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45 Jahre Reform und Öffnung: Modernisierung made in China |
Von Li Gang · 2023-12-11 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Reform;Öffnung;Modernisierung | Druck |
China feiert in diesem Jahr 45 Jahre Reform und Öffnung. Es waren 45 Jahre, in denen China enorm viel erreicht hat. Als weltweit größtes Entwicklungsland hat China seine Erfahrung erfolgreich genutzt, um das Leben der Menschen zu verbessern. Doch nicht nur das: China hat auch einen wichtigen Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum geleistet.
CIFTIS 2023: Der Startschuss für Chinas internationale Dienstleistungshandelsmesse in Beijing fiel in diesem Jahr am 2. September.
China als Stabilitätsanker
Während der vergangenen 45 Jahre lag Chinas wirtschaftliche Wachstumsrate jährlich im Durchschnitt bei knapp zehn Prozent, im weltweiten Vergleich eine beachtliche Leistung. 2008 verpasste die internationale Finanzkrise den großen Volkswirtschaften der Welt einen ordentlichen Dämpfer, einige rutschten gar in eine Rezession. Nicht so China. Trotz des Gegenwinds konnte die chinesische Wirtschaft ihr Wachstum fortsetzen, mit relativ hohem Tempo. China wurde damit zum Anker und Zugpferd der Weltwirtschaft. Seit 2014 ist Chinas Wirtschaftsentwicklung in eine neue Phase eingetreten, die die Regierung als neue Normalität bezeichnet. Gekennzeichnet ist diese von einem mittleren bis hohen Wachstumstempo.
Wodurch zeichnet sich die chinesische Wirtschaft heute aus? Nun, es wird kein rasantes, sondern nur noch ein moderates Wachstumstempo angestrebt. Die Wirtschaftsstruktur wird ständig optimiert. Statt auf Produktionsfaktoren wie Ressourcen als Impulsgeber setzt man nun vorwiegend auf Investitionen für mehr Innovation. In den vergangenen drei Jahren ereilte die Weltwirtschaft ein weiterer Dämpfer. Ausgelöst durch die Coronapandemie, die Ende 2019 ihren Lauf nahm. Bis heute hält das Risiko unterbrochener Lieferketten und eines unausgewogenen Wachstums an. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) schrumpfte die Weltwirtschaft im Jahr 2020 um 3,1 Prozent, während Chinas Wirtschaft gegen den Trend um 2,2 Prozent zulegte und damit als einzige große Volkswirtschaft ein positives Wachstum erzielte. Statistiken des Nationalen Statistikamtes (NBS) zufolge erreichte das chinesische BIP im Jahr 2019 98,7 Billionen Yuan und machte damit über 16 Prozent der Weltwirtschaftsleistung aus. Chinas Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum lag bei rund 30 Prozent.
In Coronazeiten hat sich Chinas Wirtschaft also als wichtiger Motor für Wirtschaftserholung und Wachstum erwiesen, und zwar weltweit. Dazu haben letztlich auch Chinas entschlossene Coronamaßnahmen entscheidend beigetragen, die zu einer raschen Wiederaufnahme von Produktion und Geschäftstätigkeit führten. Durch die rechtzeitige Wiederaufnahme des Betriebs gelang es, die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft zu verringern, sodass China als erste große Volkswirtschaft ein positives Wachstum hinlegen konnte. Nach dem Ende der Coronamaßnahmen arbeitete China ab Anfang 2023 dann zügig auf die Normalisierung aller Lebens- und Arbeitsabläufe hin, womit das Land nicht nur einen positiven Beitrag zur Stabilisierung der globalen Industrie- und Lieferketten leistete, sondern auch die Hoffnung auf eine vollständige Erholung der Weltwirtschaft nährt.
Innovative Technologie: Teilnehmer an einer Veranstaltung zur Vorstellung der neuen MC-1-Energiespeicherlösung des Autoherstellers BYD auf der International Energy Storage Technology, Equipment, and Application Conference in Shanghai am 1. November 2023.
Starker Innovationsmotor
Chinas Regierung setzt alle Hebel in Bewegung, um das Investitionsumfeld für ausländische Unternehmen zu optimieren, Geschäftsmöglichkeiten und Erleichterungen für ausländische Investoren zu schaffen. Nennenswert ist in diesem Zusammenhang beispielsweise das Inkrafttreten des Auslandsinvestitionsgesetzes und seiner Auslandsinvestitionsbestimmungen am 1. Januar 2020, gefolgt von der Aufhebung der bis dahin bestehenden Beschränkung der im Ausland gehaltenen Anteile an Wertpapierunternehmen am 1. April desselben Jahres.
