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Adieu, geliebtes Feuerwerk!

Von Ding Zhitao  ·   2019-02-15  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Feuerwerk;Frühlingsfest
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Das Disneyland Feuerwerk ist ein erstaunliches Schauspiel. Doch es ist nichts im Vergleich zu den Feuerwerk-Orgien, die sich dazumal in den Vororten Beijings zugetragen haben. Doch eins nach dem anderen.

Die Chinesen, Erfinder des Feuerwerks, hielten die Tradition am Leben, indem sie während des Frühlingsfestes aus einem besonderen Grund den Himmel erhellten. Chinesischen Mythen zufolge gab es mit „Nian“ ein Monster, das regelmäßig Besuche machte, um Dorfbewohner zu terrorisieren, und nur durch ein lautes Getöse und grelles Aufleuchten vertrieben werden konnte. Wie könnte also traditionell das Festival, das auf Chinesisch auch „Guo Nian“ (Vertreibung des Monsters Nian) genannt wird, ohne all den ohrenbetäubenden Lärm gefeiert werden? 

Das Ritual wurde jedes Mondjahr in Städten und Dörfern fortgesetzt. Die Menschen nahmen es als selbstverständlich hin, obwohl es durchaus auch zu Verlusten führte. In den dicht besiedelten Innenstädten häuften sich in der Ferienzeit tödliche Verletzungen und es gab immer wieder erhebliche Sachschäden zu verzeichnen. In Beijing waren das medizinische Personal des Tongren Krankenhauses und Feuerwehrleute in der ganzen Stadt die gesamte Zeit über wachsam. Aber schließlich stimmte die Mehrheit der Bewohner zu, dass das Feuerwerk eine öffentliche Gefahr darstellt, mit dem Resultat, dass die Stadtverwaltung 1993 Feuerwerk innerhalb der Innenstadt verbot. 

Dennoch verkauften sich Feuerwerkskörper in der Hauptstadt nach wie vor ausgesprochen gut. Nach dem opulenten Festessen am Neujahrsvorabend begaben sich nämlich viele Beijinger außerhalb des fünften Rings, um die Feuerwerkskörper dort zu zünden. Nach dem Öffnen ihrer Kofferräume trugen sie stolz Kisten mit Feuerwerk heraus und stellten diese dann in eine Reihe. Die Kisten waren dabei oft so groß wie Mikrowellenherde und die Art und Weise wie sie gehandhabt wurden, ließ auf das stattliche Gewicht der Kisten schließen. Sie kamen in einer bunten Verpackung mit vielversprechenden Namen, die auf der Vorderseite aufgedruckt waren, wie z.B. „Saal voll mit Gold und Jade“ und „Hier kommt das Glück“ daher. Bewohner aus den lokalen Nachbarschaften schlossen sich dem Vergnügen an und brachten ihre eigenen „festlichen Arsenale“ mit. 

Als die Uhr 12:00 Uhr schlug und das neue Jahr ankündigte, explodierte plötzlich eine Unmenge an Feuerwerkskörpern, 2.000, 5.000 oder sogar 10.000, in perfekter Synchronisation. Tausende von Feuerwerkskörpern stiegen auf, pfiffen und erhellten den Himmel, so weit die Augen reichten. Es war tausendmal großartiger als die Disneyland-Feuerwerksshow. Aber in Bezug auf die Nachhaltigkeit hat die Disneyland-Show halt doch irgendwie die Nase vorn. 

Das große Vorstadtspektakel von Beijing wurde 2005 Geschichte. Da die Öffentlichkeit während des Frühlingsfestes nachdrücklich für die Erhaltung der Tradition des Feuerwerks eintrat, gab der Gesetzgeber nämlich grünes Licht für Feuerwerkskörper in der Innenstadt. Da Feuerwerk so an den meisten Orten legal wurde, mussten sich die Menschen nicht mehr an bestimmten Orten außerhalb der Stadt versammeln, um sich zu vergnügen. Es schien, als gäbe es nun Feuerwerk in der ganzen Stadt, in jeder Ecke, außer in einigen wenigen feuerwerksfreien Zonen. 

