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Neue Zukunftsbranche: Chinas Low-altitude Economy hebt ab

Von Deng Di  ·   2024-07-12  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Low-altitude Economy;Shenzhen
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„Jetzt wird es spannend“, sagen die Hutchinsons. Das britische Ehepaar ist zu Besuch im Shenzhen Talent Park und hat sich entschlossen, den neuen Drohnen-Lieferservice zu testen, der hier angeboten wird. „Ich habe online Kaffee bei Starbucks geordert, der hier gleich per Drohne eintrudeln soll. Mal sehen, ob alles rund läuft“, sagt Herr Hutchinson und blickt gen Himmel. Und da ist sie auch schon: Eine Drohne mit einer Meituan-Takeaway-Box landet langsam an der Drohnenstation. Herr Hutchinson gibt die letzten vier Ziffern seiner Handynummer als Bestätigungscode am Bildschirm ein. Dann öffnet sich die Lieferbox und das Ehepaar erhält seinen gut verpackten, frischen Kaffee. 

„Unglaublich!“ Frau Hutchinson ist begeistert. „Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich mir einmal einen Kaffee per Drohne liefern lassen würde, in einem chinesischen Innovationspark. Prost! Auf die Zukunftstechnologie!“ Das Paar hat das unvergessliche Erlebnis auf dem Smartphone dokumentiert und das Video später ins Netz gestellt. 

Dank der 144-stündigen visafreien Einreise haben immer Menschen aus dem Ausland die Gelegenheit, das Reich der Mitte zu besuchen und während ihrer Reise interessante Clips zu drehen. Die Videos geben anderen Ausländern, die noch nie in China waren, wiederum authentische Einblicke in das riesige Land. Das baut Vorurteile ab, zeigt ein neues, modernes China. Schon seit einiger Zeit trendet der Hashtag „China Travel“ auf ausländischen Videoplattformen wie Tiktok und Youtube. Der kurze Clip der Hutchinsons, der den Drohnen-Lieferservice in China vorstellt, wurde schon millionenfach im In- und Ausland geteilt. Das Video erntete jede Menge Likes. Die Netizens feiern Chinas Fortschritte im Hightech-Bereich in der Kommentarfunktion. 

In China werden alle Geschäftsfelder, die mit Drohnen, Flugautos und anderen Fluggeräten im Luftraum unterhalb von 1000 Metern Höhe zu tun haben, als „Low-altitude Economy“ zusammengefasst – also als „Niedrigflughöhenindustrie“. Der Begriff fand dieses Jahr auch erstmals Eingang in den Tätigkeitsbericht der Regierung. Dem Bericht zufolge will China in den kommenden Jahren neue Motoren für das Wirtschaftswachstum herausbilden, die „Low-altitude Economy“ wird dabei explizit genannt. Inzwischen haben mehr als 20 chinesische Städte den Begriff in ihre jeweiligen Tätigkeitsberichte der Regierung für 2024 aufgenommen. 

  

 Cappuccino und gebratene Nudeln per Luftpost: Eine Lieferdrohne schlängelt sich durch die Hochhauszeilen. (Foto: Liang Xu / Xinhua)  

Wenn Essen „vom Himmel fällt“ 

Meituan ist einer der führenden Onlinelieferdienste im Reich der Mitte. Schon seit einiger Zeit erprobt das Unternehmen eifrig Lieferungen per Drohne und erklimmt damit eine neue Stufe der technologischen Innovation im Bereich Lieferdienste. Schon 2021 unternahm Meituan erste Gehversuche und wurde damit zum Wegbereiter für eine ganze Branche. Bis Ende 2023 wurden 25 Lieferrouten in elf chinesischen Geschäftsvierteln eröffnet. Die Mission des zukunftsorientierten Unternehmens: den Menschen mithilfe von Hightech mehr Annehmlichkeiten im Alltag bringen. 

Im Gegensatz zu althergebrachten Lieferfahrern nutzen die Drohnen den Luftweg. Damit entfallen lästiges Warten an Ampeln und andere verkehrsbedingte Einschränkungen, was den Zustellungsprozess deutlich effizienter macht. Das Essen gelangt nun direkt vom Drohnenport zum Kunden.  

