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„Die Seidenstraßen-Initiative bietet Europa viele Chancen“ |
Von Verena Menzel · 2017-06-07 · Quelle:China Heute |
Stichwörter: Thomas Wagner | Druck |
Offizieller Freundschaftbotschafter zwischen den Kulturen: Dr. Thomas Wagner im Gespräch mit „China heute“ |
„Wie China mit 900 Milliarden Dollar die Welt erobern will“ titelte das einflussreiche deutschsprachige Nachrichtenportal „Spiegel online“ am 15. Mai, dem zweiten offiziellen Tag des internationalen Seidenstraßen-Forums in Beijing. Mitte August vergangenen Jahres titulierte das vielgelesene Magazin die Seidenstraßen-Initiative in seiner Printausgabe bereits als „Projekt Welteroberung“. Einen Tag zuvor, am 14. Mai, hatte der deutsche Fernsehsender ZDF auf seiner Internetpräsenz bereits von „Zweifeln am selbstlosen China“ gesprochen. Es ginge den Chinesen mit ihrer „Belt-and-Road“-Initiative „um nicht weniger als die Errichtung eines Imperiums“, so die Journalisten, um eine "Globalisierung chinesischer Prägung". Die Initiative „Ein Gürtel und eine Straße“ solle vor allem eines bringen: „Macht für China“, so der ZDF-Bericht.
Keine Frage, Skepsis und Vorbehalte sind groß bei vielen westeuropäischen Journalisten. Seit Chinas Präsident Xi Jinping 2013 die Initiative zum Aufbau einer neuen Seidenstraße auf dem Landweg und einer maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts vorgestellt hat, gibt es auch viele kritische Stimmen, nicht zuletzt in Westeuropa.
Einer, der solche Bedenken nur allzu gut kennt, ist der Schweizer Dr. Thomas Wagner. Der promovierte Mediziner und Jurist bekleidete von 1982 bis 1990 das Amt des Stadtpräsidenten der Stadt Zürich, später fungierte er von 1990 bis 2002 als Vize-Stadtpräsident und war verantwortlich für den Öffentlichen Personennahverkehr, das Wassermanagement sowie die Aufsicht über Elektrizität- und Gasversorgung der Stadt. Mittlerweile ist der 73-Jährige im Ruhestand, fungiert aber noch immer als Präsident der Gesellschaft Schweiz-China, eine private NGO, die seit 1945 besteht und sich der Förderung des wirtschaftlichen und kulturellen Austausches zwischen China und der Schweiz verschrieben hat.
Die Städtepartnerschaft Zürich - Kunming: eine Erfolgsgeschichte
Bereits 1982, nur vier Jahre nach der Öffnung Chinas und im ersten Jahr seiner Amtszeit als Züricher Stadtpräsident, begann Thomas Wagner, seine Fühler nach China auszustrecken und initiierte eine Städtepartnerschaft mit Kunming, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Yunnan. Auch damals gab es große Bedenken und es hagelte reichlich Kritik, vor allem in den Medien, erinnert sich der Schweizer.
„Zum damaligen Zeitpunkt war China für die Schweiz und für den Westen noch ein fremdes Land. Viele hatten Vorurteile, kannten China nicht. Deshalb stand ich am Anfang der Städtepartnerschaft zwischen Zürich und Kunming über viele Jahre stark in der Kritik. ,Was bringt uns das Ganze? Wir müssen nur viel Geld aufwenden und profitieren selber nicht davon‘, hieß es von vielen Seiten.“
Doch Wagner ließ sich nicht beirren, erkannte das große Potential des aufstrebenden Landes und war fasziniert von den Chinesen und ihrer Kultur. „Im Rückblick war es eine gute Entscheidung“, sagt er heute. Denn mittlerweile habe sich das Blatt völlig gewandelt. „Heute kommen die Kritiker von damals auf mich zu und fragen, ob ich ihnen behilflich sein kann, Türen in China zu öffnen“, sagt Wagner. „Das zeigt im Ergebnis doch, dass die öffentliche Meinung eben oft den eigentlichen Sachverhalt nicht genügend klärt und von falschen Voraussetzungen ausgeht“, so sein Resümee.
"Ich finde das Seidenstraßen-Projekt als solches hochinteressant und auf alle Fälle unterstützenswert“, sagt Wagner. Gleichzeitig müssten aber auch kritische Stimmen erlaubt sein. Man sollte stets genau hinterfragen, so der Schweizer. |
Die Städtepartnerschaft Zürich - Kunming besteht mittlerweile seit 35 Jahren. Sie hat für beide Seiten reiche Früchte getragen. Dank Züricher Hilfe ist Kunming in vielen Belangen zur Vorzeigestadt avanciert, etwa bei der städtischen Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, im Bereich des städtischen Busnetzes aber auch bei der Erhaltung schützenswerter Häuser und Ortsbilder. Auch hier orientierte man sich erfolgreich am Züricher Vorbild.
Und auch die Schweiz hat von dem Kooperationsprojekt stark profitiert. Allein bis zum Jahr 2002, dem Jahr als Wagner seinen Sitz im Stadtrat abgab, sind aus Kunming über 50 Millionen Franken an Direktaufträgen in die Schweiz geflossen. Der Return on Investment, so beschreibt es Wagner, sei beachtlich gewesen.
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