Mit dem olympischen Segelzentrum war ein idealer Veranstaltungsort gefunden. Der Ponton einer Segelschule im Jachthafen bildet wie schon letztes Jahr auch heuer wieder das Fundament für ein Festzelt. Unter ihm sind versammelt: eine Spielecke für den Nachwuchs der Weingenießer, die Stände für Getränkeausschank und Leckereien aus Deutschland, China, Japan und der Schweiz, sowie die zahlreichen Biertische und -bänke, die man hier wohl besser Weinbänke nennt. Selbst “Duppegläser”, werden vereinzelt gesichtet, das sind die traditionellen Gläser aus Dürkheim, die einen ganzen Schoppen, also einen halben Liter Schorle oder Wein fassen und an der Außenseite runde Vertiefungen aufweisen, damit die Finger des Zechers einen besseren Zugriff auf den Göttertrank haben. Einer Schoppen-Olympiade auf einem original Olympiagelände steht also nichts mehr im Wege!    

Fritz Emrich erklärt das Geschäftsmodell mit dem er sich den deutschen Firmen näherte, die bekanntlich sehr zahlreich in Qingdao vertreten sind:  

“Es gibt das kleine und das große Sponsorenpaket zu 5.000 Yuan und zu 10.000 Yuan. Die Hälfte des Betrages erhält der Sponsor in Form von Getränke- und Speisegutscheinen zurück. Diese Gutscheine sind die Währung des Weinfestes. Eintrittsgeld wird nicht erhoben, der Besucher kauft die Gutscheine, mit denen er sich den ganzen Abend verköstigen kann, ohne noch mit Geldscheinen am Ausschank und an den Essständen hantieren zu müssen! Die Anbieter von Speis und Trank tauschen dann die Gutscheine bei uns wieder in Geld um und führen 25 Prozent ihres Gewinns an das Weinfest ab. Letztes Jahr haben wir noch einen überschaubaren Verlust eingefahren, dieses Jahr schaut wohl schon ein kleiner Gewinn heraus!”  

Gerne laden die Sponsoren ihre Gäste auf das Weinfest ein, aber ebenso leicht finden Besucher aller Altersklassen ihren Weg auf das rundum gelungene Fest, nicht zuletzt, weil selbst unter Chinesen ohne Pfalzerfahrung Wein als Getränk immer beliebter wird. 

Die Lufthansa trat auf dem Weinfest übrigens nicht nur als Sponsor in Erscheinung, sondern am Samstagabend auch als Crew, die munter das Tanzbein schwang! Das benachbarte Intercontinental Hotel ist seit einigen Monaten das Ruhequartier für die Berufsflieger, die den Direktflug Frankfurt/M. – Qingdao bedienen. Unter den luftigen Hanseaten gilt Qingdao seither als Geheimtipp für vielseitige Erholung vom Flugstress, ein bezaubernder Ort für den man im Kollegenkreis besser nicht zu viel Reklame macht, denn sonst wollen sich alle zum Dienst auf dieser Flugroute einteilen lassen!     

Aber nicht nur die Lufthansa, die Qingdao mit der Pfalz verbindet, legte eine Punktlandung hin: das Qingdaoer Weinfest fand zeitgleich mit dem Auftakt zum Dürkheimer Wurstmarkt statt und dauerte als kleine aber durch und durch vergnügliche Kopie des großen Vorbildes inklusive Frühschoppen drei Tage. In Bad Dürkheim kann man hingegen noch bis zum 19. September den Worschtmarkt feiern, der gemäß großzügiger Berechnung dieses Jahr angeblich zum 600. Male stattfindet!