Startseite >> Kultur |
Weniger Schulstress, mehr außerschulische Aktivitäten – Beijing setzt auf Bildungsreform |
· 2017-06-19 · Quelle:China Heute |
Stichwörter: Bildung;Schulunterricht | Druck |
Innovatives Denken fördern
Neben der festen Verankerung eines soliden Fundaments für das lebenslange Lernen ist die Förderung innovativen Denkens eine weitere Anforderung, die die Gesellschaft an schulische Bildung stellt. Um diese Erwartung gut zu erfüllen, werden mehr und mehr auch wissenschaftliche Aktivitäten an chinesischen Grund- und Mittelschulen veranstaltet.
So haben beispielsweise die Beijing Jiaotong University und ihre angeschlossene Grundschule gemeinsam ein Roboter-Labor eingerichtet, in dem sie Kurse für Schüler der siebten und achten Jahrgangsstufe aus der ganzen Stadt anbieten. Professor Yao Yan’an, Entwickler eines geometrischen Roboters, gab einst der ehemaligen First Lady Michelle Obama Einblick in einen solchen Kurs während ihres Aufenthalts in Beijing im Jahr 2014. Unter seiner Anleitung gelang es 30 Schülerinnen und Schülern der siebten Jahrgangsstufe, erfolgreich mit eigenen Händen einen solchen Roboter zu bauen. Der Kurs erfreut sich bei Schülern wie Eltern größter Beliebtheit. Einige der Teilnehmer nehmen eigens lange Anfahrtswege in Kauf, um aus den Vororten der Hauptstadt an die Unterrichtsstätte zu gelangen.
Seit September 2015 sind alle Mittelschüler Beijings angehalten, kleine wissenschaftliche Praktika an Universitäten und Hochschulen bzw. in Forschungsinstituten, Wissenschaftsmuseen oder High-Tech-Unternehmen zu absolvieren. Die Bildungskommission der Stadt verlangt, dass die Schüler in der siebten und achten Jahrgangsstufe pro Halbjahr mindestens an fünf solchen wissenschaftlichen Aktivitäten teilnehmen. Jede der Veranstaltungen sollte dabei mindestens zwei Stunden dauern. Dadurch erhofft sich die Kommission, die innovativen und praktischen Fähigkeiten des Nachwuchses deutlich zu fördern.
Um dem Aufruf der Bildungskommission der Stadt nachzukommen, organisieren bereits heute viele Universitäten und Hochschulen, Forschungsinstitute und Unternehmen der Hauptstadt eine Reihe von wissenschaftlichen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche, vor allem in den Bereichen Natur und Umwelt, Gesundheit und Nahrungsmittelsicherheit, Erforschung von Strukturen und Mechanismen, Elektronik und Kontrolle, Daten und Informatik sowie Energie und Materialien. Dabei werden die gesellschaftlichen Ressourcen gut integriert mit den Lehrplänen für Physik, Chemie und Biologie. Im Winterhalbjahr 2015 wurden auf diese Weise rund 850 wissenschaftliche Projekte mit Hilfe von rund 200 gesellschaftlichen Organisationen durchgeführt. Im Sommerhalbjahr stieg die Zahl der Projekte gar auf über 1000 und die Zahl der beteiligten gesellschaftlichen Organisationen auf über 250. 88.000 Schülern der siebten Jahrgangsstufe wurden so insgesamt 270.000 Unterrichtsstunden angeboten. Und im Durchschnitt hat sich jeder von ihnen an elf wissenschaftlichen Projekten beteiligt.
Innovation ist eine Fähigkeit, die für die Zukunft eines Landes von entscheidender Bedeutung ist. Tatsächlich sind Neugier und Schöpferkraft jedem Menschen mit in die Wiege gelegt. Beispielsweise stellen Kinder gerne Frage, sobald sie sprechen können. Die außerschulischen Aktivitäten zielen darauf ab, die Neugier der Jugendlichen zu bewahren und ihre Innovationsfähigkeiten voll zur Entfaltung zu bringen.
Einblick in verschiedene Berufe
„Weißt du, wie man eine Tablette herstellt?“, fragten einige Kinder ihre Eltern, nachdem sie einen Kurs an der Berufsschule Nr. 2 im Bezirk Daxing besucht hatten. Song Jinping, Lehrerin der Schule, erklärt, die Berufsschule biete heute mehr als 20 Kurse in Bezug auf Elektronik und Mechanik, Logistik, Lebensmittelherstellung und Biopharmazeutik für Grund- und Mittelschüler an. „Dabei können die Kinder nicht nur die verschiedenen Anlagen besichtigen, sondern auch einen tieferen Einblick in verschiedene Berufsfelder erlangen“, erklärt die Pädagogin.
Heute übernehmen viele Berufsschulen in Beijing die Aufgabe, Grund- und Mittelschülern einen Einblick in bestimmte Berufe und die berufliche Ausbildung zu geben. Im Oktober 2016 kamen mehr als 200 Grund- und Mittelschüler in die Beijinger Internationale Berufsschule. An diesem Tag wurden sie zu IT-Ingenieuren, Bäckern, Stylisten, Programmierern und CEOs. „Arbeit schafft das Leben“ – das Motto der Veranstaltung ist für die Teilnehmer mehr als nur ein leerer Slogan, sondern eine durch Arbeit und Praxis gewonnene persönliche Einsicht.
Der Bezirk Dongcheng geht noch einen Schritt weiter. Er hat spezielle Erlebniszentren in seinen Berufsschulen eingerichtet, die es den Grund- und Mittelschülern aber auch den Bewohnern des Stadtbezirks ermöglichen, in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern und erste berufliche Fähigkeiten zu erwerben. Xu Jianqiu, stellvertretender Direktor der Bildungskommission des Bezirks, sagt, dass diese Kurse zum Erwerb von Berufserfahrungen für alle Grund- und Mittelschüler des Bezirks dienen sollten. „In Zukunft wird in China größerer Wert auf die berufliche Ausbildung gelegt werden und das Ansehen handwerklicher Berufe dürfte damit in der Gesellschaft spürbar steigen.“
<124> |
LINKS: |
|
Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China