Hangzhou im Rampenlicht 

China sollte sich darum bemühen sicherzustellen, dass der G20-Gipfel in Hangzhou als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft fungieren kann. Zuallererst sollte China gut auf die Festlegung des Gipfelprogramms vorbereitet sein.

Die Förderung des weltweiten Wachstums steht im Mittelpunkt jedes Gipfeltreffens, vor allem, weil Wachstum jedes Land betrifft, ob Industrie- oder Entwicklungsland. Bei der Festlegung des Programms sollte China seine Erfahrungen nutzen. Im 13. Fünfjahresplan (2016-2020) stellte China eine innovative, ausgewogene, grüne und gemeinsame Entwicklung in Aussicht. Als Teil der „neuen Normalität" strebt das Land nach einer Umgestaltung seiner Wirtschaft, weg von der Schwerindustrie hin zu einer innovativen und dienstleistungsorientierten Wirtschaft.

Um Wachstum zu fördern, müssen die großen Volkswirtschaften ihre makroökonomische Politik und Entwicklungsstrategien miteinander koordinieren. China versucht, seine Entwicklung mit anderen Ländern der Seidenstraßeninitiativen „Ein Gürtel, eine Straße" abzustimmen. Laut IWF-Gutachten werden diese Initiativen bei erfolgreicher Umsetzung mit immerhin 30 bis 40 Prozent zum globalen Wachstum beitragen.  

Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen einen Konsens über einen realisierbaren Zeitplan für die Übergangsphase der G20 erzielen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die Mitgliedsländer folgenden Aspekten in den kommenden fünf Jahren Priorität verleihen:

Die Organisation sollte ihre Entwicklungsagenda verbessern, indem sie die Bedürfnisse von Industrie- und Entwicklungsländern berücksichtigt. So sorgen sich Entwicklungsländer beispielsweise um Infrastruktur, Energie, Lebensmittel und eine sichere Rohstoffversorgung, während Industrienationen der Klimawandel am Herzen liegt. Nach der Festlegung ihrer Agenda sollte die G20 auch keine Mühen zu ihrer Umsetzung scheuen.  

Die G20 sollte schnellstmöglich ein Sekretariat einrichten und so die Möglichkeiten, Probleme zu untersuchen, eine Agenda und politische Strategien aufzustellen sowie Entscheidungen zu treffen, verbessern. Gegenwärtig findet die Arbeit der G20 auf informellen Treffen statt, es gibt noch kein ständiges Sekretariat. Ohne ein ständiges Arbeitsorgan ist es jedoch schwierig, das Potenzial der G20 voll auszuschöpfen.

Die Reform des internationalen Währungssystems sollte mit dem IWF beginnen und sich auf eine stärkere Diversifikation der internationalen Reservewährungen und die Funktionserweiterung des Sonderrechtekorbs konzentrieren.

Die G20 muss außerdem ihr Legitimitätsproblem lösen. Die Gruppe sollte ihre Verbindung zur UN durch Rechtsdokumente klarstellen und den IWF, die Weltbank und die WTO als ausführende Organisationen mit ins Boot holen. Die G20 muss außerdem ihre Führungsstruktur im Rahmen der UN verbessern, dies würde eine rechtliche Grundlage für die Ausübung von Global Governance schaffen.   

Schließlich sollte die G20 die Koordination und Kommunikation zwischen Großmächten und Blöcken verstärken. Damit der diesjährige Gipfel produktiv sein kann, müssen wir die Kommunikation mit den USA verstärken.

Dass China und die USA einen Konsens erzielen, ist eine wichtige Bedingung dafür, dass die G20 entschlossen handeln kann. Die Bedeutung der chinesisch-amerikanischen Beziehung wurde durch die Kooperation beider Länder unterstrichen, als die Finanzkrise 2008 und 2009 zuschlug. Eine effektive Koordination zwischen beiden Seiten ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Umwandlung der G20.   

(Der Autor ist ehemaliger chinesischer Vizeaußenminister)