Montags und mittwochs behandelt Gong zehn Stunden lang Patienten, zusätzlich inspiziert sie Patienten auf anderen Stationen des Krankenhauses, unterrichtet und erledigt administrative Aufgaben, wie akademische Treffen und Austauschveranstaltungen.  

Patienten stehen vor der Apotheke im Kinderkrankenhaus der Fudan-Universität Schlange.(Xinhua)

Liu Xiaoyan, Ärztin in der dermatologischen Abteilung des Beijing Children's Hospital, kam aus ihrem Ruhestand zurück, um bei dem großen Patientenandrang zu helfen. An jedem Arbeitstag warten mindestens 100 Patienten aus dem ganzen Land vor dem Krankenhaus. Die fünf Ärzte ihrer Abteilung behandeln jeden Tag im Schnitt 1000 Patienten.  

Die 300 Ärzte des Hauptstadtinstituts für Kindermedizin behandelten im vergangenen Jahr fast 2,2 Millionen Patienten, das Beijing Children's Hospital rund 3,2 Millionen Patienten.  

Abgesehen von ihrem hohen Arbeitspensum stehen Kinderärzte außerdem stärker unter Druck, weil nicht nur den Eltern, sondern auch den Großeltern das Wohlergehen der Kinder am Herzen liegt. Sie beobachten die Ärzte genau, wenn sie ihre Diagnose stellen. Kinder sind jedoch keine einfachen Patienten, sie können ihre Beschwerden oft nicht beschreiben oder dem Arzt bei der Diagnose helfen. Eltern verlieren dabei schnell die Geduld, einige Kinderärzte berichten, dass sie sogar von den Eltern angegriffen wurden, weil sie eine schnellere Behandlung wünschten.  

“Viele Eltern verstehen nicht, wenn wir sie darum bitten, ein weinendes Kind zur Beruhigung erst einmal eine Weile draußen spielen zu lassen, bevor sie zum Arzt zurückkommen”, erklärte Wang Bin, Leiter der kindermedizinischen Abteilung am Zhujiang Hospital in Guangzhou.  

“Ich kann die Ängste der Eltern verstehen, wenn ihr Kind krank ist. Kinderärzte sind aber auch Eltern und ganz gewöhnliche Menschen. Als Ärzte gehen sie ein größeres Risiko ein, weil Kinderkrankheiten sich oft schnell verschlimmern und Unfälle passieren können, wenn es dem Arzt an Erfahrung fehlt oder er seinen Patienten nicht sorgfältig genug beobachtet“, erklärte Pan Weiwei, Kinderarzt am Peking University Third Hospital und selber Vater eines dreijährigen Jungen.  

Auch die schlechtere Entlohnung trägt zum Kinderärztemangel bei. „Sie erhalten das niedrigste Gehalt unter den Medizinern“, so Qian Yuan. Viele Medizinstudenten wählen eine andere Facharztausrichtung, selbst wenn sie eigentlich gerne Kinderarzt werden würden.  

Kinderärzte arbeiten 1,68 Mal mehr als andere Mediziner, erhalten aber nur 46 Prozent von deren Bezahlung, so eine Studie der Pädiatrischen Gesellschaft der Chinesischen Ärzteorganisation. Das durchschnittliche Monatsgehalt eines Kinderarztes in Beijing, Shanghai und der Provinz Guangdong liegt nach Angaben von healthr.com, einem Mitarbeiterportal für pharmazeutische Unternehmen bei 7317 Yuan (1124 USD), 8907 Yuan (1368 USD) bzw. 6983 Yuan (1059 USD).  

“Ich denke, man hat es versäumt, die Arbeit der Kinderärzte angemessen zu würdigen”, sagt Shu Xiaomei, Leiterin des Provinzkinderkrankenhauseses von Guizhou. Ein Termin bei Shu, einer Kinderärztin mit 32 Jahren Arbeitserfahrung, kostet nur 6,5 Yuan (1 USD), obwohl sie bei einem komplizierten Fall 20 bis 30 Minuten mit einem Patienten verbringen muss, um eine Diagnose zu stellen.  

Ein Faktor, der zu den niedrigeren Gehältern der Kinderärzte beiträgt, ist die Tatsache, dass ihre pädiatrischen Abteilungen in der Regel weniger einnehmen als andere fachmedizinische Abteilungen. Kinderkrankheiten sind oft leicht zu diagnostizieren, erfordern weniger Untersuchungszeit und geringere Medikamentendosierungen als die Erkrankungen Erwachsener. Chinas Medizinsystem hängt stark von Medikamentenverkauf und ärztlichen Untersuchungen ab, um profitabel zu sein. Die meisten Krankenhäuser zahlen Prämien je nach Einnahmen der Abteilungen, die Kinderärzte landen dabei ganz unten auf der Liste.