“Der Schlüssel zur Lösung des Kinderärztemangels ist die Erhöhung ihres Einkommens, das Entlohnungssystem sollte reformiert werden und stärker von der Intensität und Schwierigkeit ihrer Arbeit abhängen“, fordert Chen Xin, Vizepräsident des Nanjing First Hospital. 

Mit dieser Ansicht steht er nicht alleine da. Li Bin, Ministerin der Nationalen Gesundheits- und Familienplanungskommission, erklärte auf einer Pressekonferenz im März, dass das Bezahlungssystem für Kinderärzte angemessen korrigiert werden sollte, um zu gewährleisten, dass Kinderärzte genauso viel wie ihre Kollegen in anderen Abteilungen mit vergleichbarem Arbeitsaufkommen und ähnlicher Arbeitserfahrung verdienen. Sie versprach, die Preise für die Leistungen von Kinderärzten zu erhöhen, um den Wert ihrer Arbeit Ausdruck zu verleihen. 

Reformen auf dem Weg 

Der Gesundheitszustand der Kinder hat sich in den vergangenen Jahren in China erheblich verbessert, dank der schnellen Fortschritte in der Gesundheitsversorgung. Die Kindersterblichkeitsrate sank auf 8,9 pro 1000 Geburten, 2014 fiel die Sterblichkeitsrate bei unter Fünfjährigen auf 11,7 pro 1000 Kinder. China erfüllte 2007 die Millenium-Entwicklungsziele der UN. Dennoch  erhält die Kindermedizin nicht die verdiente Aufmerksamkeit.  

Neun Krankenhäuser, die der Fudan-Universität in Shanghai angeschlossen sind, gründeten im April 2014 eine kinderärztliche Vereinigung, um die Entwicklung des Fachgebiets zu fördern. Das Kinderkrankenhaus der Fudan-Universität hat Hilfe zum Ausbau der leistungsschwächeren pädiatrischen Abteilungen der anderen acht Krankenhäuser angeboten.  

Aber es müsse mehr getan werden, und das Bewertungssystem für Kinderärzte sollte ebenfalls reformiert werden, erklärte Xiong Sidong, Dekan der Universität Suzhou. Sozialleistungen sollten bei der Leistungsbewertung von Kinderärzten Vorrang vor wirtschaftlichen Profiten haben und zusätzliche Versicherungen eingeführt werden, um das Wohlergehen der Ärzte zu gewährleisten und die Behandlungskosten  der Kinder abzudecken.  

Um sechs morgens warten zahllose Eltern am Beijing Children's Hospital darauf, einen Arzttermin für ihre Kinder auszumachen.

Die Zentralregierung hat die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung der Kindermedizin eingesehen und Ministerpräsident Li Keqiang versprach im diesjährigen Tätigkeitsbericht der Regierung die Ausbildung von Kinderärzten zu fördern.  

Es soll ein pädiatrisches System auf Landes-, Provinz-, Stadt- und Kreisebene aufgebaut werden und Kinderkrankenhäuser und pädiatrische Abteilungen in allgemeinen Krankenhäusern sollen mehr Unterstützung erhalten.   

Das Bildungsministerium plant in diesem Jahr die Wiedereinführung der Kinderheilkunde als Studienfach an den Universitäten. 1999 reformierte das Ministerium die Fächerstruktur an den medizinischen Hochschulen, die Kindermedizin war nicht länger ein eigenständiges Fach, sondern wurde der klinischen Medizin untergeordnet. Das ist einer der Hauptgründe für den aktuellen Mangel an Kinderärzten.  

“Bis 2020 soll die Zahl der Kinderärzte bei über 140.000 liegen, auf 1000 Kinder sollen mehr als 0,6 Ärzte kommen”, erklärte Jin Shengguo, stellvertretender Direktor der Abteilung für Wissenschaft und Technik bei der Gesundheits- und Familienplanungskommission.  

Das Problem wird sich jedoch nicht über Nacht lösen lassen. Studium und Ausbildung eines Kinderarztes würden mindestens acht Jahre dauern, erklärte Xiong. Daher ist ein langfristiger Plan zur Ausbildung dieser Ärzte erforderlich.