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„Ich habe in meinem Leben das gemacht, was mir wichtig war.“

Von Sabine Weber  ·   2017-10-19  ·  Quelle:China Heute
Stichwörter: Alfons Labisch;Kultur;China
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Im Gegensatz zu China allerdings kam es in den Wissenschaften in Europa im 16. und frühen 17. Jahrhundert zu einem Bruch, welcher die wissenschaftliche Sicht der Welt aus ihren Angeln heben sollte. „Einzelne Persönlichkeiten, sei es Galileo Galilei, sei es Isaac Newton, begannen einzelne Beobachtungen zu isolieren, in Experimenten zu wiederholen, in Analysen zu quantifizieren und schließlich in Theorien zu abstrahieren. Diese Theorien ermöglichten wiederum technische Anwendungen. Diese neue Methode, den universal gültigen Wahrheitsanspruch einer Erkenntnis experimentell zu prüfen, für alle nachvollziehbar mathematisch zu begründen und damit technisch verfügbar zu machen, hatte einen Wandel in den europäischen Wissenschaften zur Folge, welcher in China so nicht statt fand.“ 

Trotz der zunächst allmählichen, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts aber rasant voranschreitenden Entwicklung der modernen Medizin hat sich auch in Europa die antike und mittelalterliche Medizin in der Form der Volksmedizin erhalten. In Ostasien generell und auch in China erschien das mechanistisch-technologische Denken der modernen Medizin zunächst als Fremdkörper, deren Faszination und wachsende Akzeptanz allerdings in der nachweislichen Wirkung lag. Damit war die überkommene chinesische Medizin in einen Begründungszwang gestellt: sie musste sich neu definieren und neu legitimieren. Zugleich stellte sich die Aufgabe, eine große Zahl von Menschen auch in der Peripherie dieses riesigen Landes zumindest mit einer Basismedizin versorgen zu müssen. 

Damit begann eine bis heute wirkende Diskussion, die sich im Gegenüber von moderner westlicher Medizin und „traditioneller chinesischer Medizin“ als eine Art Wettkampf präsentiert. Jenseits dieser in der Öffentlichkeit teils emotionalen und wenig informierten Diskussion stellt sich für den modernen Mediziner in der Begegnung zwischen moderner und traditioneller chinesischer Medizin damit die Frage, wo und wie Wirksamkeit nachgewiesen wird. „Und hier bezeugt die moderne Medizin objektiv größere Erfolge,“ so Labisch. Gleichzeitig müsse man sich aber auch der vielen und größtenteils verborgenen Ansätze traditioneller Heilmethoden bewusst sein. Dies gilt besonders im Bereich der alltäglichen Beschwerde und Vorsorge für eine bleibende Gesundheit, wie etwa durch Ernährung oder körperliche Übung. Die traditionelle Heilkunst ergänzt damit die moderne Medizin. Das allein wäre aber zu wenig und wird dem Potential traditioneller chinesischer Medizin nicht gerecht. Denn in ihren überlieferten Heilmitteln und Rezepturen sind durchaus Mittel verborgen, die auch im modernen Sinne wirksam sind. „Im Jahr 2015 erhielt die chinesische Pharmakologin Tu Youyou den Nobelpreis für Medizin für ihre Arbeiten in den 1970er Jahren, als sie die Wirksamkeit des Einjährigen Beifuß bei der Behandlung von Malaria untersuchte. Die Pflanze wurde in der chinesischen Medizin bereits seit Jahrhunderten für ihre pharmazeutischen Wirkkräfte geschätzt. Die Forscherin hatte indes die Methoden der modernen Medizin genutzt, um den genauen Wirkstoff, das sogenannte Artemisinin, zu identifizieren und zu isolieren, wodurch die Entwicklung und Herstellung von Medikamenten ermöglicht wurde. Heute wird gegen die akute Malaria weltweit die ACT eingesetzt: die Artemisinin-k(c)ombinierte Therapie – also ein Welterfolg der klassischen chinesischen Medizin. Dieses Beispiel zeigt, dass traditionelle chinesische Pharmakologie, welche ihre Erkenntnisse mit den naturwissenschaftlichen und klinischen Nachweismethoden der modernen Medizin erforscht und verifiziert, wundervolle, und das heißt hier: tatsächlich wirksame möglichst nebenwirkungsfreie Ansätze auch für die moderne klinische Medizin bieten kann. Eben auf diesem Wege sehe ich die Zukunft der traditionellen chinesischen Medizin.“ 

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