Die Daimler AG vertieft die Partnerschaft mit dem chinesischen Internet-Giganten Baidu Inc beim automatisierten Fahren und bei vernetzten Fahrzeugen. Damit konsolidieren sie ihre Kooperation in Bereichen, von denen angenommen wird, dass sie die Zukunft der Automobil-Industrie sein werden. 

Die beiden Firmen werden ihre Zusammenarbeit bei Baidus offener Plattform „Apollo“ verstärken. Dabei werden sie auch neue Felder bei Dienstleistungen für vernetzte Fahrzeuge erforschen. Dies geht aus einer Verständniserklärung hervor, die in der letzten Woche veröffentlicht worden ist. Neben anderen Zielen werden sie Szenarien für automatisiertes Fahren sowohl auf öffentlichen Straßen als auch bestimmten Teststrecken diversifizieren, wobei die Sicherheit das primäre Ziel darstellt.

Die beiden Firmen beabsichtigen auch, Baidus vernetzte Dienstleistungen in der Mercedes-Benz User Experience zu integrieren - das intelligente Infotainment-System des deutschen Autobauers. Dieter Zetsche, Vorstand der Daimler AG und Direktor von Mercedes-Benz Cars sagte, der Autohersteller habe die CASE Strategie bereits implementiert. Diese steht für Vernetzung, automatisiertes Fahren, Sharing-Dienstleistungen und Elektrifizierung, sowohl global als auch auf einem lokalen Level in China. „Insbesondere das automatisierte Fahren und die Konnektivität schreiten in China mit einer beispiellosen Geschwindigkeit voran. Unser anhaltender Erfolg hängt nicht nur davon ab, diesen Trends voraus zu sein, sondern sie auch anzuführen.“

Daimler war einer der ersten Partner, die sich dem Apollo Projekt angeschlossen haben. Dabei handelt es sich um eine offene Plattform für automatisiertes Fahren von Baidu, welche im April 2017 gestartet ist. Sie bietet eine umfassende All-In-One Lösung, welche die großen Merkmale und Funktionen eines automatisierten Fahrzeugs unterstützt. Im Dezember 2017 wurde Daimler ein Mitglied am Apollo Komitee. Dieses widmet sich der Beschleunigung der Forschung zu sichereren Lösungen für automatisiertes Fahren in China und der Förderung relevanter Gesetze.

Baidu Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer Robin Li sagte, die Automobil-Industrie würde sich in der Ära der künstlichen Intelligenz und Big Data weiterentwickeln. Dabei ginge es von einer vertikalen Integration zu einem Plattform-basierten Ökosystem. Jetzt sei die beste Zeit für globale Autohersteller und Technologieunternehmen, zusammenzuarbeiten und die Zusammenarbeit beim Aufbau eines intelligenten Ökosystems zu vertiefen. Ihre Kooperation habe bereits Früchte getragen. Mit zusätzlichen technischen Anwendungen von Baidus Apollo-Plattform wurde Daimler im Juli der erste internationale Autohersteller, der eine Lizenz für Straßentests bei hochautomatisierten Fahrzeugen in Beijing erhalten hat. Das bedeutet für die Firma einen großen Meilenstein bei den lokalen Forschungs- und Entwicklungsbemühungen in China.

Hubertus Troska, Vorstandsmitglied der Daimler AG und verantwortlich für die Region Greater China sagte, dass die Realisierung lokaler, automatisierter Fahr- und Konnektivitätsdienste ein Verständnis für die vielen Eigenschaften erfordert, die den chinesischen Markt einzigartig machen. „Die Apollo-Plattform unterstützt unsere Straßentests in Beijing. Unsere Zusammenarbeit im Bereich des automatisierten Fahrens ermöglicht es uns, Lösungen zu entwickeln, welche die spezifischen Bedingungen Chinas berücksichtigen. Seite an Seite mit unseren lokalen Partnern werden wir damit fortfahren, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, welche den Bedürfnissen unserer Konsumenten in China am besten entsprechen.“

Daimler ist einer von vielen internationalen Autoherstellern, die das autonome Fahren in China testen - dem größten Automobilmarkt der Welt. Im Mai hat die BMW AG in Shanghai die erste Lizenz unter den internationalen Automobilherstellern für automatisierte Prüffahrzeuge erhalten. Die Lizenzen erlauben es, einen 5,6 Kilometer langen Abschnitt der öffentlichen Straße im Bezirk Jiading in Shanghai zu nutzen, um intelligente Fahrzeuge zu testen. BMW hat ein starkes, lokales Team in Shanghai aufstellt, darunter 60 Experten für automatisiertes Fahren. Mit Hilfe der Lizenz sammelt das Team Daten, welche auf dem tatsächlichen Datenverkehr basieren. Dabei deckt es die gesamte Komplexität ab. Diese Daten werden genutzt, um maschinelle Lernalgorithmen zu trainieren, die laut BMW ein adäquates L4-autonomes Fahrverhalten zeigen.