Für viele Unternehmen, die im Zuge der von der COVID-19-Pandemie verursachten Störungen in den Lieferketten einen Lieferantenwechsel in Erwägung ziehen, bleibt China der attraktivste Standort außerhalb des Landes ihres Hauptstandortes. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Kreditversicherers Euler Hermes (eine Tochtergesellschaft des deutschen Versicherers Allianz) hervor.

Die Umfrage wurde zwischen Mitte Oktober und Anfang November unter 1.181 Unternehmen in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich und Italien durchgeführt. Nicht weniger als 94 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass es zu vorübergehenden Unterbrechungen in ihrer Lieferkette gekommen sei, so Euler Hermes in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.

Als Reaktion auf die Unterbrechungen in der Lieferkette gaben 52 Prozent der Unternehmen an, Schutzmaßnahmen ergriffen zu haben. 55 Prozent würden erwägen, in den nächsten sechs bis zwölf Monaten nach neuen Lieferanten zu suchen - in einem Drittel der Fälle erwägen sie, ihre Lieferanten in Länder zu verlegen, die bereits zu ihren drei wichtigsten Lieferantenstandorten gehören.

Bei denjenigen, die einen Umzug in Erwägung ziehen, bleiben chinesische Lieferanten die beliebtesten außerhalb der einheimischen, so der Bericht. Laut der Umfrage schafft China es bei 18 Prozent der befragten Unternehmen, die einen Lieferantenwechsel in Erwägung ziehen, unter die Top drei. Als mögliche Gründe für die Wahl nannte der Bericht die Präferenz für eine Fortsetzung der aktuellen Lieferkettendynamik sowie die Suche nach Kosteneffizienz in Zeiten großer Unsicherheit.

Die Umfrage ergab auch, dass Unternehmen mit Sitz in Deutschland, Italien und Großbritannien China deutlich häufiger als erste Wahl nennen als andere. Zum Beispiel ist China für 30 Prozent der britischen Unternehmen, die einen Lieferantenwechsel in Erwägung ziehen, unter den ersten drei Wahlmöglichkeiten.

Der Bericht stellte zudem fest, dass vor allem Unternehmen aus der Automobilbranche China bei der Suche nach neuen Lieferanten attraktiv finden. Auch Unternehmen, die stark digitalisiert sind, würden deutlich häufiger nach Lieferanten in China suchen.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass weniger als 15 Prozent derjenigen, die sich mit Standortverlagerungen beschäftigen, das sogenannte „Reshoring" in Erwägung ziehen - also die Produktion zurück ins Heimatland wollen.