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Weichen stellend – Chinas Eisenbahngüterverkehr bringt neue Geschäftschancen

Von Luo Yuanjun  ·   2016-01-14  ·  Quelle:China Heute
Stichwörter: Güterzug;Eisenbahngüterverkehr;Transport;Schienenverbindungen
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Schiene, Schiff oder Luftfracht? Das ist eine Frage, die sich für viele international tätige Kaufleute, die Waren im- oder exportieren, noch immer grundsätzlich stellt. Bisher bevorzugten viele Kunden und Spediteure im Geschäft mit China dabei den Luft- oder Seetransport. Denn der erstere ist zwar vergleichsweise teuer, kann aber durch Schnelligkeit punkten, der letztere nimmt zwar mehr Zeit in Anspruch, glänzt aber durch niedrige Kosten. Für die Beförderung von Waren nach Europa gibt es für viele Unternehmer nun allerdings einen attraktiven Mittelweg als Alternative: den Transport per Expressgüterzug. Dabei bieten die in den letzten Jahren entstandenen Schienenverbindungen zwischen der Volksrepublik und Europa vor allem für chinesische Spediteure viele neue Geschäftschancen. Eine davon, die auf diesen Zug aufgesprungen ist, ist die Geschäftsfrau Hua Ni aus der ostchinesischen Provinz Shandong. 

Am 18. November 2014 startete der erste Güter-Express von der südostchinesischen Handelsstadt Yiwu nach Madrid. Vor der Abfahrt nehmen Zollbeamte einen letzten Check-up vor.  

Die 40-Jährige hat in ihrer Heimatprovinz ein Transportunternehmen gegründet, um Speditionsgeschäfte über die eurasische Eisenbahnlinie abzuwickeln. Die Idee dazu kam Hua vor einiger Zeit, als sie mit ihrem Mann Urlaub in der Schweiz machte. „Eine Plauderei mit dem Inhaber eines Cafés hat mich damals auf den Gedanken gebracht“, erinnert sie sich. „Schließlich krempelte ich mein Geschäftsmodell von Grund auf um.“ Der schweizerische Geschäftsmann hatte ihr erklärt, dass der Kaffee, den sie da gerade trank, über einen speziellen Güterzug aus China in die Schweiz gelangt war. „Er sagte mir, dass der Transport per Bahn doppelt so schnell sei wie der auf dem Seeweg, so dass der Kaffee viel frischer und mit vollstem Aroma in Europa eintreffe“, erinnert sich Hua. 

So kam der Geschäftsfrau die Idee, ihre Speditionsgeschäfte in Zukunft verstärkt auf die Eisenbahn umzusatteln. „Zuvor hatten meine Kunden den Transport auf dem Luft- bzw. Seeweg bevorzugt“, sagt sie. „Dabei bietet der Transport per Schiene heute tatsächlich eine gute Alternative. Er ist vergleichsweise schnell und das  bei angemessenen Kosten“, sagt die Geschäftsfrau. 

Zurück von ihrer Europareise machte sich Hua sofort an intensive Recherchen zum Thema internationaler Güterverkehr. Über das Internet fand sie heraus, dass viele chinesische Städte im Landesinneren, darunter Metropolen wie Chongqing, Chengdu, Zhengzhou, Wuhan und Changsha, mittlerweile über internationale Eisenbahnlinien mit europäischen Städten verbunden waren und schon heute viele Gütertransporte über diese Strecken abgewickelt werden. Ein Trend, den jüngst auch Zhong Cheng, Vizegeneraldirektor der China Railway Container Transport Co., Ltd., auf dem „Summit on Globalization Strategy of China's High Speed Railway” bestätigte. „Allein bis 29. Oktober 2015 haben chinesische Transportunternehmen bereits 1058 Fahrten des Eisenbahngüterverkehrs in elf Städte von sieben europäischen Ländern abgewickelt“, sagte Zhong im Rahmen des Forums. 

Gute Eisenbahninfrastruktur 

Huas Internetrecherche ergab außerdem, dass auch ihre Heimatprovinz Shandong bereits über Eisenbahnverbindungen zum Gütertransport nach Europa verfügte. Am 28. August 2015 waren die ersten Transportgüter von Shandong aus über das Autonome Gebiet der Uiguren Xinjiang in Westchina bis nach Europa gerollt. Am 16. Oktober wurde zudem eine Verbindung zwischen der Shandonger Stadt Binzhou im Norden der Provinz und Europa eingeweiht. Nur knapp eine Woche später nahm die Eisenbahnverbindung zwischen der Stadt Linyi im Südosten der Provinz und Europa, die über die Stadt Manzhouli in der Inneren Mongolei führt, ihren Betrieb auf. Hua Ni erkannte die großen Chancen, die dieser Trend für das Speditionsgeschäft bietet. „Mir war klar, dass die neue Transportinfrastruktur den Außenhandel unserer Provinz in Zukunft merklich beflügeln würde. Deshalb entschied ich mich, ins Geschäft des internationalen Eisenbahngüterverkehrs einzusteigen“, sagt die 40-Jährige.  

Doch bevor es richtig losgehen konnte, mussten noch zahlreiche Vorbereitungen getroffen werden und es galt für die Geschäftsfrau, sich intensiv in die Details der neuen Transportform einzuarbeiten. „Ich musste mich zum Beispiel zuerst über die genauen Kennziffern der Zielorte informieren, bevor ich die Güterwaggons buchen konnte. Auch galt es, alle Formalitäten für Frachtbriefe ordnungsgemäß zu erledigen. Diese wiederum bedeuteten allerdings noch nicht, dass man auch die Verfügungsrechte über die Güter besaß. Sprich: Sobald die Güter in die Eisenbahnwaggons verladen sind, gehören sie faktisch nicht mehr dem Besitzer. Die Kunden müssen deshalb die vereinbarten Geldbeträge im Voraus zahlen“, erklärt sie. 

In den letzten Jahren wurden die Eisenbahnlinien für den Gütertransport allmählich von Osteuropa nach Westeuropa verlängert. Die Transportgeschäfte können heute in verschiedenen Formen abgewickelt werden, neben Spezialgüterwaggons zum Beispiel auch über reguläre Güterzüge. So kann den unterschiedlichen Bedürfnissen von Großkunden und mittelständischen Auftraggebern Rechnung getragen werden. Am 16. Juli 2015 nahm beispielsweise ein Spezialgüterzug für „Hogood Caffee“ seinen Betrieb auf, der heute mit Zwischenstopp in Xinjiang zwischen Chongqing und Europa verkehrt und den Transportbedarf eines einzigen Großkunden befriedigt. Kleinere Güter-Expresse rollen zum Beispiel von der chinesischen Stadt Linyi über Manzhouli gen Westen und transportieren dabei Waren mittelständischer und kleinerer Auftraggeber. In den vergangenen Jahren wurden insgesamt 152 Kategorien von Gütern festgelegt, die in die Express-Kategorie fallen und per Einzelsendungen auf der Schiene nach Europa gelangen. Sie werden in China direkt vom Kunden abgeholt und danach zum Bahnhof des Zielortes befördert. Um diesen neuen Bereich zu fördern, setzen viele Unternehmen auf eine vergünstigte Preispolitik, um neue Kunden anzulocken. Hua Ni sagt: „Der Auftraggeber muss lediglich einen Vertrag über Preis und Menge der Güter abschließen, damit der Transport abgesichert ist.“ 

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