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Mit deutscher Hilfe zurück an die Weltspitze? |
Von Marc-Stephan Arnold · 2017-06-20 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Shenyang;BMW;Deutschland | Druck |
Shenyang ist nicht nur die Hauptstadt der chinesischen Provinz Liaoning, sondern auch eines der wichtigsten Industriezentren Nordostchinas – und das schon seit über 100 Jahren. Lange Zeit galt die Stadt gar als Industriestandort Nummer eins in ganz China. Dann kam in den 90er Jahren der Absturz. Jetzt will Shenyang aber wieder auf den Thron der chinesischen Industriestandorte zurück. Und zwar mit deutscher Hilfe.
Von Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre hinein war Shenyang die führende Industriestadt Chinas. Doch für die schnelle Entwicklung, die durch die Öffnung Chinas ab 1978 zunächst noch etwas beschleunigt wurde, bezahlte es auch einen hohen Preis, nämlich eine starke Umweltverschmutzung und einen hohen Energie- und Ressourcenverbrauch. Außerdem fiel der Öffnung nach und nach auch die Planwirtschaft zum Opfer. In den 90ern wurden die Probleme dann wirklich sichtbar: neben der zuvor schon erwähnten Umweltverschmutzung gab es einfach viel zu viel Personal, die Unternehmen waren verschuldet und ineffizient, etwa 95 Prozent von ihnen machten Verluste. Mehr als 130.000 Arbeiter mussten entlassen werden.
Mit Industrie 4.0 zurück an die Spitze
Vor knapp 250 Jahren begann in England mit der industriellen Anwendung einer Dampfmaschine die erste industrielle Revolution („Industrie 1.0“). Als Henry Ford 1913 ein permanentes Fließband aufbaute, mit dem er die Produktionskapazität seiner Firma verachtfachte (Massenproduktion), hatte die zweite industrielle Revolution („Industrie 2.0“) endgültig begonnen. Mit der Erfindung des Industrieroboters (1954) und der speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) im Jahr 1969 begann dann die dritte industrielle Revolution („Industrie 3.0“), da Produktionsprozesse jetzt vollständig automatisiert werden konnten.
Die nächste Stufe der industriellen Revolution wird durch intelligente und vernetzte Maschinen und Werkzeuge, erweiterte Realität, Cloud Computing und die Verarbeitung von Massendaten, auch bekannt als „Big Data“, definiert sein („Industrie 4.0“). Einst passive Teile der Produktion wie Maschinen, Werkzeuge und Transportmittel werden mit digitalen Sensoren und Aktoren (z.B. Roboterarmen) ausgerüstet und von IT-Systemen, Computern und möglicherweise auch künstlichen Intelligenzen überwacht und gesteuert.
Die Industrie 4.0 ist ein Konzept der deutschen Bundesregierung, das auf die Hightech-Strategie derselben zurückgeht. Es ist laut Kritikern des Konzepts auch das erste Mal, dass eine industrielle Revolution ausgerufen wird, bevor sie überhaupt stattgefunden hat. Doch Kritik hin oder her – das Wichtige ist, dass in der Industrie 4.0 die Produktion mit Hilfe modernster Informations- und Kommunikationstechnik komplett vernetzt wird. Dies alles geschieht in der zuvor schon erwähnten intelligenten Fabrik (Engl. „smart factory“), in der Roboter, Maschinen, Transportbänder und autonome Fahrzeuge über Sensoren und digitale Schnittstellen eigenständig miteinander kommunizieren.
Die Verwirklichung der Smart Factory gilt als entscheidender Schritt auf dem Weg in die Industrie der Zukunft. Viele Forscher sind davon überzeugt, dass dieses Konzept über den Aufstieg und Fall von Unternehmen oder sogar ganzer Volkswirtschaften entscheiden wird.
Kein Wunder also, dass auch China im Jahr 2015 seine Strategie „Made in China 2025“ vorstellte, die sich im Wesentlichen nicht stark von Deutschlands „Industrie 4.0“ unterscheidet, dank des Umsetzungsziels bis 2025 aber deutlich ehrgeiziger erscheint. Den Kern dieser Strategie bildet – genau wie bei Deutschlands Industrie 4.0 – der Übergang zu einer intelligent vernetzten Wirtschaft.
Um den Nordosten des Landes zu revitalisieren, müssen die meisten chinesischen Unternehmen jedoch gleich zwei Stufen der industriellen Evolution auf einmal nehmen. Daran lässt sich vielleicht am besten erkennen, wie ehrgeizig die Strategie „Made in China 2025“ wirklich ist. Um diesen Prozess zu beschleunigen, wurden in den letzten Jahren im ganzen Land deutsch-chinesische Industrieparks aufgebaut.
Nachhaltiges Wachstum und Industrie 4.0 – BMW zeigt, wie’s geht
Wie ein wirklich nachhaltiges Wachstum in Kombination mit modernster Technologie funktionieren kann, zeigt BMW in seinem neusten Werk in Shenyang. Hier wird die Langversion der neuen 5er-Limousine des bayrischen Autobauers hergestellt. Dank eines ganzheitlichen Ansatzes, innovativer Technologien und hochmoderner Prozesse konnte in dem neuen Werk zudem eine besonders nachhaltige und umweltfreundliche Produktion erreicht werden.
Wir hatten die Gelegenheit zu einem Interview mit Maximilian Hauk, dem Vizepräsidenten für Technische Planung von BMW (Shenyang). Der aus Freising bei München stammende Ingenieur beantwortete nicht nur geduldig alle unsere Fragen, sondern zeigte uns bei einer Führung durch das Werk die besonderen technologischen „Schmankerln“, mit denen das BMW-Werk Dadong aufwarten kann.
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