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Die Welt ist groß genug für die friedliche Koexistenz unterschiedlicher Systeme |
· 2019-08-29 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Handelskonflikt;5G | Druck |
Vor mehr als einem Jahr, als die Vereinigten Staaten einen Handelskonflikt mit China auslösten, erwarteten viele, dass sich die beiden Seiten irgendwann auf halbem Wege treffen, ihre Differenzen beilegen und wieder normale Handelsbeziehungen aufnehmen würden. Inzwischen wissen wir, dass sich diese Erwartungen nicht erfüllt haben – und wahrscheinlich auch nicht mehr erfüllen werden.
Trotz vieler Herausforderungen in den letzten sieben Jahrzehnten konnte China ein schnelles und stetiges Wirtschaftswachstum verzeichnen und sich zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt entwickeln. Die rasante sozioökonomische Entwicklung Chinas veranlasste jedoch einige US-amerikanische – und sogar einige chinesische – Wissenschaftler, davon auszugehen, dass auch das Regierungssystem des Landes eine Transformation durchlaufen würde. China würde zunehmend westlichen Demokratien ähneln, insbesondere den Vereinigten Staaten, die über eine präsidiale Regierungsform verfügen.
Aber das ist nicht geschehen. Stattdessen hat die Kommunistische Partei Chinas das Land durch turbulente Gewässer geführt und ihr Ansehen in der internationalen Gemeinschaft weiter gefestigt.
Die Partei war bei ihren Bemühungen erfolgreich, weil sie sich an die sich ändernden Zeiten und Umstände angepasst hat. So hat sich der ehemalige Staatschef Deng Xiaoping das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ ausgedacht, um sicherzustellen, dass die Rückkehr Hongkongs nach China 1997 reibungslos und friedlich verläuft. Viele in den USA und in der Europäischen Union gingen fälschlicherweise davon aus, dass die Geschichte Hongkongs mit der Übergabe vorbei sei und dass die ehemalige britische Kolonie in eine längere Periode niedrigen, ja sogar negativen Wachstums fallen würde. Aber das Modell "Ein Land, zwei Systeme" hat sich für Hongkong als sehr vorteilhaft erwiesen, da es ihm geholfen hat, seine Position als globale Finanz- und Logistikdrehscheibe zu behaupten.
Solange China in Bezug auf die Gesamtgröße der Wirtschaft weit hinter den USA zurückblieb, schienen letztere die Unterschiede in den Regierungssystemen Chinas und der USA nicht zu interessieren. In den 1970er Jahren hinderte der Unterschied in ihren politischen Systemen die US-Politiker und Wissenschaftler auch nicht daran, bessere Beziehungen zu China zu suchen. Und in den 90er Jahren und danach war sogar mehrmals von einer G2-Allianz – den USA und China – als einer neuen geopolitischen Partnerschaft die Rede.
Bis Anfang der 2000er Jahre blieb China bei den Spitzentechnologien weit hinter den USA zurück. Aber zu Beginn dieses Jahrzehnts begannen sich die Dinge zu ändern. China war inzwischen nicht nur in mehreren Hightech-Branchen autark geworden, sondern seine Unternehmen waren auch zunehmend dazu in der Lage, mit US- und EU-Hochtechnologieunternehmen auch auf dem amerikanischen und europäischen Markt zu konkurrieren. Und all dies geschah immer noch im Rahmen des 1949 eingeführten, grundlegenden Modells der Regierungsführung.
Außerdem wurden chinesische Unternehmen wie der Telekommunikationsausrüster Huawei in vielen Hightech-Bereichen sogar weltweit führend, wie zum Beispiel in der Kommunikationstechnologie der fünften Generation (5G). Wenn es Huawei, dem Weltmarktführer bei 5G, gelingt, diese Spitzentechnologie weltweit zu verbreiten, würde dies bedeuten, dass China zu einem globalen Hightech-Riesen wird, der sich im Wettbewerb mit anderen Ländern behaupten könnte.
Die Seidenstraßen-Initiative verändert bereits jetzt die geopolitische Landschaft in Eurasien und verbindet die beteiligten Länder immer mehr zu einer nahtlosen Kommunikations- und Handelszone, die die größte ihrer Art wäre.
China hat auf seinen alten Kontakten mit Afrika und Lateinamerika aufgebaut, um seine eigenen Lieferketten zu entwickeln – ebenso in Zentralasien, ja sogar in Teilen Europas.
China versucht jedoch nicht, die bestehende Weltordnung zu stürzen oder andere Länder zu zwingen, sein politisches und wirtschaftliches System zu übernehmen. Im Gegensatz dazu sind die USA nach wie vor davon überzeugt, dass ihr politisches System und ihre Soft Power der Welt den größten Nutzen bringen.
Die Tatsache, dass der US-Dollar für die meisten Länder die bevorzugte Währung ist, wenn es um Devisenreserven geht, hat das Selbstvertrauen der USA lange gestärkt. Aber in Zeiten der wirtschaftlichen Globalisierung und der sich verändernden Wirtschaftslandschaft müssen die USA ihre Politik ernsthaft überprüfen.
Tatsächlich ist es an der Zeit, dass diejenigen, die an eine gerechte Weltordnung glauben, ihre Mentalität des Kalten Krieges aufgeben und akzeptieren, dass verschiedene, ja zum Teil sogar völlig unterschiedliche Systeme in der heutigen, zunehmend pluralistischen Welt tatsächlich koexistieren können.
(Der Autor ist Professor für Geopolitik an der Manipal University, Indien. Die Ansichten des Autors entsprechen nicht zwangsläufig denen der Beijing Rundschau.)
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