China befindet sich weltweit in der Vorreiterrolle bei der Entwicklung und Anwendung rasant fortschreitender Künstlicher-Intelligenz-Technologien. Diese seien entscheidend für die Förderung industrieller Modernisierung und würden neues Wachstum für die hochwertige Wirtschaftsentwicklung generieren, betonten Experten und Unternehmer am Dienstag auf dem 16. Jahrestreffen der New Champions („Summer Davos“) in Tianjin. 

Zhu Min, ehemaliger stellvertretender Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), sagte, China werde in den nächsten 18 bis 24 Monaten bedeutende Fortschritte in der KI-Anwendung machen. Er verwies auf den riesigen Binnenmarkt mit 1,4 Milliarden Menschen und vielfältige industrielle Anwendungsszenarien als entscheidende Wettbewerbsvorteile.

Der flächendeckende KI-Einsatz werde zu einem wichtigen Wachstumstreiber, so Zhu. China habe die USA bei der Anzahl veröffentlichter KI-Fachpublikationen mittlerweile überholt und führe nun global. Diese Arbeiten konzentrierten sich zunehmend auf konkrete industrielle Anwendungen.

Auf die Frage, ob KI Arbeitsplätze ersetze, erklärte Zhu, die Beschäftigungsstruktur werde sich grundlegend wandeln: „Einfache, repetitive Tätigkeiten werden automatisiert. Das gesamte Arbeitssystem durchläuft eine strukturelle – nicht quantitative – Transformation.“ Chinas Dienstleistungssektor, Technologie- und KI-Branchen böten enormes Wachstumspotenzial für künftige Arbeitsplätze. Entscheidend seien Weiterbildungsmaßnahmen und der Kompetenzaufbau im Umgang mit KI.

Karel Eloot, Senior Partner von McKinsey & Company, lobte Chinas technologische Infrastruktur in Digitalisierung und KI. Das Land habe über Jahre ein weltweit führendes Business-to-Consumer-Ökosystem aufgebaut, das eine exzellente Basis für Innovationen biete. „Chinesische Unternehmen experimentieren offen mit Neuem und lernen extrem schnell – das zeigt sich besonders in digitaler Analytik und Technologietransformation“, so Eloot.

Generative KI spiele eine Schlüsselrolle für die Weiterentwicklung von „Lighthouse Factories“ (Leuchtturm-Fabriken), die den höchsten Standard intelligenter Fertigung verkörpern. Die Mensch-Roboter-Kollaboration sei entscheidend für fortschrittliche Produktionsstätten: „Technologie wird Menschen ergänzen, nicht ersetzen.“

Angesichts der rasanten KI-Integration in Industrie und Alltag hat China KI als zentralen Faktor für neue produktive Kräfte und Wachstumsimpulse identifiziert. Der diesjährige Regierungsarbeitsbericht betont unter der „KI-Plus“-Initiative die Verknüpfung digitaler Technologien mit Chinas Fertigungskapazitäten und Marktvorteilen. Die breite Anwendung von Großmodellen sowie die Entwicklung intelligenter Endgeräte und Fertigungstechnik sollen gefördert werden.

Li Dongsheng, Gründer und Vorstandsvorsitzender von TCL Technology, betonte, der KI-Einsatz im Hochtechnologie-Sektor generiere höheren Mehrwert als in Endprodukten. Die Spitzentechnologie steigere Fertigungseffizienz und Wettbewerbsfähigkeit signifikant. Durch Durchbrüche bei Large Language Models (LLM) und den Aufstieg von KI-Startups wie DeepSeek habe China im KI-Bereich rasch zu den USA aufgeschlossen und die meisten Industrieländer in der Anwendung sogar bereits überholt.