Angesichts der anhaltenden globalen Unsicherheit und steigender Schulden im eigenen Land hat China beschlossen, in seinem Reformprozess größere finanzpolitische Vorsicht walten zu lassen. Das erklärte Finanzminister Lou Jiwei am Sonntag. 

In seiner Rede beim Treffen der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten der G20 in Chengdu (Provinz Sichuan) erklärte Lou, dass China öffentliche Mittel zurückhaltend einsetzen werde, um am Markt zu intervenieren, sofern es sich nicht um eine „systemische Krise“ handele.

Eine Intervention “solle man nicht auf die leichte Schulter nehmen”, sagte er. Besonnenheit bedeute jedoch nicht, tatenlos zuzusehen, wenn Unternehmen vor wachsenden Problemen stünden. „Die Regierung wird mehr tun, um das Regulierungssystem zu verbessern“, ergänzte er.

Lou brachte seine Bedenken hinsichtlich des steigenden Risikos durch finanzielle Kapitalgesellschaften, die zu groß sind, um zu scheitern, zum Ausdruck. Die Regierung müsse früh handeln und auf Verordnungen zurückgreifen, um Krisen zu verhindern, sagte er. Darum werde sich China weiterhin neue politische Maßnahmen einfallen lassen, um die Reform sowohl auf der Nachfrage- als auch der Angebotsseite zu erleichtern.

Wang Yiming, Funktionär am Entwicklungsforschungszentrum des Staatsrats, einem hochrangigen Think Tank, fasste die chinesische Schuldensituation auf einem Forum am Rande des Finanztreffens zusammen.

Er sprach von einer großen Herausforderung, die aber noch nicht das Niveau eines systemischen Zusammenbruchs erreicht habe. Andere wichtige Volkswirtschaften würden von noch gravierenderen Schuldenproblemen heimgesucht, erklärte er. Reformen seien die einzige Antwort auf Chinas Problem, so Wang weiter.

Christine Lagarde, geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, unterstrich die Rolle, die Strukturreformen angesichts der wachsenden politischen Unsicherheit nach dem Brexit-Referendum und anhaltender Volatilität an den Finanzmärkten spielen können.

“Gut durchdachte Strukturreformen können sowohl das kurz- als auch das langfristige Wachstum anheben und es integrativer gestalten”, erläuterte sie. Damit verwies sie auf eine wirtschaftliche Entwicklung, die Chancen in allen Bereichen der Gesellschaft erzeugt und die Dividenden aus dem gestiegenen Wohlstand auch ausschüttet.

Die Gewährleistung eines langfristig tragfähigen Schuldenstands sei als zentrales Ziel der G20-Staaten festgelegt worden, hieß es in einer Stellungnahme am Sonntag.