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Gute Zeiten für die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit in der Autoindustrie |
Von Peng Dawei · 2017-07-07 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Auto;Deutschland | Druck |
Im Juni 2015 eröffnete das Elektroauto-Startup NextEV/Nio in der deutschen Autostadt München ein globales Designzentrum. Innerhalb von nur zwei Jahren erhöhte sich die Zahl der Mitarbeiter des Zentrums von 16 auf mehr als 100. Hier wurden bisher drei Autotypen entworfen, die in der Autobranche große Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben – wie beispielsweise der „Nio EP9“, ein Supersportwagen mit Elektroantrieb, der derzeit auf dem Nürburgring den Rekord für die schnellste mit einem Elektroauto gefahrene Runde hält. Das fahrerlose Konzeptauto „EVE“ wurde schon auf der Automesse in Austin gezeigt. Das erste für die Massenproduktion vorgesehene Modell „ES8“ wurde im April auf der Shanghai Auto Show der Öffentlichkeit vorgestellt. Jetzt kommt es auf den chinesischen Markt.
„Sind die Autos von NextEV nun ‚Made in China‘ oder ‚Made in Germany‘?“ Auf diese Frage antwortete Zhang Hui, Manager der Autofirma in Deutschland, lächelnd: „Die Autos werden global produziert.“
Das Team des globalen Designzentrums als Beispiel nehmend erklärte Zhang, dass die Angestellten der Firma aus über 20 Ländern kämen, darunter Länder wie China, Deutschland, Großbritannien, Amerika und Brasilien. Etwa ein Viertel der Angestellten seien Deutsche, während die Chinesen nur etwa ein Zehntel ausmachten. Die Arbeitssprache sei Englisch. In Shanghai, München, London und im Silicon Valley gebe es weitere Niederlassungen für Design, Forschung und Verkauf. All dies trage zu der guten Zeit bei, die die chinesisch-deutsche Kooperation in der Autoindustrie derzeit erlebe.
„Es kommt nicht darauf an, den Herstellungsort des Autos zu unterstreichen. Wir haben den Wunsch, mit globalen Ressourcen den chinesischen Konsumenten die besten Produkte anbieten zu können“, sagt Zhang Hui.
Vor mehr als 30 Jahren, nämlich im Jahr 1983, rollte in China der erste Volkswagen vom Fließband. Heutzutage ist China noch vor Amerika und Deutschland selbst der weltweit größte Absatzmarkt für deutsche Autos. Jedes zweite von Volkswagen hergestellte Auto wird nach China exportiert.
Doch die Zeiten ändern sich. Inzwischen läuft die Entwicklung der Neuen-Energien-Autos auf Hochtouren. Wie wird sich die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit in der Autobranche künftig entwickeln?
„Die gegenwärtige Zusammenarbeit bei den mit neuen Energien betriebenen Autos unterscheidet sich deutlich von dem Kooperationsmodell, das in den vergangenen 20 Jahren die Zusammenarbeit zwischen den Autoindustrien beider Länder existierte“, sagte Wu Mei, Manager bei Ningbo Joyson Electronic. Früher habe Deutschland seine Technologien angeboten, China hingegen seinen Markt und Kapital. Das wäre nur ein einfaches Zusammenarbeitsmodell zum gegenseitigen Nutzen.
Laut Wu sei die Forschung und Entwicklung der chinesischen Autofirmen in der Vergangenheit von ausländischer Technik beschränkt worden. „Dank der mit neuen Energien betriebenen Autos wird sich das jedoch ändern.“
Die Preh GmbH, ein vor kurzem von Joyson Electronic übernommener Automobilzulieferer aus Bayern, hat vor kurzem angekündigt, dass das auch bei Mercedes-Benz zum Einsatz kommende 48V-Bordnetz bereits in großer Menge hergestellt wird.
Neben NextEV zieht es mehr und mehr chinesische Autofirmen nach München, die dort ihre Design-, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen ansiedeln. So wurde Anfang Juni beispielsweise das KDX Europe Composites R&D Center in München eröffnet, mit dem Ziel, im Bereich Automobil-Leichtbau eine wichtige Plattform für den technischen Austausch, die industrielle Kooperation sowie Kapital und Markt zwischen beiden Ländern aufzubauen.
Die BAIC Group (Beijing Automotive Industry Holding) hat kürzlich mit ihrem deutschen Partner Daimler AG eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, durch die Investitionen in mit neuen Energien betriebenen Autos in China die strategische Zusammenarbeit beider Seiten weiter verstärkt werden soll. Die mit neuen Energien betriebenen Autos von Daimler werden von Mercedes-Benz (Beijing) eingeführt, wodurch eine starke Allianz gebildet wird.
Doch die Entwicklung der chinesischen Forschungsfähigkeit und der Aufschwung chinesischer Marken bringt auch Sorgen mit sich. Kann durch die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit die Konkurrenz überflügelt und damit eine Win-Win-Situation in diesem Bereich erreicht werden?
„Die gemeinsame Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektroautos stellt eine Plattform für beide Länder dar. Nur wenn beide Seiten gegenseitig füreinander die Tür öffnen und gemeinsam forschen, können sie die neuen Herausforderungen bewältigen“, sagte Wu. Es stimme ihn optimistisch, dass China und Deutschland gemeinsam forschen und entwickeln, globale Ressourcen neu organisieren und verteilen, um so zu den größten Gewinnern in diesem Bereich zu werden.
„Ein Win-Win-Situation ist zwingend notwendig. Für die Entwicklung der Elektroautos muss man zunächst deren Markt vergrößern“, sagte Zhang Hui und fügte hinzu, dass sich durch die Zusammenarbeit in vielen Bereichen Synergieeffekte erzielen ließen. „Dafür werden wir alle intensiv zusammenarbeiten.“
Wang Weidong, Botschaftsrat der Wirtschafts- und Handelsabteilung der chinesischen Botschaft in Deutschland, betonte, dass die Zusammenarbeit im Bereich der Elektroautos auf gegenseitigem Respekt und Nutzen basieren sollte.
„Die Entschlossenheit, mit der die chinesische Regierung die Entwicklung der Elektroautos vorantreibt sowie die daraus entstehenden riesigen Marktchancen der chinesischen Autoindustrie bieten, ist eine historische Gelegenheit, die wir ergreifen müssen“, erklärt Wang Weidong. Deutsche Unternehmen seien dabei sehr willkommen. Auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts, des beiderseitigen Nutzens und Gewinns könnten sich den deutschen Autobauern durch die Zusammenarbeit mit chinesischen Autofirmen neue Wachstumschancen bieten.
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