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Hanfu – Kulturbotschafter zum Anziehen

Von Yang Ning und Chen Jieming*  ·   2022-02-10  ·  Quelle:China Heute
Stichwörter: Kultur;Hanfu
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Sie ist textil gewordenes Sinnbild der traditionellen chinesischen Kultur – Kleidung im Han-Stil, genannt Hanfu. Ihre Ursprünge reichen bis in die chinesische Antike zurück. Seit einigen Jahren jedoch erleben die traditionellen Gewänder ein echtes Revival, sowohl im In- als auch im Ausland. 

In Singapur beispielsweise trifft man die alten Gewänder heute häufig als Ausgehschick bei verschiedenen Kulturveranstaltungen an, wie uns Tong Weiqiang, Überseechinese aus Singapur, berichtet. Schon seit seiner Kindheit haben ihn die traditionellen Han-Gewänder fasziniert. „Alles fing an mit den faszinierenden Kostümen in den Kungfu-Serien des Hongkonger Senders TVB. Seit ich die gesehen hatte, war ich Feuer und Flamme“, erinnert er sich. 

Vor einigen Jahren gründete Tong dann seinen eigenen Club für Hanfu-Fans. „Unser Verein ist eine Anlaufstelle für jeden hier in Singapur, der sich für chinesische Kultur interessiert bzw. einen Faible für Hanfu-Kostüme hat”, sagt er. Wer mehr über die traditionelle chinesische Kultur erfahren möchte, sei dort an der richtigen Adresse. 

Auch Lin Xiaoying haben es die alten Gewänder angetan. Als Vize-Präsidentin einer Hanfu-Vereinigung in Singapur widmet sie sich seit Jahren der Verbreitung der chinesischen Kultur im Ausland. „Hanfu lassen mein Herz einfach höher schlagen”, sagt sie. „Schon in meiner Kindheit begann ich, mich an allem Schönen zu erfreuen, etwa Malerei und Mode. Als Erwachsene kam ich dann beruflich viel herum, reiste oft ins Ausland. Dabei habe ich gemerkt, dass Japaner und Koreaner sich gerne in traditionelle Gewänder hüllen, zum Beispiel bei besonderen Veranstaltungen. Das hat mich auf die Idee gebracht, auch traditionelle chinesische Trachten im Ausland bekannter zu machen“, erzählt Lin. 

Wu Zengxin arbeitet als Tai-Chi-Trainer in Singapur. 2012 hatte er erstmals Gelegenheit, selbst in Hanfu-Tracht zu schlüpfen. „Seitdem ist es um mich geschehen“, schwärmt er. „Heute ziehe ich die feinen Kostüme bei all meinen Auftritten an, obwohl der Aufzug schon deutlich teurer ist als gewöhnliche Kampfsportkleidung. Es bereitet mir einfach Freude, wenn das Publikum von der Schönheit der Hanfu inspiriert wird“, sagt er. „Ich war damals der Erste hier in Singapur, der Tai Chi in Hanfu aufführte. Heute folgen mehr und mehr Tai-Chi-Meister meinem Vorbild und treten in traditionellen chinesischen Gewändern auf.“ 

Bunter Hingucker mit langer Geschichte: Diese Gruppe posiert in traditioneller Hanfu-Kleidung in den Nationalfarben Singapurs vor dem Merlion, dem Wahrzeichen der südostasiatischen Metropole. 

 

Eine lange Geschichte 

Die Hanfu-Tracht sei letztlich Spiegel der jahrtausendealten chinesischen Kultur. Das erklärt uns Cai Danjun, außerordentliche Professorin an der School of Liberal Arts der renommierten Renmin-Universität. Sie sagt: „Die Hanfu-Bekleidung blickt auf eine lange Geschichte zurück. Der Begriff ist sehr weit gefasst. Er bezieht sich auf die Zeit der Han-Chinesen von der Vor-Qin-Zeit (bis 221 v. Chr.) bis zur Qing-Dynastie (1644–1911).” Während der Frühlings- und Herbstperiode und der Zeit der Streitenden Reiche (770–221 v. Chr.) habe die Han-Kleidung teils auch Elemente der Nomadenkultur aufgenommen, was sie besser mit Reitaktivitäten und dem Bogenschießen kompatibel gemacht habe, erklärt die Wissenschaftlerin. „Obwohl die traditionelle chinesische Kleidung überwiegend von der konfuzianischen Kultur beeinflusst wurde, enthält sie also auch Kulturelemente anderer ethnischer Gruppen Chinas“, so Cai. 

