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„Chinesische Projekte haben in Afrika enorme Fortschritte ermöglicht“

  ·   2018-09-05  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: FOCAC;Africa
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Die chinesische Vorgehensweise, verschiedenen afrikanischen Staaten Kredite für Infrastrukturprojekte zur Verfügung zu stellen unter der Bedingung, dass chinesische Unternehmen an diesen Projekten beteiligt werden müssen, wurde von einigen westlichen Medien scharf kritisiert. Sogar von „Neokolonialismus“ war da die Rede. Was halten Sie von solchen Anschuldigungen? 

M. Weigel: Solche Anschuldigungen sind bedauerlich und stellen für mich teilweise sogar die Einhaltung des Pressekodex in Frage. Sicherlich ist China zu einem wichtigen Kreditgeber für viele afrikanische Länder geworden, aber betrachtet man das Gesamtbild für den Kontinent, dann sind in den meisten Ländern immer noch die traditionellen westlichen Geber und multilateralen Banken die Hauptgläubiger. Leider haben es diese jedoch verpasst, über die letzten Dekaden viele der grundlegenden Infrastrukturprojekte in Angriff zu nehmen, die jetzt in Kooperation mit China umgesetzt werden. Und was die chinesischen Unternehmen angeht: Außenwirtschaftsförderung mittels Staatskrediten ist sicherlich keine Erfindung Chinas. Natürlich ist es wichtig, vor allem bei großen Infrastrukturprojekten bei den Vertragsverhandlungen genau hinzusehen. Hier ist der Auftraggeber auf der afrikanischen Seite in der Pflicht. Über die Jahre hinweg haben wir beobachten können, dass die Projekte der lokalen Wirtschaft umso mehr zugutekommen, je fordernder die afrikanische Seite auftritt.  

Deutschland hatte im Rahmen seiner G20-Präsidentschaft die Kooperation mit Afrika zur Chefsache erklärt – und damit einen positiven Trend der vorangegangenen G20-Präsidentschaft Chinas fortgeführt. Hat Deutschland sein Wort gehalten? Ist Deutschland derzeit sehr aktiv in Afrika? 

M. Weigel: Ja, Deutschlands neues Engagement in Afrika hat sich auch nach dem Ende der deutschen G20-Präsidentschaft fortgesetzt. Zum einen gibt es auf der politischen Ebene die nötige Kontinuität, mit vermehrten Staatsbesuchen zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern. Zum anderen greift auch die deutsche Außenwirtschafsförderung, einschließlich der Außenhandelskammern und Förderbanken, das Thema Afrika zunehmend häufiger und prominenter auf. Darüber hinaus konnten wir innerhalb des letzten Jahres konkrete Ausweitungen des Geschäftsbereichs einiger DAX-Unternehmen in Richtung Afrika mitverfolgen. Auch die zwischen Kanzlerin Merkel und Präsident Xi auf dem G20-Gipfel des letzten Jahres getroffene Vereinbarung, nach Kooperationsmöglichkeiten in Afrika zu suchen, trägt erste Früchte.  

Im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative sind die Beziehungen zwischen China und Deutschland auf allen Ebenen noch enger geworden. Auch eine Kooperation in Drittländern ist geplant. Findet diese in Afrika bereits statt?  

A. Demissie: Ja, die Seidenstraßen-Initiative bietet eine ausgezeichnete Plattform um trilaterale Kooperationen zwischen deutschen, chinesischen und afrikanischen Partnern zu realisieren. Der Bereich Industrialisierung, zum Beispiel durch den Aufbau gemeinsamer Sonderwirtschaftszonen, oder der Bereich Infrastrukturfinanzierung, zum Beispiel durch die Asian Infrastructure Investment Bank – welcher übrigens auch eine ganze Reihe von afrikanischen Ländern angehören – wären hierbei sicherlich interessante Ansatzpunkte. Im Kleinen gibt es bereits einige Formen der trilateralen Kooperation, wie beispielsweise deutsche Ingenieure, die unabhängige Qualitätskontrollen in von chinesischen Firmen umgesetzten Projekten in afrikanischen Ländern durchführen. Oder deutsche Technologiezulieferer für den Bau chinesischer Wasserkraftwerke in Afrika. Allerdings bleiben bislang viele Möglichkeiten der trilateralen Zusammenarbeit ungenutzt. Im Oktober wird zu diesem Thema erstmals eine Studie der DIHK und GTAI, an der auch die China Africa Advisory mitgewirkt hat, erscheinen und dem deutschen Mittelstand konkrete Potentiale für eine solche Kooperation aufzeigen.  

Welche chinesisch-deutschen Kooperationsformen wären in Afrika noch denkbar und wie würden Sie deren Erfolgsaussichten einschätzen? 

M. Weigel: Auch die Entwicklungszusammenarbeit bietet viele Möglichkeiten für trilaterale Kooperation. Das haben China und Deutschland erkannt und im Mai letzten Jahres das Chinesisch-Deutsche Zentrum für Nachhaltige Entwicklung in Beijing eröffnet, das nachhaltige Entwicklungsprojekte in Afrika unterstützen wird. Neben den bereits erwähnten Bereichen hätte eine verstärkte Zusammenarbeit hinsichtlich erneuerbarer Energien, Umwelttechnik, Mobilität, Urbanisierung sowie beruflicher Aus- und Weiterbildung sicherlich große Aussichten auf Erfolg.  

Am 3. und 4. September findet in Beijing das China-Afrika-Forum statt. Welche Erwartungen und Hoffnungen haben Sie bezüglich dieses Ereignisses? 

A. Demissie: Für das Forum on China-Africa Cooperation werden in Beijing 50 der 54 afrikanischen Staats- und Regierungschefs mit der chinesischen Führung zusammenkommen, um den Fahrplan für die nächsten drei Jahre (2019-2021) abzustimmen. Ein zentrales Element wird die weitere Einbindung des afrikanischen Kontinents in die Seidenstraßen-Initiative sein. Ich erwarte, dass China sein Engagement in Afrika sowohl mit umfangreichen Wirtschaftsverträgen im Bereich Investition und Handel, als auch durch weitere Kreditlinien weiter untermauern wird. Auch ein Schuldenerlass für einige der ärmsten Länder ist sehr wahrscheinlich. Wir werden wohl auch Kooperationsabkommen in neuen Bereichen, wie zum Beispiel E-Commerce und Blockchain-Technologien, sehen. Ich hoffe, dass auch die Zusammenarbeit im Bereich erneuerbare Energien und Umwelttechnologien verstärkt werden wird.  

Herr Weigel, Herr Demissie, wir bedanken uns für dieses Interview! 

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