Alle diese Bemühungen haben sich ausgezahlt. Im Global Business Environment Report 2020 der Weltbank rückte China von Platz 78 (2017) auf Platz 31 (2019) vor und gehört damit zu den zehn Volkswirtschaften, die zwei Jahre in Folge die größte Verbesserung ihres Geschäftsumfelds erzielen konnten. Fakt ist: Mit seinem optimierten Geschäftsumfeld wird China für ausländische Investitionen immer attraktiver.
Tatsächlich scheut China in diesem Bereich kaum einen Aufwand. In diesem Jahr gab der Staatsrat eine „Stellungnahme zur weiteren Optimierung des Investitionsumfeldes und zur Stärkung der Anziehungskraft für ausländische Investitionen“ heraus. Darin enthalten: 24 gezielte Maßnahmen zur Stabilisierung auswärtigen Kapitals, und zwar in sechs Bereichen. Dazu zählen die Verbesserung der Nutzung ausländischer Investitionen und die Gewährleistung der Geleichbehandlung ausländisch investierter Unternehmen.
Im Anschluss daran führte der Chinesische Rat zur Förderung des internationalen Handels (CCPIT) eine Umfrage bei fast 800 mit ausländischem Kapitel finanzierten Firmen in 26 Provinzen durch. Das Ergebnis: Fast 90 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, sie seien mit dem chinesischen Markt „zufrieden“, und zwar in Bezug auf Geschäftsräume, Steuerabwicklung, Marktzugang, grenzüberschreitenden Handel und Marktwettbewerb. Überdies kommt die von der Zentralregierung angestoßene Auslandsinvestitionspolitik bei über 90 Prozent der Befragten gut an, ja sie sind damit richtig zufrieden.
Mit dem fortschreitenden Wirtschaftsaufstieg des Landes und dem wachsenden Lebensstandard der Menschen geht auch ein rascher Anstieg der chinesischen Importnachfrage einher. Und dies ist der Prosperität des internationalen Handels und der Erholung der Weltwirtschaft stark förderlich. Seit 2018 richtete China in Shanghai erfolgreich seine erste internationale Importmesse, die CIIE, aus, hat seinen Markt weiter aktiv für die Welt geöffnet und starke Impulse für die Erholung und das Wachstum einer offenen Weltwirtschaft gesetzt.
Staatspräsident Xi Jinping sagte auf der ersten Importmesse 2018 voraus, dass Chinas Dienstleistungsimporte in den nächsten 15 Jahren zehn Billionen US-Dollar, die Warenimporte sogar 30 Billionen US-Dollar überschreiten dürften. Trotz der Pandemie hat China seine allseitige Öffnung fortgesetzt. Als Folge hat sich ein neues Entwicklungsmodell der dualen Zirkulation herausgebildet. Als Hauptstütze dient dabei der inländische Wirtschaftskreislauf, ergänzt wird er zeitgleich aber vom großen internationalen Kreislauf. Will heißen: China stärkt seinen Binnenmarkt, nicht aber ohne die Öffnung nach außen und die Förderung der internationalen Wirtschaftszusammenarbeit fortzusetzen. Der Zugang für andere Länder zum chinesischen Markt wird indes immer breiter.
Mit 750 Millionen Smartphone-Nutzern, 4,2-mal so viele wie in den USA, ist die Volksrepublik einer der größten Absatzmärkte in diesem Sektor. Die Zahl der Internetnutzer in China liegt bei 650 Millionen, 420 Millionen mehr als in den Vereinigten Staaten. Darüber hinaus hat das Land den weltweit größten Markt für Haushaltsgeräte, insbesondere mit Blick auf private Computer, Klimaanlagen, Kühlschränke, Mikrowellenherde und Waschmaschinen. Dank dieses riesigen Verbrauchermarktes sind etliche chinesische Unternehmen wie Baidu, Alibaba, Tencent und Haier zu Branchenführern avanciert, und zwar in den Bereichen Internet-Suchmaschinen, E-Commerce, Onlinespiele und Haushaltsgeräte, und das nicht nur in China, sondern weltweit. Zugleich dürften ausländische Investoren ebenfalls ein Stück von diesem Kuchen abbekommen und davon profitieren.