In der chinesischen Literatur finden sich zudem zahlreiche Anekdoten mit Bezug auf die Hanfu-Kleidung. In der späten Östlichen Han-Dynastie (25–220) beispielsweise schickte sich Cao Cao – einer der größten Generäle – an, zum Herrscher des Landes zu werden. Der verärgerte Kaiser Xiandi (181–234) verfasste daraufhin ein Edikt mit seinem Blut, das er im Hosenbund eines Hanfu-Gewandes versteckt haben soll, um es zu seinen Ministern zu schmuggeln und sie anzuweisen, Cao Cao zu ermorden. In vielen altchinesischen Büchern steht außerdem geschrieben, dass der Gelbe Kaiser (Huangdi), einer der legendärsten chinesischen Herrscher, einst die frühste Form chinesischer Kleidung entwickelt haben soll, die aus Ober- und Unterteil bestand. Im „Buch der Wandlungen“ wird erwähnt, dass Gelb, wie es in Hanfu-Kleidung oft auftaucht, eine verheißungsvolle Farbe für Kleidung sei. 

Forscherin Cai erklärt: „Dies zeigt, dass die rituellen, kulturellen und ästhetischen Standards der chinesischen Kleidung schon vor der Qin-Dynastie Gestalt angenommen haben. In den folgenden Jahrhunderten entwickelten sie sich als Ergebnis der Integration der Kulturelemente verschiedener ethnischer Gruppen stetig weiter. Wenn wir selbst tief in die reiche Geschichte und Kultur der Hanfu-Kleidung eintauchen, können wir auch den Menschen in anderen Teilen der Welt dabei helfen, sich mit der tiefgreifenden kulturellen Bedeutung dieser traditionellen chinesischen Kleidung vertraut zu machen.” 

Singapur sei ein Magnet für Touristen aus aller Welt, betont Tong Weiqiang. „Vor allem viele Touristen aus westlichen Ländern zeigen großes Interesse für die Hanfu“, sagt er. „In diesen Gewändern steckt eine Menge historischer Bezüge. Zusammen mit anderen Hanfu-Fans organisiere ich regelmäßig Kulturveranstaltungen in lokalen Bibliotheken, um mit anderen Interessierten hier in Singapur Werke der chinesischen Literatur und Poesie zu teilen“, erzählt der Überseechinese. 

Anziehungskraft in der Neuzeit 

Insbesondere viele Menschen mit chinesischen Wurzeln in Singapur wollten mehr über die chinesische Kultur erfahren, erzählt uns Tong. „Wir haben hier viele gemeinsame kulturelle Wurzeln mit China“, sagt Tong. „Es gab einst viele Chinesen, die nach Singapur ausgewandert sind, um hier ihr Glück zu versuchen. Die jungen Menschen von heute denken ganz pragmatisch. Daher muss viel getan werden, um ihr Bewusstsein für die Fortsetzung der traditionellen chinesischen Kultur zu stärken“, sagt er. 

Tong freut sich darüber, dass immer mehr junge Singapurer in den Ferien an Urlaubsorten Hanfu tragen. „Ich glaube, dass diese Kleidung mit ihrer reichen kulturellen Bedeutung nicht nur Chinas modische Eleganz unter Beweis stellt. Sie ist meines Erachtens auch eine Art Kulturbotschafter“, sagt er. 

Um die Verbreitung der Hanfu-Gewänder unter Überseechinesen besser zu fördern, schlägt Professorin Cai vor, ein System zu etablieren, in dem die Kultur aus Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen. „Dabei sollte sowohl Wert auf moderne Kleidungsmuster als auch auf traditionelle ästhetische Prinzipien gelegt werden. Es gilt nicht nur, öffentliche Aktivitäten durchzuführen, sondern auch akademische Studien“, rät sie. 

Zum Abschluss erklärt sie: „Die Hanfu-Kleidung ist tief in der chinesischen Kultur verwurzelt. Wir sollten heute meiner Meinung nach der Frage, wie sich die in der alten Kleidung verkörperten klassischen Ideen nutzen lassen, um die traditionelle chinesische Kultur stärker mit dem modernen Leben zu verbinden, mehr Aufmerksamkeit schenken.“ 

*Yang Ning ist Journalistin und Chen Jieming Praktikantin der Auslandsausgabe der „People’s Daily“. 

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