Man konnte sich nun einfach vor seine eigene Wohnung stellen und Feuerwerkskörper in den Himmel ballern. Es war ein ziemliches Erlebnis, vom Anzünden der Lunte bis hin zur Farbenpracht nach dem großen Knall  und das alles direkt über dem eigenen Kopf! In fast allen Wohnbereichen hatten Hausmeister und Wachen alle Hand zu tun und Feuerlöscher und Besen stets zur Hand, um so das Spektakel in Schach zu halten und nach dem Vergnügen wieder für Ordnung zu sorgen. 

Ein britischer Kollege, der nur wenige Tage vor dem Frühlingsfest nach Beijing kam, konnte sieben Tage hintereinander kaum schlafen. Sporadische Explosionen jede Nacht gaben ihm das Gefühl, in einem Kriegsgebiet zu leben. 

Diese Situation hielt mehrere Jahre lang an. Aber ab 2011 begann die Öffentlichkeit, Feuerwerk aus einer neuen Perspektive zu betrachten. PM2.5-Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikron, wurde praktisch über Nacht zu einem hässlichen Schlagwort. Besorgt über die Luftverschmutzung begannen die Anwohner, Feuerwerk als den Täter zu betrachten, der die Luft verschmutzt. Die Menschen wurden immer sensibler für Luftqualität und Umweltschutz. 

Feuerwerk und Umweltverschmutzung wurden nun in einem Atemzug erwähnt und hatten das Bild von Feuerwerk, das seit der Antike bewundert wurde, stark beschädigtDie PM2.5-Partikel ließen das Feuerwerk ihren Glanz verlieren und diejenigen, die das Feuerwerk zündeten, fühlten sich nun plötzlich irgendwie unwohl bei der ganzen Sache. Der Feuerwerksverkauf verzeichnete einen stetigen Rückgang. Im ganzen Land wurden innerhalb weniger Jahre Tausende von Feuerwerksfabriken geschlossen. 

Das Jahr 2017 brachte ein entscheidendes Ergebnis im Kampf zwischen Feuerwerk und der öffentlichen Forderung nach einem blauen Himmel. Die Einwohner Beijings verwendeten nun regelmäßig Luftreiniger und studierten die PM2.5-Indizes, um sich zu vergewissern, ob sie die geplanten Outdoor-Aktivitäten auch wirklich zu intendierter Zeit durchführen konnten. Zwischen traditionellem Spaß und sauberer Luft hin- und hergerissen, stimmte das Publikum für letzteres. Nach 12 Jahren Erlaubnis in der Innenstadt wurden Feuerwerkskörper wieder nach außerhalb des fünften Rings verbannt. 

Die Schwierigkeit, nun noch einen Laden zu finden, der überhaupt Feuerwerk verkaufte und dann auch noch einen Ort zu finden, an dem man das Feuerwerk überhaupt noch zünden durfte, erwies sich als ein äußerst mühsames Vorhaben. Ein Hardcore-Fan fuhr mehrere Stunden, um einen Verkaufsladen zu finden, nur um dann feststellen zu müssen, dass dort nichts verkauft wurde, was er hätte gen Himmel schicken können. Das dürftige Feuerwerk, dass er sich schlussendlich kaufte, sorgte auch nicht wirklich für mehr Befriedigung, denn er musste dieses gezwungenermaßen im Freien, 50 Meter entfernt vom ursprünglich geplanten Ort, zünden. Er ist nun kein Fan mehr, so viel sei gesagt. 

Wie das Feuerwerk aus dem festlichen Leben in Beijing verblasst ist, spiegelt wider, was in der ganzen Nation geschah. Während sich die Länder schnell verändern und die Menschen ein besseres Leben führen, ändert sich die Tradition mit der Zeit. Auch die traditionsbegleitenden Regelungen werden entsprechend angepasst, immer mit einem auf den Menschen ausgerichteten Ansatz. Der Fokus hat sich über die Zeit verschoben, von Tradition und Spaß über Sicherheit, Luftqualität und Umweltschutz bis hin zu überarbeiteten Richtlinien. 

Das Frühlingsfest 2019 endete mit einer Note von Frieden und Gelassenheit. Feuerwerke haben aufgehört, ein wesentlicher Bestandteil der Feierlichkeiten zu sein und sind zu einer verblassenden Erinnerung geworden, die sicheren Straßen, leeren Krankenhäusern, saubererer Luft und besserem Schlaf Platz macht. So sollte es sein, eine liebevolle Erinnerung, die das Atmen nicht erschwert. 

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