Von links nach rechts: der Kalender des Palastmuseums, der Scherenschnittkalender, der „Gerüchte-Reißwolf“-Kalender und der Musikkalender. (Foto: Xue Quantao) 

2021 ist gleich um die Ecke. Wie bereiten Sie sich auf das neue Jahr vor? Für viele Menschen in China ist aktuell der Kauf eines künstlerisch gestalteten Kalenders ein absolutes Muss. Warum? Kürzlich besuchte die Reporterin der Beijing Rundschau Buchhandlungen und Verlage, um Branchenkenner zu interviewen und die Gründe für die Beliebtheit kreativer Kalender zu erkunden. 

In der Gengdu-Buchhandlung im Osten Beijings sind die vielfältigen Kalender mit unterschiedlichen Themen und Geschmacksrichtungen, die in den Regalen an der Tür platziert sind, besonders auffällig. 

„In diesem Jahr haben wir ab Anfang November mit dem Verkauf von kreativen Kunstkalendern begonnen. Derzeit werden sieben unterschiedliche Typen angeboten. Mit Beginn des neuen Jahres steigen die Kalenderverkäufe stetig“, sagt Liang Hao, Manager der Buchhandlung, und fügt hinzu, dass der Kalender des Palastmuseums unter den vielen Kalendern der Bestseller sei. 

Der Kalender des Palastmuseums ist eine wichtige Publikation des Palastmuseums zur Ausstellung seiner Kulturschätze und zugleich ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Erweiterung des Angebots an neuartigen Publikationen und ein Beitrag des Palastmuseums zur Entwicklung der Kultur- und Kreativbranche. Das kommende Jahr wird Chinas Jahr des Büffels sein. Der Büffel symbolisiert in der chinesischen Kultur Fleiß und Engagement. Dieser Kalender zeigt Darstellungen mit Bezug auf Büffel und Szenen des Landlebens in verschiedenen Epochen und entführt den Lesern auf eine kurze Reise durch die chinesische Geschichte. 

In den letzten Jahren haben nicht nur Museen, sondern auch Verlage, Kultur- und Kreativunternehmen sowie Buchhandlungen in wachsender Vielfalt Kalender herausgebracht, die aus Sicht von Wang Yun*, Buchredakteurin des Verlages New World Press, der Entwicklung der Kultur- und Kreativbranche einen starken Schub verleihen werden. Sie meint: „Da künstlerisch gestaltete Kalender zu Kultur- und Kreativprodukten zählen, unterliegen sie nicht den strengen Anforderungen, die an Buchveröffentlichungen gestellt werden. In Zukunft werden immer mehr Anbieter in diesem Segment in Erscheinung treten, um Gewinne zu erzielen. Die sich daraus ergebende harte Konkurrenz führt jedoch zwangsläufig zu einem Verdrängungswettbewerb.“ 

Um in dieser Wettbewerbssituation bestehen zu können, ist es entscheidend, die Herzen der Verbraucher durch Kreativität zu erobern.  

Verbreitet ist der Trend zum Kalender, der jeden Tag ein Motto gemeinsam mit einer hübschen Illustration präsentiert. Aber es gibt auch viel aufwändigere Prachtexemplare. So hat ein Kreativunternehmer einen „Gerüchte-Reißwolf“ auf den Markt gebracht. Der Kalender sieht wie ein Mini-Drucker aus und enthält für jeden Tag des Jahres ein Gerücht, das leicht zu glauben ist. Dreht man an einem Knopf, erscheint das Gerücht des Tages und anschließend der wahre Sachverhalt, während gleichzeitig das Gerücht vom Vortag geschreddert wird. 

Sehr beliebt ist auch der Scherenschnittkalender. Reißt man täglich das Kalenderblatt ab, sieht man am Ende des Jahres eine hübsche kleine Scherenschnittarbeit, die 24 berühmte chinesische Architekturdenkmäler zeigt, darunter den Tian’anmen-Platz und den Himmelstempel in Beijing. Dieser Kalender verschafft auch Zugang zu virtuellen Welten: scannt man die Illustrationen mit dem Smartphone, werden Videos angezeigt. 

Liang Hao sagt, dass mehr als die Hälfte der Kunden, die in seiner Buchhandlung Kalender kaufen, junge Menschen seien. Bei wachsender Konsumfreudigkeit erwerben immer mehr junge Leute Kultur- und Kreativprodukte. „Dieses Jahr ist das zweite Jahr, in dem ich künstlerisch gestaltete Kalender als Neujahrsgeschenke für meine Familie und Freunde ausgewählt habe“, sagt Li Xingchen, ein 26-jähriger Kalenderfan. „So ein Kalender soll einerseits Hoffnung und Vorfreude auf das neue Jahr wecken, andererseits gibt es jedes Jahr so viele neue kreative Kalender auf dem Markt, dass ich gar nicht umhin kann, einige von ihnen zu kaufen“, so Li. 

(*Name auf Wunsch der Interviewten geändert)