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Essen im App-Zeitalter – Wie junge Start-ups Chinas Delivery-Branche umkrempeln |
Von Verena Menzel · 2016-05-05 · Quelle:China Heute |
Stichwörter: Essen;APP;Küche;China | Druck |
Das Rundum-Sorglos-Paket ist für einen erschwinglichen Preis zu haben, der durchaus mit jedem herkömmlichen Delivery-Service mithalten kann. Im günstigsten Menü für 99 Yuan, umgerechnet knapp 14 Euro, sind vier exquisite Gerichte inklusive Fleisch und Fisch sowie eine Suppe enthalten. Zudem kann zwischen verschiedenen regionalen Küchen des Riesenreiches ausgewählt werden. Auch für Heimpartys, Firmenfeiern oder große Bankette hat „Good Chef“ Menü-Varianten im Angebot. Wer möchte, kann sich zudem bei seinem privaten Chefkoch ganz nebenbei einige Tricks und Kniffe abschauen und über die eigenen Kochverlieben fachsimpeln. Anders als bei einer Lieferservice-Bestellung lockt der „Gute Chefkoch“ also auch mit einer menschlichen Komponente.
Gemenschelt wird auch bei unserem nächsten Anbieter „Home-Cooked“ (回家吃饭). Auch über dessen App lassen sich leckere Gerichte direkt nach Hause bestellen. Der Unterschied allerdings: Die Speisen werden nicht von Berufsköchen in der Restaurantküche zubereitet, sondern von Hobbyköchen aus der näheren Umgebung in der heimischen Küche. Ordern muss man zudem in der Regel einen Tag im Voraus, damit die registrierten Laienköche Zeit haben, die nötigen Zutaten frisch einzukaufen.
Per GPS werden dem „Home-Cooked“-Nutzer über das Smartphone alle registrierten privaten Köche in der Umgebung angezeigt. Jeder von ihnen hat eine eigene Profilseite mit einer in der Regel bebilderten Speisekarte, in der er seine besten Gerichte und Kreationen anpreist, die zudem von den Kunden bewertet werden können.
Scrollt man sich durch die Liste der Hobbyköche, wird schnell deutlich, dass es oft vor allem Damen mittleren Alters, deren Kinder bereits aus dem Haus sind, sowie Seniorinnen sind, die ihre Kochkünste mit den Usern teilen möchten. Dass sie sich über die Plattform von der heimischen Küche aus ein kleines Zubrot verdienen können, spielt für viele dabei nur eine Nebenrolle. Vielen geht es wohl eher darum, ihre Freude am Kochen mit anderen zu teilen.
Anfangs haben Mitarbeiter der App die Laienköche noch auf den Gemüsemärkten Beijings und anderer Großstädte persönlich angeworben. Mittlerweile ist das Konzept zum Selbstläufer geworden. Dank dem Einstieg von Großinvestoren prangen selbst in vielen U-Bahn-Waggons Werbeplakate der App. Die Kochbegeisterten registrieren sich längst selbst über die Website des Unternehmens.
Um die hygienischen Standards zu gewährleisten, muss jeder der Hobbyköche vor der Aufnahme eine Hygieneschulung mitmachen und ein Gesundheitszertifikat erwerben. Außerdem inspizieren Mitarbeiter von „Home-Cooked“ die Küchen der Bewerber, geben letzte Tipps und Einweisungen und helfen auch bei der Einrichtung einer ansprechenden Profilseite. Danach gibt es noch einen letzten Testlauf mit einem Probekunden, der das Resultat aus dem Kochtopf anschließend bewertet. Ähnlich wie beispielsweise das Mietportal airbnb bietet „Home-Cooked“ seinen Freelance-Mitarbeitern zudem die kostenlosen Dienste eines Fotografen an, der, wenn gewünscht, professionelle Bilder von den angebotenen Gerichten für die digitale Speisekarte macht.
Geliefert werden die Gerichte im Übrigen, und das ist vielleicht eines der zentralen Erfolgsrezept des Start-ups, das seine Dienste mittlerweile in Beijing, Shanghai, Guangzhou, Shenzhen und Hangzhou anbietet, in der Regel auch von den Hobbyköchen persönlich. Ähnlich wie bei „Good Chef“ kommt also auch hier eine menschliche Komponente ins Spiel. Wer von zuhause aus bestellt, hat auf diese Weise die Chance, einige Menschen in der Nachbarschaft kennen zu lernen. So rückt die Gemeinschaft in den Wohnvierteln nebenbei wieder ein kleines Stück näher zusammen.
Die App vereint damit auf ein Neues Ressourcen, die in der Vergangenheit, vor der Zeit von Klein- und Singlehaushalten also, eigentlich auf ganz natürliche Weise ineinander griffen. Was im Verband der Großfamilie früher gang und gäbe war, nämlich dass einer kocht und viele essen, kann über die Applikation nun wieder auf schönem Wege verwirklicht werden. Denn für viele der Hobbyküche ist es, als kochten sie einfach eine weitere Portion mit. Und so schließt sich durch die Neuerungen des Internetzeitalters auf wundersame Weise der Kreis wieder und führt zurück in die heimische Küche. Und die ist ja bekanntlich, um es mit den Worten
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