Technologie made in China: Kunden informieren sich im Huawei-Flagshipstore über die neuesten Smartphone-Modelle, die das Unternehmen am 25. September 2023 in Beijing vorstellte. Das Modell Mate 60 etwa ist mit einem in China entwickelten und hergestellten Chip ausgestattet.
Chinas Ansätze für die globale Entwicklung
Doch die Reform und Öffnung haben der Volksrepublik nicht nur große ökonomische Erfolge beschert. Auch mehrere soziale Indikatoren haben sich verbessert. Gemessen am absoluten Armutsstandard der Weltbank von 1,9 US-Dollar pro Person und Tag lebten 1980, kurz nach Beginn der Reform und Öffnung, noch fast alle Chinesen unterhalb der Armutsgrenze. Im Vergleich zu 1982 ging die Zahl der armen Menschen bis 2022 um fast 800 Millionen zurück. Will heißen: Fast 75 Prozent der Weltbevölkerung wurden in diesem Zeitraum aus der Armut befreit. Dies ist zweifellos der größte Beitrag Chinas zur globalen Entwicklungspolitik.
Am 25. September 2015 verabschiedeten die vereinten Nationen auf ihrem Entwicklungsgipfel die Post-2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung. Darin wurden die Millenniumsentwicklungsziele übernommen und weiterentwickelt. Das Papier gab auch die Richtung für die weitere Entwicklung und die internationale Zusammenarbeit in den nächsten 15 Jahren vor.
China unterstützt diese Agenda ausdrücklich und hat zugesichert, praktische Maßnahmen für die gemeinsame Entwicklung der Menschheit zu ergreifen. Dazu gehören die Einrichtung eines Hilfsfonds für die Süd-Süd-Zusammenarbeit zur Umsetzung der Agenda, mehr Investitionen in den am wenigsten entwickelten Ländern, der Erlass zinsloser Darlehensschulden einiger am wenigsten entwickelter Empfänger, die Einrichtung eines Zentrums für den Wissensaustausch für internationale Entwicklungsforschung und der Austausch von Entwicklungstheorien und -erfahrungen, die für die nationalen Gegebenheiten der einzelnen Länder geeignet sind. Daran lässt sich ablesen, dass China ein aktiver Befürworter und Akteur der globalen Entwicklungspolitik ist und auch bereit, seine Kräfte in dieser Hinsicht einzubringen.
Als verantwortungsbewusstes Entwicklungsland setzt sich China nicht nur für seine eigene Entwicklung ein, sondern widmet sich auch aktiv der Süd-Süd-Zusammenarbeit und greift anderen Entwicklungsländern, insbesondere den am wenigsten entwickelten und einkommensschwachen Staaten, unter die Arme. So will man einen positiven Beitrag zu den Millenniums-Entwicklungszielen der internationalen Gemeinschaft leisten.
Chinas Hilfe erstreckt sich in erster Linie auf die Unterstützung bei der Durchführung von Bauprojekten, die Bereitstellung von Materialien sowie Mitteln für einschlägige Entwicklungsorganisationen, aber auch die Ausbildung von Fachkräften und technischem Personal, die Entsendung medizinischer Teams und Schuldenerlass für die Empfängerländer. Laut dem Bericht über Chinas Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele 2000-2015, der gemeinsam vom chinesischen Außenministerium und der Vertretung der Vereinten Nationen in China veröffentlicht wurde, hat die Volksrepublik seit ihrer Gründung fast 400 Milliarden Yuan an Hilfe für 166 Länder und internationale Organisationen bereitgestellt und über zwölf Millionen Fachleute und technisches Personal für die Empfängerländer ausgebildet.
Die Erfahrungen und Erfolge der vergangenen mehr als 40 Jahre Reform und Öffnung haben voll und ganz bewiesen, dass dieser Ansatz nicht nur dazu dient, die tiefe Integration der chinesischen Wirtschaft in die Weltwirtschaft zu fördern, ein langfristiges, stabiles Wachstum aufrechtzuerhalten und den Lebensstandard der Menschen erheblich zu verbessern. Vielmehr sind Chinas Entwicklungserfahrungen auch von Vorteil dafür, dass sich andere Länder auf den Weg der Modernisierung begeben. Mit Fug und Recht kann man sagen, dass China mit seinem chinesischen Weg zur Modernisierung einen wichtigen Beitrag zum Fortschnitt der menschlichen Zivilisation geleistet hat und noch immer leistet.
*Der Autor ist assoziierter Forscher und Professor an der Universität Wenzhou.
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