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Niu Yuliang, ein Kouji-Meister aus China

Von Yin Kang  ·   2021-09-18  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Kouji;Kulturerbe;Geräusche
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Das Geräusch von Autos, Wasser, fallenden Blättern oder Vogelgezwitscher... Ob man es glaubt oder nicht, ein Mann kann ein Klangkonzert ganz ohne Instrumente veranstalten, indem er nur seine Stimmorgane benutzt.  

Niu Yuliang, ein 1938 geborener Beijinger, ist ein solcher Mann, der mit seinen unvergleichlichen Kouji-Aufführungen (Oral Stunts) die Klänge des Alltags nachahmen kann. Kouji ist eine traditionelle Volkskunst mit mehr als 2000-jähriger Geschichte und auch ein immaterielles Kulturerbe des Landes. Der Darsteller benutzt Mund, Zähne, Lippen, Zunge, Rachen und Nase, um alle möglichen Töne aus der Natur zu erzeugen. Wenn man die vom Künstler erzeugten Geräusche hört, hat man das Gefühl, tatsächlich dabei zu sein.  

Niu Yuliang imitiert das Gezwitscher eines Pirols   

„Ein Ziel, für das ich mein ganzes Leben lang kämpfen kann“ 

„Von klein auf liebe ich es, alle Töne, die ich gehört habe, zu imitieren.“ Zunächst wusste Niu Yuliang nicht, dass die Kunst der Stimmenimitation Kouji genannt wurde, er hatte sie nur gelegentlich in Varietés gesehen und war davon fasziniert.   

Nachdem er in Shanghai eine Aufführung des Kouji-Meisters Zhou Zhicheng gesehen hatte, „wurde mir bewusst, ein Ziel gefunden zu haben, für das ich mein ganzes Leben lang kämpfen kann!“ sagte der heute 83-Jährige lächelnd. Deshalb beschloss er, sich systematisch diese Kunstform anzueignen.  

1956 ging Niu Yuliangs Traum endlich in Erfüllung: Zhou Zhicheng (Kouji-Meister in China) nahm ihn als seinen Schüler auf. 

Der Weg des Lernens war mühsam, aber auch von Freude begleitet. „Das Erlernen des Kouji kommt aus dem Leben, steht aber auch über ihm.“ Die seltsamen und merkwürdigen Geräusche, die Niu täglich hört, ist perfektes Material für seine Imitationen. Ein Beispiel: um das Summen der Mücken nachzuahmen, wandte er sogar einen „bitteren Trick“ an. „Man muss sich von Mücken stechen lassen, dann kann man die Gelegenheit ergreifen, ihrem Summen genau zuzuhören. Es gelingt einem Kouji-Darsteller, alles ganz lebensecht zu präsentieren, wenn er tief in das Leben eintaucht.“ Vögel in Parks, Katzen in den Gassen und fließendes Wasser sind Nius „Lehrer“.  

Neben sorgfältiger Beobachtung und Erfahrung ist auch fleißiges Üben unerlässlich. Zhang Jianping, eine Schülerin von Niu Yuliang, erzählte, „egal, ob morgens oder abends, im Park oder zu Hause, oder sogar im Bett, wann immer wir die Gelegenheit dazu haben, üben wir.“ Nur so lässt sich die sonst so zermürbende Praxis in das tägliche Leben integrieren und die Liebe und das Erbe in den kleinsten Details hervorheben. 

Nicht nur Kouji, sondern auch Fremdsprachen lernen 

Als Kouji-Darsteller ist Niu in den vergangenen 68 Jahren in über 30 Länder und Regionen gereist und hat zahlreiche Zuschauer in seinen Bann gezogen.  

Besessen ist Niu nicht nur von Kouji, sondern auch vom Lernen von Fremdsprachen. Jedes Mal, wenn Niu in ein Land reiste, lernte er die Sprache vor Ort unter Hilfe von Dolmetschern, nachdem er die örtlichen Gegebenheiten und Gebräuche kennengelernt hatte.  

„Sein Ziel ist es, die Volkskunst Kouji in der lokalen Sprache vor der Aufführung vorzustellen und eine intensive Interaktion mit dem Publikum zu schaffen“, sagte seine Schülerin Zhang Jianping. 

„Als ich einmal in Marokko auftrat, war das Publikum sehr bewegt von meiner Darbietung: Unvorstellbar, dass es eine solche Kunst in der Welt gibt. Die Chinesen sind so klug. Kouji ist eine unglaubliche fernöstliche Kunst!“ erinnerte sich Niu Yuliang. 

Niu ist viermal in den Vereinigten Staaten aufgetreten. „Als ich beim letzten Mal ein Visum in der Botschaft der USA in China beantragte, kannten mich die Mitarbeiter schon. Sie sagten, ich hätte dem amerikanischen Volk Freude gebracht“.  

Seine Aufführung im Jahr 1996 in Minnesota erregte sogar die Aufmerksamkeit der lokalen Medien. Ein Firmenchef bot ihm sogar ein hohes Gehalt, wenn er vor Ort arbeitet, aber Niu Yuliang lehnte ab. Er ist der Meinung, dass die Auftritte in den USA dem kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern dienen sollten. Außerdem verdient es diese traditionelle Volkskunst, vom Publikum in noch mehr Ländern geschätzt zu werden. Nur wenn er mit seiner Truppe in China bleibe, habe er mehr Chancen, Kouji vor Publikum in verschiedenen Ländern zu präsentieren. Damit können mehr Leute diese Kunst verstehen. 

Für Weitergabe und Weiterentwicklung 

Damit mehr Menschen diese traditionelle Kultur mit ihrer langen Geschichte verstehen und ihr Bedeutung beimessen, hat sich Niu Yuliang der Beantragung von Kouji als immaterielles Kulturerbe gewidmet. In Archiven und Kulturbüros im ganzen Land sammelte er Material. Seine Bemühungen lohnten sich und schließlich wurde Kouji 2011 in die Liste des nationalen immateriellen Kulturerbes aufgenommen.  

In den letzten Jahren hat Niu ein neues Fenster geöffnet, Kouji aus historischer und kultureller Sicht eingehend zu erforschen. Er stellte fest, dass Kouji zwar auf eine jahrtausendealte Geschichte zurückblicken kann, es aber kein Buch gibt, das sich mit dieser Kunst befasst. „Wie sieht es in diesem Fall mit der Weitergabe und Entwicklung aus?“ 2014 wurde eine Monografie über die chinesische Volkskunst Kouji, verfasst von Niu Yuliang, veröffentlicht. „Mein Buch fasst meine jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen in diesem Bereich und meine Forschungsergebnisse über die Geschichte und Kultur von Kouji zusammen“, sagte er.  

Mit der rasanten Entwicklung von Kurzvideos hat Niu nun auch seinen eigenen Kanal eröffnet, mit dem Ziel, „der Öffentlichkeit Kouji näher zu bringen und ihr Interesse an diesem immateriellen Erbe zu wecken sowie das Umweltschutzbewusstsein durch die Naturstimmen zu erhöhen.“  

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