„Ich nenne es eine Synthese aus nachhaltiger Recycling-Landwirtschaft, innovativer Landwirtschaft und immersiver, allumfassender Landwirtschaft", sagte Wen. Nach seiner Erklärung bedeutet Recycling-Landwirtschaft eine Veränderung der Entwicklung des gesamten Sektors – der sich derzeit auf die Abhängigkeit von Land und den möglichst effizienten Einsatz von chemischen Düngemitteln konzentriere – hin zu mehr Nachhaltigkeit. Innovative Landwirtschaft bedeute, die kulturellen Konnotationen in der Landwirtschaft zu finden und diese zu nutzen, um Stadtbewohner, Jungunternehmer und Investoren anzuziehen. Immersive Landwirtschaft schließlich ziele darauf ab, den Landwirten dabei zu helfen, Geld von Stadtbewohnern zu verdienen, die landwirtschaftliche und ländliche Aktivitäten erleben wollen. " Frische Luft, sauberes Wasser und eine schöne Landschaft in ländlichen Gebieten sind große Vorteile, wurden aber in der Vergangenheit ignoriert. Jetzt, da die Stadtbewohner einen grünen und idyllischen Lebensstil fordern, könnten diese Vorteile verwirklicht werden", sagte er. 

Damit diese Synthese funktioniert, hält Wen Chinas wohlhabende Mittelschicht für unerlässlich. "Sie haben den Anspruch, solche Dienstleistungen zu konsumieren und verfügen über das notwendige Kapital und Know-how in Management und Vertrieb", erklärte er. Gemäß dem „Global Wealth Databook 2016“ des Schweizer Credit Suisse Research Institute verfügt China mit 109 Millionen über die größte Mittelschicht in absoluten Zahlen. 

Eine Drohne sprüht am 10. April über einem Anbaugebiet in Poyang in der Provinz Jiangxi Pflanzenschutzmittel aus. Foto: XINHUA 

Stärkung der Landwirte 

Trotz der wichtigen Rolle, die die Mittelschicht bei der künftigen ländlichen und landwirtschaftlichen Entwicklung spielen kann, bedeutet dies jedoch nicht, dass die Landwirte an den Rand gedrängt werden. Der Plan sieht vor, die Landwirte in die Lage zu versetzen, den von ihnen erwirtschafteten Mehrwert auch selbst zu „ernten“. 

Dazu brauchen sie viel Know-how – und die richtigen Versicherungen. Die gute Nachricht ist, dass es eine Menge Unternehmen gibt, die daran interessiert sind, sich zu engagieren. Dazu gehört zum Beispiel die New Hope Group, ein führendes privates Agrarunternehmen aus der südwestchinesischen Provinz Sichuan. „Mein Unternehmen wird in den nächsten fünf Jahren 100.000 Bauern finanziell unterstützen", kündigte Liu Yonghao, Vorsitzender von New Hope, beim BFA an. Das Unternehmen wird 50 Milliarden Yuan (6,4 Milliarden Euro) investieren, um den ländlichen Aufschwung in diesem Zeitraum zu fördern. 

Darüber hinaus wird „die Versicherung ländlichen Unternehmen helfen, natürliche [Ernte-] Verluste oder Marktverluste [Preisrisiko] dank Risikokontrolle zu überstehen", sagte Miao Jianmin, Präsident der People's Insurance (Co. Ltd). Das Unternehmen beteiligt sich auch am Aufbau eines Sozialversicherungsnetzes in ländlichen Gebieten, damit einkommensschwache Landbewohner nicht durch Marktunsicherheiten und Naturkatastrophen in absoluter Armut versinken. 

Zur Unterstützung von Existenzgründungen in ländlichen Haushalten und Wanderarbeitern im Agrarsektor bietet das Unternehmen durch die Kombination von Versicherung und Finanzierung maßgeschneiderte Mikrofinanzdienstleistungen. „Beispielsweise können Startups ihre Versicherungspolicen als Sicherheit für den Erwerb von Krediten nutzen", sagt Miao. 

Diese Unterstützungsleistungen haben Früchte getragen. Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten gab es bis 2017 etwa sieben Millionen Wanderarbeiter und Hochschulabsolventen, die in ihre Heimatstädte zurückkehrten und dort landwirtschaftliche Betriebe gründeten. Und ihre Zahl steigt weiter. Professor Wen wird es freuen.