Bei der neuen Lieferoption handelt es sich um einen ausgefeilten Kooperationsprozess zwischen Mensch und Maschine. „Zuerst bestellen die Kunden online ihr Essen. Dann machen sich die Lieferfahrer zum Restaurant auf, holen die Speisen ab und bringen sie zum nächsten Drohnenport. Dort wird das Ganze verpackt, abgewogen und schließlich auf die Drohnen geladen. Diese befördern die Fracht dann nach vorab festgelegten Lieferrouten automatisch zum Kunden. Während des gesamten Lieferprozesses sind unser Bodenpersonal und unsere Techniker nur für die Überwachung der Drohnen verantwortlich“, erzählt uns Wang Zhen, Senior PR-Manager bei Meituan. 

  

 Verpacken, wiegen, Abflug: Mitarbeiter fertigen auf einem Drohnenstartplatz in Shenzhen, Provinz Guangdong, Bestellungen ab. Jede Sendung wird vor dem Abflug genau erfasst, wozu auch das Abwiegen der Waren gehört. (Foto: Liang Xu / Xinhua)  

Der autonome Betrieb ist der Schlüssel zum Tiefflug der Meituan-Drohnen. Ein Blick in die Echtzeit-Datenbank der Firma zeigt, dass nicht selten fast zweihundert Drohnen gleichzeitig in einem relativ kleinen Areal unterwegs sind. In Metropolen wie Shenzhen kommt es oft vor, dass 20 bis 30 Drohnen gleichzeitig Essen in der Umgebung eines Einkaufszentrums ausliefern. Damit hier nichts schief geht, braucht man ein ausgeklügeltes Dispatchersystem. In diesem Bereich spielt Meituan ganz vorne mit unter den großen Tech-Unternehmen. Nach nur etwa drei Jahren haben die Meituan-Drohnen in Shenzhen schon mehr als 230.000 Aufträge erfolgreich ausgeführt. 

Bei den Kunden ist der neue Lieferdienst per Drohne sehr beliebt. Nach Angaben von Meituan stieg die Zahl der Bestellungen für Drohnenlieferungen in mehreren Parks in Shenzhen während des diesjährigen Frühlingsfestes rapide an. Mehr als 80 Prozent der Kunden wählten Drohnenversand als Lieferoption. 

Stand Ende März 2024 bedient der autonome Lieferservice des Unternehmens bereits elf Geschäftsviertel in Metropolen wie Shenzhen und Shanghai. Zu den Anwendungsszenarien gehören Bürogebäude, Touristenspots, Stadtparks, medizinische Einrichtungen und Universitäten. Die durchschnittliche Lieferzeit für den Drohnenversand lag 2023 bei etwa 20 Minuten, wodurch sich die Wartezeit der Kunden um über 10.000 Stunden verkürzt hat. 

Hinter diesen erstaunlichen Zahlen steckt das große Engagement der Techniker. Zu den Kerntechnologien der Meituan-Drohnen zählen spezielle Platinen, Gleitschirme, Sensor- und Radarsysteme, Motoren und Kohlefaser-Karbonrohre. Die meisten dieser Kernkomponenten hat Meituan eigenständig entwickelt. 

Die vielleicht beachtlichste dieser Schlüsseltechnologien ist der von Meituan in Eigenregie entwickelte Drohnen-Fallschirm. Mao Yinian, Leiter der Drohnenabteilung von der Firma, sagt uns, dass die hauseigenen Drohnen die ersten Logistikflugdrohnen seien, die standardmäßig mit Fallschirmen ausgestattet würden. Die neue Drohnengeneration sei dadurch sicherer und habe eine höhere Transportkapazität, sagt er. Außerdem seien die Fluggeräte auf diese Weise in der Lage, schlechten Wetterbedingungen zu trotzen und selbst extremen Umgebungen standzuhalten. 

Die neue Drohnengeneration verfüge außerdem über eine Vielzahl von Sensoren und hohe Rechenkapazitäten, was die Geräte deutlich intelligenter mache. Die Forscher nutzten Große KI-Sprachmodelle, um menschliches Wissen auf die Maschinen zu übertragen, so Mao. 

