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Frühkindliche Bildung: Wissenschaftler und Forscher unterrichten an Chinas Kindergärten und Grundschulen |
Von Liu Sufang und Zhou Lin · 2017-10-11 · Quelle:China Heute |
Stichwörter: Frühkindliche Bildung;China | Druck |
Auf dem Spielgelände eines Kindergartens im Beijinger Stadtbezirk Haidian jagen die Kleinen begeistert einem Miniaturwagen hinterher. Dass es sich dabei keineswegs um ein gewöhnliches Spielzeug handelt, wird bei genauerem Hinsehen schnell deutlich. Denn der kleine Wagen wird ausschließlich durch Sonnenenergie betrieben. „Toll!“ ruft eines der Kinder und nimmt den ungewöhnlichen Wagen eifrig unter die Lupe. Insbesondere Jungs zeigen sich begeistert und legen sich sogar auf den Bauch, um einen Blick auf die Unterseite des Wagens werfen zu können. Der Durst nach Wissen und der Spaß an Rätseln scheinen dem Nachwuchs förmlich im Blut zu liegen.
Die beschriebene Szene ereignete sich im Rahmen des Unterrichts zur Veranschaulichung von Solarenergie der 2. Klasse des Kindergartens Nr. 3 der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Geleitet wurde die Stunde von Dr. Jin Kui. Auch sein eigener Sprössling, der kleine Jin Churun, besucht diesen Kindergarten im Bezirk Haidian. Jin selbst ist ein renommierter Physiker, der ein Wissenschaftlerteam für das Projekt SC2 im Staatlichen Schwerpunktlabor für Superleitertechnologie des Instituts für Physik an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften leitet. Weitläufig bekannt ist der junge Vater vor allem auch deshalb, weil er im Zuge des staatlichen Programms „Recruitment Program of Global Experts“, auch bekannt als „Thousand Talents Plan”, in die renommierte Akademie der Volksrepublik aufgenommen wurde und über das „Hundred-Talent Program“ der Akademie als Gastforscher angestellt ist. Der viel beschäftigte Forscher widmet sich aber längst nicht nur seinen wissenschaftlichen Projekten, sondern engagiert sich auch aktiv dafür, Interesse an Wissenschaft und Forschung in der breiten Bevölkerung zu wecken.
Wenn Eltern und Kinder gemeinsam das Tor der Wissenschaft aufstoßen
„Eine Eigenschaft, die Kindern einfach mit in die Wiege gelegt scheint, ist es, stets nach dem ‚Warum?‘ zu fragen“, sagt der Physiker. Bei dieser angeborenen Neugier müsse man ansetzen und Kinder bereits in jungen Jahren dazu ermuntern, die Dinge in ihrer Umgebung genau zu betrachten und die dahinter stehenden Ursachen zu hinterfragen,“ sagt er. „Es lohnt sich für mich, zu erforschen, wie sich die Welt aus der Perspektive der Kinder erklären lässt.“
Unter Berücksichtigung der einzigartigen Denkart und des Vorwissens seiner Schützlinge hat der Naturwissenschaftler Kindergeschichten geschaffen, in denen einzelnes Wissen über die Natur eingebettet ist. So sollen schon die Kleinsten spielerisch mit Wissensgebieten wie beispielsweise erneuerbaren Energien wie Solarenergie und Windkraft in Berührung kommen.
In einer seiner Unterrichtsstunden gibt der promovierte Physiker seinen Schützlingen zum Beispiel folgendes Rätsel auf: „Es war einmal eine Großmutter, die hatte ein strahlendes rötliches Gesicht, stand stets in aller Morgenfrühe auf und fing pünktlich mit ihrer Arbeit an ...“ Noch ehe der Erzähler zum Ende kommt, rufen einige Kinder schon die Lösung: „Das ist Großmutter Sonne!“
„Und was kann Großmutter Sonne für uns tun?“, hakt Jin nach. Die kleinen Zuhörer geben eifrig Antworten. Eines der Kinder sagt: „Die Sonne kann für unsere Gesundheit Bakterien beseitigen!“; ein anderes erklärt: „Die Sonne wirft einen Glanz auf die Gräschen und diese wachsen dann tüchtig.“ Und eine weitere Kinderstimme gibt zum Besten: „Im Sommer schwitze ich in der Sonne und dann kann ich Eiskreme verlangen!“
„Die erfrischenden Antworten der Kinder überraschen mich jedes Mal aufs Neue. Ihre Vorstellungskraft und Beobachtungsgabe übertreffen regelmäßig meine Erwartungen“, sagt Jin voller Begeisterung.
Das Rätsel um „Großmutter Sonne“ dient nur als kleine Einführung. In der nächsten Unterrichtsstunde erzählt Jin den Kindern in anschaulicher Weise weitere Geschichten. Als das Thema Windkraft angeschnitten wird, zaubert er ein Miniaturmodell eines Windrades aus seiner Tasche. Es soll als Requisit zum Einsatz kommen. Durch die Mini-Windkraftanlage will er den Kindern die Erkenntnis vermitteln, dass auch durch Windkraft Elektrizität erzeugt werden kann. Bei der Demonstration dreht Jin an den kleinen Propellerblättern, woraufhin eine kleine Lampe zu leuchten beginnt. Wieder erntet er Begeisterung bei seinem jungen Publikum. Viele melden sich, um ihre Erklärung der Vorgänge abzugeben.
Um den Nachwuchs weiter zu ermutigen, sich am Unterricht zu beteiligen, und um die Interaktion zu fördern, hat Jin außerdem ein kleines elektronisches Messgerät mitgebracht. Wenn man an den Propellern bläst, drehen sie sich und das Strommessgerät zeigt einen hohen Ausschlag. Dann veranstaltet Jin einen kleinen Wettbewerb. Wem es gelingt, durch Blasen die höchste Strombewegung zu erzeugen, bekommt ein kleines Geschenk. Die Kinder sind sofort Feuer und Flamme und erproben ihre Stromerzeugungsqualitäten.
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