste und – bisher! – sicherste Investitionsmöglichkeit in China war und ist eben der Immobilienmarkt. 

Den aktuellen Daten der CZB zufolge steht der Immobilienmarkt noch für etwa 8 Prozent des chinesischen Wirtschaftswachstums, das im 3. Quartal 2016 bei 6,7 Prozent lag. Selbst wenn also der Immobilienmarkt komplett einbrechen würde – wovon absolut nicht auszugehen ist –, dann würde das Wirtschaftswachstum im schlimmsten Fall um 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen. Ein kräftiger Preisrückgang im Immobiliensektor wäre somit für die chinesische Wirtschaft durchaus zu verkraften – besser jedenfalls, als die durch reine Spekulation hervorgerufenen, ständig steigenden Preise. Letztere könnten schließlich auch zu einem Teufelskreis aus Inflation, Einschränkungen des Konsums und einer noch unvorteilhafteren Entwicklung der Kreditstruktur des Landes führen. Wenn man den Preisanstieg jetzt nicht in den Griff kriegt, erhöht man somit langfristig gesehen nur die Risiken für die Wirtschaft. 

Diejenigen, die jetzt nur in Immobilien investieren, weil sie auf steigende Preise spekulieren und glauben, dass der Immobilienboom in den Großstädten niemals zu Ende gehen wird, werden möglicherweise schon bald ihr blaues Wunder erleben. Die Zentralregierung hat die Restrukturierung der chinesischen Wirtschaft schon längst eingeleitet. Damit will sie den Konsum fördern und Überkapazitäten in anderen Branchen – vor allem denen, die mit der Bauwirtschaft in direktem Zusammenhang stehen – abbauen.  Zwar will sie den Immobiliensektor und die Bauwirtschaft nicht gefährden, aber ich glaube auch nicht, dass sie zulassen wird, dass diese Sektoren den Rest der chinesischen Wirtschaft gefährden. Und die mittlerweile offensichtliche Gier vieler großstädtischer Immobilienkäufer ist ihr sowieso ein Dorn im Auge. 

Kein Markt kann ewig wachsen, keine Blase ewig weiter aufgepumpt werden, bevor sie schließlich platzt. Darauf zu spekulieren, dass die chinesische Regierung dies „schon nicht passieren" lassen wird, dürfte ein schwerer Fehler sein. 

Doch es wäre fair von der Regierung, wenn sie den Investoren neue Anlagemöglichkeiten eröffnen würde. Denn wenn diejenigen, die über genügend Geld verfügen, keine Möglichkeit mehr haben sollten, in den Immobilienmarkt zu investieren, wohin sollen sie dann hin mit all ihrem Geld? Sollen sie es einfach auf ihren Konten liegen lassen, wo es niemandem nutzt? Oder sollen sie mehr konsumieren damit? Aber wie viel mehr kann man konsumieren, wenn man schon alles hat, was man braucht – und obendrein noch allen Luxus, den man will? 

Eine Möglichkeit könnte sein, den Privatinvestoren Zugang zu mehr nationalen und internationalen staatlichen Projekten zu verschaffen. Im Rahmen der „Public Private Partnership" wurde ja bereits über eine Beteiligung privater Investoren an Staatsunternehmen nachgedacht.Diese könnte auch auf nationale Projekte (zum Beispiel im sozialen Wohnungsbau) oder internationale Projekte (wie die Infrastruktur entlang der Neuen Seidenstraße) ausgeweitet werden. Bei sozialen Projekten könnte der Staat – statt einer Rendite – umfangreicheSteuernachlässe gewähren, bei den risikoreicheren internationalen Projekten würden die Privatinvestoren hingegen an den möglicherweise hohen Renditen beteiligt werden. Die Frage, wie man in diesen Bereichen zu mehr Gerechtigkeit und Effizienz sowie einer ausgewogenen sozialen Entwicklung kommen kann, wird im nächsten Jahr auch den 19. Parteitag der KPCh beschäftigen. Soll man der Gier und Spekulation einiger Wohlhabender freien Lauf lassen? Wenn man zu einer gerechten Gesellschaft kommen und eines der „Zweimal hundert Jahre"-Ziele, nämlich dass China bis 2021 das Niveau eines auf mittlerem Level entwickelten Landes erreicht, schaffen will, muss man die extreme Spekulation am Immobilienmarkt in den Griff kriegen. Dies wird man erfahrungsgemäß aber nicht allein durch immer mehr Regeln und Gesetze schaffen, sondern indem man den Markt weiter öffnet und auch staatliche Programme im Rahmen der „Public Private Partnership" für private Investoren zugänglich macht. So könnte man den Druck im Immobilienmarkt abbauen und den Wohlhabenderen Investitionschancen, den weniger Erfolgreichen aber auch mehr Entwicklungschancen bieten und somit insgesamt zu einer ausgeglichenen sozialen Entwicklung finden.       

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