Für die weitere Entwicklung des Drohnenlieferservices sind jedoch auch die politischen Rahmenbedingungen von zentraler Bedeutung. Es gilt, bessere Kommunikationskanäle aufzubauen. „Dies ist ganz klar der Schlüssel für die weitere Entwicklung unseres Drohnengeschäfts“, betont Mao. „Wir brauchen ein Dispatchersystem, das sicher und leistungsfähig ist. Oberste Priorität unserer Entwickler ist es, sicherzustellen, dass niemand durch unseren Drohnenlieferservice in seinem Alltag beeinträchtigt und dass der Datenschutz gewährleistet wird“, erklärt Mao. 

  

 Sicherheit hat Priorität: Meituan will sicherstellen, dass durch den neuen Drohnenlieferdienst im Alltag niemand beeinträchtigt wird, betont ein Unternehmensverantwortlicher. (Foto: Liu Lingyi / Xinhua)  

Low-altitude Economy unterstützt Lebens- und Arbeitsabläufe 

Schon heute findet die Low-altitude Economy in China bereite Anwendung: Die Drohnen liefern nicht nur Essen aus, zum Beispiel zwischen den Hochhausschluchten der Innovationsmetropole Shenzhen, sondern sind auch über Ackerfeldern unterwegs, so etwa in Aksu im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang, wo sie Pflanzenschutzmittel auf den Baumwollfeldern versprühen. Auch in zahlreichen anderen Feldern kommt die „Niedrigflughöhenindustrie“ inzwischen zum Einsatz, beispielsweise in Bereichen wie Sightseeing, städtische Sicherheit, Notfallrettung, medizinische Erstversorgung, Land- und Forstwirtschaft sowie Stromleistungsinspektion, um nur einige der Anwendungsszenarien zu nennen. 

Die Low-altitude Economy wird als aufstrebende Zukunftsindustrie gefeiert, gilt als innovativ, grün und kohlenstoffarm. Sie ist auch ein typisches Beispiel für die Produktivkräfte neuer Qualität, deren gezielte Entwicklung sich China auf die Fahnen geschrieben hat, und kommt der Förderung neuer Wachstumsmotoren zugute. 

Ende 2023 wurde bei Chinas Zentraler Wirtschaftskonferenz die Förderung einer Reihe von strategischen neuen Industrien vorgeschlagen. Neben biologischer Produktion und kommerzieller Raumfahrt wurde dabei auch die Low-altitude Economy explizit genannt. Am 27. März dieses Jahres hat China seinen „Implementierungsplan für die innovative Anwendung allgemeiner Luftfahrtausrüstung (2024-2030)“ bekanntgegeben. Dieser Plan sieht vor, allgemeine Luftfahrtausrüstung bis 2030 vollständig in alle Bereiche von Industrie und Alltag zu integrieren. Das verspricht für die Low-altitude Economy kräftige Impulse. Experten rechnen mit einem Marktvolumen, das in die Billionen Yuan geht. 

Viele chinesische Städte wollen nun ein Stück vom großen Kuchen der Low-altitude Economy abhaben. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Faktorausstattung unterscheiden sich dabei die jeweiligen Anwendungsszenarien jedoch deutlich: Im Südwesten Chinas, wo es viele schwer zugängliche und abgelegene Sehenswürdigkeiten gibt, bieten „Low-Altitude-Flugshuttle“ eine Chance für den Sightseeing-Tourismus. Sie könnten zu einer Verkehrsalternative zwischen einzelnen Sightseeing-Spots reifen. In den weitläufigen und dünn besiedelten Regionen Nordwestchinas verspricht der Einsatz der Drohnen derweil in der Land- und Forstwirtschaft großen praktischen Nutzen. Und in den südöstlichen Küstenstreifen erhofft man sich von der „Niedrigflughöhenindustrie“ neue Impulse für die Logistikbranche. 

Branchenexperten sind überzeugt: Durch technologische Fortschritte bei Internet, Satellitennavigation, Cloud-Computing, künstlicher Intelligenz und Blockchain dürfte die Low-altitude Economy in Zukunft in noch größerem Ausmaß in das gesellschaftliche Leben integriert werden. Viele Regionen in China nutzen bereits heute aktiv die strategischen Chancen, die die Entwicklung des neuen Industriezweigs bietet, beschleunigen die Herausbildung von Industrieclustern und Innovationsökosystemen, um die Low-altitude Economy auf einen neuen Entwicklungspfad zu führen. 

 

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