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Eine Frage der Sicherheit

Von Lan Xinzhen  ·   2019-09-12  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Ernährungssicherheit;Landwirtschaft
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Eines der wichtigsten Kernbedürfnisse Chinas ist die Fähigkeit, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung in Sachen Nahrung selbst abdecken zu können. Die Getreidesicherheit ist nicht nur die Grundlage für Chinas soziale und wirtschaftliche Entwicklung – sie bietet dem Land auch Rückhalt bei der Bewältigung komplexer internationaler Situationen. 

Als die Volksrepublik China vor 70 Jahren gegründet wurde, hungerte ein Großteil der Bevölkerung – China war die Heimat der meisten verarmten Menschen weltweit. 

In den letzten sieben Jahrzehnten hat die Getreideproduktion in China stark zugenommen. Im Jahr 2018 betrug der Pro-Kopf-Anteil des Landes an Getreide 471,48 kg, mehr als doppelt so viel wie 1949, als es das Land seine 500 Millionen Einwohner nicht ernähren konnte. Heute haben die inzwischen knapp 1,4 Milliarden Chinesen mehr Nahrung als sie benötigen. 

Um den vielfältigen Bedürfnissen der Bürger gerecht zu werden, hat China zudem seinen Getreidemarkt geöffnet. Es ist heute der weltweit größte Importeur von Agrarprodukten, der zweitgrößte Händler solcher Produkte sowie ihr größtes Verkaufsziel. China ist der weltweit größte Abnehmer von Soja, Zucker und Baumwolle. 

Um genügend Nahrung zu liefern, hat die chinesische Regierung in den letzten Jahrzehnten mehrere Initiativen ergriffen, vom kommunalen System der kollektiven Landwirtschaft bis hin zum Ende der 1970er Jahre eingeführten „Haushaltsverantwortungssystem“, bei dem die Haushalte für die Produktion und die daraus resultierenden Gewinne oder Verluste verantwortlich waren. Letzteres hat zu einem raschen Anstieg der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse sowie der Einkommen der Landwirte geführt. In den letzten Jahren haben Landwirte vielerorts durch die Übertragung ihrer Landnutzungsrechte Großbetriebe aufgebaut und damit die Produktivität gesteigert. 

Die Zentralbehörden messen der Landwirtschaft große Bedeutung bei. Das erste offizielle Regierungsdokument, das in den letzten 16 Jahren jedes Jahr herausgegeben wurde, befasst sich mit Themen wie Agrartechnologie und Infrastruktur, Getreidepreisreform und Reform der landwirtschaftlichen Versorgung. Die Investitionen in die Landwirtschaftstechnik steigen und Agrarwissenschaftler entwickeln immer ertragreichere Reis- und Weizensorten. 

Die Regierung subventioniert Landwirte, die Getreide anbauen, und bietet auch anderen Ländern Anreize, die Massenproduktion von Getreide zu fördern. Sie hat die Agrarsteuer abgeschafft und ein strategisches Getreidereservesystem zur Lagerung von Getreide sowie zur Stabilisierung der Preise eingeführt. 

Doch genügend Getreide zu haben war nur der erste Schritt. Auch die Inlandsnachfrage nach Fleisch und Milch wuchs stetig, was zu einem expandierenden Tierhaltungs- und Geflügelsektor führte. Darüber hinaus importiert China heute hochwertigen Reis, Weizen, Mais, Soja und Obst. 

Seit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation im Jahr 2001 hat China im Einklang mit den Vorschriften der Welthandelsorganisation ein Kontingent für die Einfuhr der drei Grundnahrungsmittel Weizen, Reis und Mais festgelegt, während Soja frei gehandelt wird. Für Einfuhren im Rahmen des Kontingents gilt eine Null- bzw. Niedrigzollpolitik – bei allen Einfuhren, die über das Kontingent hinausgehen, gelten höhere Zölle. 

Warum hat China, das bevölkerungsreichste Land der Welt, ein Einfuhrkontingent für Getreide, wenn es doch täglich große Mengen an Getreide benötigt, um seine große Bevölkerung zu ernähren? Weil, wie Staatspräsident Xi Jinping 2018 während einer Reise in die vor allem Getreide produzierenden Regionen im Nordosten Chinas sagte, die „Reisschüssel“ der Chinesen vor allem mit chinesischem Getreide gefüllt werden sollte und die Chinesen selbst diejenigen sein sollten, die ihre eigene Ernährungssicherheit gewährleisten. 

China war in den 1980er Jahren ein wichtiger Produzent und Nettoexporteur von Soja, aber wegen der Flut von Billigimporten fanden es die chinesischen Bauern bald unrentabel, Soja anzubauen. Infolgedessen wurde die inländische Produktion stark dezimiert. Heute werden mehr als 80 Prozent der in China konsumierten Sojabohnen importiert. Dies hat zu der Befürchtung geführt, dass mit der inländischen Produktion von Reis und Weizen nach Aufhebung des Einfuhrkontingents dasselbe passieren könnte. Den Chinesen ist die wichtige Bedeutung von Getreide nur allzu bewusst. Eine Nation, die ihre Getreidesicherheit nicht gewährleisten kann, setzt ihre strategische Sicherheit aufs Spiel. 

Ein Einfuhrkontingent bedeutet nicht, dass „Fremdkorn“ abgelehnt würde. China hält ein ausgewogenes Verhältnis zwischen seinen heimischen und den externen Produkten aufrecht. Es verfolgt den Grundsatz, sich bei moderatem Import auf die heimische Produktion zu verlassen und ausländische Agrarprodukte nur zu importieren, um die über die Grundbedürfnisse hinausgehende Nachfrage der Menschen zu befriedigen. Dies ist einerseits gut für den internationalen Markt, andererseits versucht China so gleichzeitig, die Interessen der inländischen Getreideproduzenten, -händler und -verbraucher zu schützen. 

Die Getreidesicherheit ist und bleibt eine der wichtigsten Grundlagen für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Chinas. Die Forderung, dass China seine Getreideimportquote lockern sollte, sind unangemessen, da sie Kernbedürfnis Chinas, seine Ernährungssicherheit selbst zu gewährleisten, nicht berücksichtigen. 

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