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China-Träume des am längsten in China lebenden Deutschen |
Von Zeng Wenhui · 2015-09-14 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: China-Träume | Druck |
Übliche Praxis war es, dass die chinesischen Kollegen in rascher Folge die Artikel und Dokumente übersetzten, und Kräuter korrigierte die gelieferte deutsche Version. Es herrschte permanente Eile. Die englische Übersetzung lag häufig bereits in grober Form vor und durfte für die Erstellung der deutschen Version zuhilfe gezogen werden. In Ausnahmefällen übersetzte Kräuter selber aus dem Englischen oder Französischen.
Für Kräuter unvergesslich: Die Teilnahme an dem Staatsbankett zum 25. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China am Abend des 30. September 1974 in der Großen Halle des Volkes. Die Einladung war unterzeichnet mit dem Namenszug des Ministerpräsidenten Zhou Enlai. Unter den Gästen waren Parteiführer wie Deng Xiaoping, Ye Jianying, Zhu De und auch der Bauernführer Chen Yonggui aus dem für ganz China vorbildlichen Dorf Dazhai in der Provinz Shanxi. Für Chen Yonggui hegte Kräuter Hochachtung, da dieser einfache Mann, der wegen der Verhältnisse auf dem Land kaum die Schule besucht hatte, Vize-Ministerpräsident und Mitglied des Politbüros der KP Chinas geworden war. Vier Jahre nach dieser ersten Begegnung, also 1978, wurde Kräuter von Chen zu einem Interviewgespräch in die Große Halle des Volkes eingeladen.
Kulturaustausch zwischen China und Deutschland
Kräuter betont: „Sie gewährten mir Zugang zu ihrer Welt. Ich lernte von ihnen. Sie wurden meine Helden – und sind es bis heute!" Weiter, bewegt: „Ich fühlte, sie waren in der Tat die Menschen, die ich immer zu finden gehofft hatte!" Kräuter sagt auch erstmals in diesem Interview, seine Empfindungen für diese Menschen seien für ihn ein wichtigster Grund gewesen, dass er es in jenen frühen Jahren nicht schaffte, sich bei Vertragsende einfach von China zu verabschieden und nach Deutschland zurückzukehren.
Durch seinen Freund Ying Ruocheng – Schauspieler, Regisseur, Vize-Kulturminister, Übersetzer – lernte Kräuter das Beijng People´s Art Theater (Beijing Renyi) kennen, wo das Drama „Teehaus" aus den 1950er Jahren von Lao She aufgeführt wurde. „Teehaus" ist ein Stück in drei Akten, und der Zuschauer erlebt durch die Entwicklung allein dieses Teehauses, seines Wirts (gespielt von Yu Shizhi) und der Vielfalt der Gäste fünf Jahrzehnte chinesischer Geschichte und chinesischer Menschlichkeit. Im ersten Akt sind die Mitwirkenden gerade über zwanzig Jahre alt, im zweiten Akt über vierzig, und im letzten über siebzig, soweit sie nicht in der Zwischenzeit ums Leben gekommen waren, und nun die Söhne oder Töchter das Teehaus frequentierten. Kräuter war hingerissen. Er sah das Stück über zwanzigmal, von vor wie von hinter der Bühne.
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