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Hainan: Trotz Epidemie aus der Armut

Von Ji Jing  ·   2020-04-16  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Armutsbekämpfung;Hainan
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 Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus hat den Kampf Hainans gegen die Armut vor neue Herausforderungen gestellt. Die südchinesische Inselprovinz reagiert mit Investitionen in die Ausbildung und Fähigkeiten der Landwirte in den ärmeren Regionen, um trotz der COVID-19-Epidemie bei der Armutsbekämpfung erfolgreich zu bleiben.  

  

Sanya, eine Küstenstadt in der Provinz Hainan, am 17. Februar. (Foto: Xinhua) 

Im vergangenen Monat stand He Dexin, ein Bewohner von Ruilian in Chengmai, einem Kreis in der südchinesischen Provinz Hainan, jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang auf, um das Gemüse zu ernten und zu verkaufen, das er im vergangenen Winter gepflanzt hatte – darunter vor allem Kohl, Paprika und Bohnen.  

Chengmai ist ein Verteilungszentrum für Obst und Gemüse. Der Anbau von Gemüse im Winter ist eine wichtige Möglichkeit für die lokalen Bauern, ihr Einkommen zu steigern. 

Hes Familie war bei den Behörden früher als verarmt registriert. Die finanzielle Situation Hes war aufgrund des Mangels an fortschrittlichen ländlichen Techniken und der hohen Ausgaben für die Versorgung eines schulpflichtigen Kindes angespannt. Dank eines von der lokalen Regierung organisierten Ausbildungsprogramms haben sich He Dexins ländliche Fähigkeiten und sein Einkommen verbessert. 

Im Jahr 2016 lag das Pro-Kopf-Einkommen der Familie He bei nur 2.000 Yuan (258 Euro). Im Jahr 2019 stieg diese Zahl auf 12.000 Yuan (1.553 Euro). 

„Mein Einkommen wird sich in diesem Jahr weiter erhöhen, wenn ich den Anbau meiner Feldfrüchte ausweiten und eine Stelle als Baggerführer finden kann“, sagte He. 

In den letzten Jahren hat Chengmai großen Wert auf die Verbesserung der Fähigkeiten der Landwirte gelegt und fast 100 Schulungen zu den Themen Bau, Baggerbetrieb, Wirtschaft und Tierhaltung angeboten. Durch diese Workshops konnte He Dexin nicht nur seine Fähigkeiten im Gemüseanbau verbessern, sondern auch eine Lizenz für den Baggerbetrieb erhalten. 

Eigenen Angaben zufolge hat He in diesem Jahr bereits über 30.000 Yuan (3.875 Euro) mit dem Verkauf von Gemüse verdient und erwartet, mit seinen verbleibenden Bohnen noch mehr zu verdienen. Mit dem Geld plant er, sein Haus zu renovieren, um die Lebensqualität seiner Familie zu verbessern. 

Bauern pflücken Tee in einer ländlichen Kooperative im Autonomen Bezirk Baisha der Li-Nationalität, Hainan. (Foto: Xinhua) 

Förderung der Entwicklung 

Seit letztem Jahr fördert die Regierung des Kreises Chengmai die Entwicklung von Industrien zur Armutsbekämpfung, indem sie insbesondere unter Hochschulabsolventen geeignete Talente ausfindig macht. 

Cai Yuxu ist ein solcher Absolvent. Er hat in Zusammenarbeit mit sieben anderen Absolventen, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind, eine ländliche Kooperative zur Viehzucht gegründet. 

Cai Yuxu hat in Ruixi und Jinjiang, zwei Gemeinden in Chengmai, Viehfarmen gegründet. Als er im vergangenen Juli den Bau einer weiteren Rinderfarm in Zhongxing, einer anderen Gemeinde in Chengmai, beantragte, half ihm die lokale Regierung, Land zu mieten und die offizielle Genehmigung des Projekts zu beschleunigen. Weniger als ein halbes Jahr später ging die neue Ranch mit über 500 Rindern in Betrieb. 

Die Gemeinderegierung hat bereits 4,7 Millionen Yuan (608.000 Euro) für einen Fonds zur Armutsbekämpfung bereitgestellt, um Anteile für 565 verarmte Haushalte in der ländlichen Kooperative zu kaufen. 

Die lokalen Landwirte erzielten 2017 kollektive Erträge in Höhe von 175.600 Yuan (22.730 Euro). Ein Jahr später waren es schon 670.000 Yuan (86.725 Euro). Die Kooperative hat verarmten Haushalten auch Weiterbildungsmaßnahmen angeboten, um sie für die Arbeit auf den Bauernhöfen zu qualifizieren. 

Lai Peng, ein Partner von Cai, sagte, die Kooperative habe eine komplette Industriekette aufgebaut, die den Anbau von Futtergras, die Futtermittelproduktion, die Viehzucht sowie die Behandlung und Verwertung von Gülle umfasse. Die Genossenschaft biete den lokalen Bauern technische Beratung beim Anbau von Futtergras und bei der Viehzucht, um ihnen aus der Armut herauszuhelfen. 

Abmilderung der Auswirkungen der Epidemie 

Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus hat den Kampf Hainans gegen die Armut vor neue Herausforderungen gestellt. Bei einer Konferenz sagte Li Jun, stellvertretender Sekretär des Hainan-Provinzkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, dass die Ergebnisse der Armutsbekämpfung konsolidiert werden sollten. Epidemie- und Armutsbekämpfung müssten derzeit Hand in Hand gehen, so Li weiter. 

