Passagiere beim Einsteigen am Bahnhof von Yudu in der ostchinesischen Provinz Jiangxi. Die Bahnhöfe im ganzen Land sahen Ströme von Reisenden, als diese am Ende des Frühlingsfests zurück an ihre Arbeitsplätze und Universitäten kehrten. (Foto: Xinhua/Wang Wei, am 12. Februar 2016)

Das Ende vom Frühlingsfest bedeutet oft, sich von seiner Familie verabschieden zu müssen und zurück zur Arbeit in die weit entfernten Städte zu gehen. Doch für viele Chinesen bringt das neue Jahr diesmal ein neues Leben mit einem Job zu Hause. 

„Ganz egal wie fantastisch die große Welt sein mag, nur daheim ist daheim und es gibt keinen besseren Ort als die Heimat", sagte Wu Longqing, 36, ein Dorfbewohner aus Liping, aus der Provinz Guizhou im Südwesten Chinas.

Wu, der zehn Jahre lang in einer Fabrik in der Provinz Zhejiang im Osten Chinas gearbeitet hatte, entschloss sich, zu Hause zu bleiben und dort nach dem Frühlingsfest einen kleinen Supermarkt zu eröffnen. „Ich war gezwungen, lange weit weg zu bleiben, da es hier keine Möglichkeiten gab", erklärte er. „Nun haben wir asphaltierte Straßen, die die Häuser verbinden. Das Dorf hat nun auch einen neuen Kindergarten und einige öffentliche Toiletten werden gebaut." 

Wu und seine Frau haben sich in den letzten Wochen auf die Eröffnung ihres kleinen Ladens vorbereitet. Nach den Neujahrsfeiertagen wollen sie die Geschäftslizenz beantragen. Das Paar hat eine 13-jährige Tochter und einen 7-jährigen Sohn. Die Kinder waren bisher zu Hause geblieben und Wus 70-jährige Mutter musste sich um die beiden kümmern. „Wir schulden ihnen zu viel. Es ist Zeit für uns, zurückzukommen und uns um sie zu kümmern", sagte Wu. 

Wu ist nicht alleine. 

Hu Xing, 27, arbeitet seit seinem Schulabschluss in der Provinz Guangdong. Gegen Ende des letzten Jahres entschloss er sich, in seine Heimat in der Provinz Henan zurückzukehren. 

Hu und seine Familie eröffneten ebenfalls einen kleinen Supermarkt. „Früher arbeiten all meine Verwandten außerhalb des Orts, doch da sich die Transportmittel und der Lebensstandard im Dorf verbessert haben, kamen wir alle zurück. Die neue Situation gibt uns viele neue Geschäftschancen." 

„Obwohl mein Einkommen nun niedriger als das, das ich in Guangdong hatte, ist, macht mich das Beisammensein mit meiner Familie wesentlich glücklicher, als mich alleine in der Fremde herumzutreiben", sagte er. 

Während der vergangenen drei Jahrzehnte haben viele Landbewohner ihre Heimatdörfer verlassen, um in Chinas rasant wachsenden Städten nach Arbeit zu suchen. Zurück blieben oft nur die Älteren und die Kinder. In den letzten Jahren drehte sich der Trend um. Teilweise liegt dies an der Verlagerung der arbeitsintensiven Industrien von den Stadt- in die Landgebiete und auch an der Entwicklung des ländlichen Unternehmertums. In das Gebiet Chongqings sind seit 2012 mehr als 1,72 Millionen Wanderarbeiter zurückgekehrt. Dadurch reduzierte sich dort laut dem Frauenverband der Stadt Chongqing auch die Zahl der zu Hause zurückgelassenen Kinder während der letzten drei Jahre um rund 180.000. 

Die Grundschülerin Tao Xingyue sagte, sie habe früher ihre Eltern nur während der Feiertage sehen können. Wenn sie sich verabschieden musste, sei sie immer sehr traurig und besorgt gewesen. „Heute kann ich jedes Wochenende mit ihnen verbringen. Sie arbeiten nun in einer Fabrik, die nicht weit weg ist", sagte sie. 

Experten glauben, dass die Rückkehrer Entwicklung in die ländlichen Gegenden bringen werden und den Lebensstandard für die alten Menschen und die Kinder dort verbessern werden. Allerdings wird auch mehr Unterstützung von Seiten der Regierung nötig sein.

Dang Guoying, ein Forscher für ländliche Entwicklung an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften sagte, dass die ländlichen Unternehmer vor großen Herausforderungen in Bezug auf Kapital und Fähigkeiten stehen. Die Lokalregierungen sollten daher das unternehmerische Umfeld am Land mit einigen begünstigenden Maßnahmen unterstützen.