Xian Zhang ist die erste Frau, die als Gastdirigentin mit einem der BBC Orchester - dem National Orchestra of Wales - zusammenarbeiten wird. Die in China geborene Zhang denkt, dass es nun an der Zeit sei, mehr weibliche Dirigenten in den Opern- und Orchesterbetrieb einzuführen. „Irgendjemand muss damit anfangen. In der Tat ist es in China kein neues Phänomen, dass Frauen Orchester dirigieren. Viele Lehrer bei der Dirigentenausbildung sind weiblich“, sagte Zhang. Mit dem rapiden Wachstum der Orchesterkultur in China denkt Zhang, dass die Nachfrage nach Dirigenten generell steigen wird. Junge Dirigenten sollten daher nach Möglichkeiten suchen, vor allem in China zu arbeiten. Das Land sei ein Hotspot, den jeder ausländische Musiker besuchen solle. Zhang sagt: „Es ist wichtig, die Welt zu entdecken, aber China ist ein großartiger Markt für Musiker.“

Sie hat das Land nicht verlassen, bis sie im Alter von 25 Jahren in die USA ging. Als sie damit begann, an Schulen in den USA Dirigentenkurse zu geben, war sie überrascht, dass vieles, was sie in China gelernt hatte, nirgendwo sonst unterrichtet wird. „Die Ausbildung für Dirigenten in China ist auf einem sehr fordernden Niveau. Ich habe zu diesem Zeitpunkt nicht realisiert, wie viel ich im Vergleich zu den anderen Studenten in Amerika gelernt habe. Studenten, die den Beruf des Dirigenten in China erlernen, sollten sich glücklich schätzen“, sagt Zhang. Das spezifische Training, dass Zhang in Beijing erhalten hatte, half ihr dabei, ihre Grundlagen aufzubauen, welche ihre Studien in den USA weiter unterstützt haben. In China setzen Lehrer ihren Schülern Ziele, die sie erreichen müssten, außerdem beschäftigen sie sich viel mit Theorien und Analysen.

Als Zhang jedoch in den USA studierte, entwickelte sie ihre eigenen Methoden. Sie gewann auch zusätzliche Erfahrungen, indem sie zweimal in der Woche ein Orchester dirigierte und lernte, mit verschiedenen Musikern zu proben. „In den USA gibt es eine freie Lern-Philosophie. Die Lehre limitiert nicht und fragt auch nicht danach, andere zu imitieren. Einige Studenten sind vielleicht weniger begabt, aber sie dürfen die Lehre trotzdem fortsetzen.“ Zhang kooperierte in Folge mit verschiedenen Orchestern rund um die Welt. Sie wurde zur musikalischen Leiterin des New Jersey Symphony Orchestra in den Vereinigten Staaten ernannt. Daraufhin wurde sie 2009 auch musikalische Leiterin am Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi in Italien. Regelmäßig dirigierte sie die London Symphony Orchester und das Royal Concertgebouw Orchester.

China steht ebenfalls auf ihrer Agenda, jedes Jahr arbeitet sie mit vier Orchestern in der Volksrepublik. Sie hat einen engen Terminkalender rund um den Globus, 2015 zählte sie zu den 150 meistbeschäftigten Dirigenten der Welt, zu denen nur vier Frauen zählen. Zhang denkt, dass sich die Kultur in China dank der guten Wirtschaft rapide entwickeln würde. „Nachdem die Wirtschaft stark wächst, wachsen auch die emotionalen und spirituellen Bedürfnisse der Menschen. Sie brauchen eine gewisse Art der Unterhaltung am Abend, etwas, das sich von ihrem Alltag unterscheidet“, sagt Zhang. Die Städte mittlerer Größe in China würden nun ebenfalls beginnen, ihre eigenen Orchester aufzustellen, dazu würden auch mehr und mehr Orchesterhallen gebaut. (Quelle: Radio China International)