Viele Einheimische aus Chengmai hatten sich an anderen Orten in ganz China als Wanderarbeiter verdingt, und der Ausbruch des neuartigen Coronavirus hat sie bisher daran gehindert, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. In dem Dorf Mailing konnten 24 verarmte Menschen aufgrund der Epidemie nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Um sicherzustellen, dass diese Menschen während der Epidemie weiterhin ein Einkommen haben, haben die Dorfbeamten dafür gesorgt, dass einige von ihnen auf einer lokalen Gemüsefarm arbeiten können. Acht wurden eingestellt, um am Epidemie-Präventions-Kontrollpunkt des Dorfes zu arbeiten. 

Mehr als 1.000 Menschen in den 11 Gemeinden von Chengmai wurden mit einem Lohn von 200 Yuan (25,85 Euro) pro Tag in Posten zur Seuchenbekämpfung eingeteilt. 

Gleichzeitig hat das Amt für Armutsbekämpfung in Chengmai die verarmten Personen registriert, die aufgrund der Epidemie nicht dazu in der Lage waren, ihre Arbeit wieder aufzunehmen, und online Stellenanzeigen bei Unternehmen und Schlüsselprojekten veröffentlicht, um ihnen bei der Arbeitssuche zu helfen. 

Cai Yongquan, ein 50-jähriger Dorfbewohner in Wanning, einer bezirksfreien Stadt in Hainan, hat drei Kinder. Er ist vor einigen Jahren infolge der Bildungsausgaben für seine Kinder unter die Armutsgrenze gesunken. Mit Hilfe der lokalen Regierung haben seine Kinder jedoch Zugang zu einem Fonds zur Linderung der Bildungsarmut. Cai hat inzwischen sein Land gegen Anteile an einer lokalen ländlichen Kooperative eingetauscht und erhält jedes Jahr eine Dividende. Er fand auch eine Arbeit in der Nähe, um sein Einkommen aufzubessern. Mit der Zeit gelang es Cai Yongquans, der Armut zu entkommen. Aber die Epidemie übt neuen Druck auf die Finanzen seiner Familie aus. 

Als der Yang Fang, Beamter für Armutsbekämpfung, von den Schwierigkeiten Yangs erfuhr, meldete er seinen Fall – wie so viele andere – der Regierung. Diese schuf 1.300 befristete Arbeitsplätze in der Seuchenprävention und -bekämpfung und gab der Einstellung von Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten Vorrang. 

Wanning hat seine tropische Landwirtschaft, eine wichtige Einkommensquelle für die örtlichen Bauern, verbessert. Seit Beginn der Epidemie haben jedoch die Schwierigkeiten beim Verkauf der Produkte insbesondere denjenigen, die gerade erst der Armut entkommen waren, einen schweren Schlag versetzt. Die örtliche Regierung hat Abteilungen und öffentliche Bedienstete mobilisiert, um 542 betroffenen Bauern Einzelhilfe zu leisten, indem sie ihre Produkte kauft und ihnen hilft, die Produkte online zu verkaufen. 

Zhou Defeng, stellvertretender Direktor des Büros für Armutsbekämpfung in Wanning, sagte, dass seine Behörde ihre Arbeitsmethoden weiter optimieren und die Verluste der Landwirte aufgrund der Schwierigkeiten beim Verkauf der Produkte genauer berechnen werde. 

Förderung der Eigenständigkeit 

Im Jahr 2019 hat Hainan sein jährliches Ziel erreicht, 45.000 Menschen aus der Armut zu befreien, so der im Januar veröffentlichte Tätigkeitsbericht der Provinzregierung. Im vergangenen Jahr sank die Armutsinzidenz in der Provinz von 0,79 auf 0,01 Prozent. Am 29. Februar meldete Hainan schließlich, dass alle einstmals verarmten Bezirke der Provinz die Armut inzwischen besiegt hätten. 

Im April 2018 gab Staatspräsident Xi Jinping bei einer Feier zum 30. Jahrestag der Gründung der Provinz Hainan die Entscheidung bekannt, die Insel zu einer Pilot-Freihandelszone (FHZ) und schließlich zu einem Freihandelshafen mit chinesischen Merkmalen auszubauen. 

Sechs Monate später veröffentlichte die Zentralregierung einen Gesamtplan für die Entwicklung der Freihandelszone Hainan. Sie ist Chinas bisher größte Freihandelszone und konzentriert sich auf Sektoren wie medizinische Versorgung, Bildung, Sport, Telekommunikation und Finanzen. 

Die Beseitigung der absoluten Armut wird den Grundstein dafür legen, dass Hainan der erste Freihandelshafen Chinas wird, was den höchsten Grad der Öffnung darstellt. 

Verarmte Einwohner dazu zu motivieren, sich selbst aus der Armut zu befreien, ist ein entscheidender und herausfordernder Teil der Armutsbekämpfung. Im Jahr 2019 begann Hainan mit TV-Schulungsprogrammen, um den lokalen Bauern dabei zu helfen, mehr Fähigkeiten zu erwerben und die Armut zu überwinden. 

Wang Dawen, ein Bauer im Longhua-Distrikt in Haikou, Hainans Hauptstadt, lernte per Fernunterricht, wie man Bittermelone anbaut. Im Jahr 2019 konnte er dank des Anbaus dieses Gemüses aus der Armut entkommen. 

„Wir sollten uns nicht bei allem auf die Regierung verlassen. Nur durch harte Arbeit können wir reich werden“, sagte Wang. 

Die Provinz hat auch eine Kampagne gestartet, um lokale Bauern zur Selbsthilfe im Kampf gegen die Armut zu ermutigen. 

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