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Chinas Kleinwaren-Mekka Yiwu: Auch bei Olympia 2024 überall präsent

Von Yuan Yuan  ·   2024-07-24  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Kleinwaren;Yiwu
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Qual der Wahl: Wenige Monate vor den Olympischen Sommerspielen in Paris lässt sich dieser ausländische Geschäftsmann von einer Fußballhändlerin in der „Yiwu International Trade City“ die aktuellen Produkte zeigen.  

Wenn es außerhalb Frankreichs einen Ort gibt, an dem die olympische Begeisterung ebenso spürbar ist wie in Paris, dann ist es wahrscheinlich Yiwu, die kleine Handelsstadt in Zhejiang im Osten Chinas. Der als „Welthauptstadt der Kleinwaren“ bekannte Ort ist zu einem der Hauptlieferanten verschiedenster Artikel für große internationale Sportereignisse gereift. Auf den Märkten der chinesischen Kleinstadt haben findige Geschäftsleute, die den richtigen Riecher für den Rhythmus solcher internationalen Sportevents haben, schon lange vor dem Großereignis begonnen, sich zu positionieren. Das Ziel ist klar: gut vorbereitet sein auf die steigende Nachfrage nach allem, was das Fanherz begehrt – von Sportbekleidung über Souvenirs bis hin zu den in den Stadien verwendeten Einwegbechern. 

Olympiavorbereitung in Yiwu 

Lin Daolai, ein Händler in der Yiwu International Trade City (YITC) – Chinas größtem Großmarktkomplex für Kleinwaren – sicherte sich bereits im Oktober letzten Jahres einen Großauftrag über eine Million lizenzierte Olympia-Armbänder. „Die Produktion begann schon im vergangenen Dezember. Und die erste Charge von 500.000 Armbändern wurde im Februar erfolgreich ausgeliefert“, sagt der Händler gegenüber dem China News Service. Die restlichen 500.000 Bändchen seien dann im Mai an die Kunden verschickt worden. 

Neben den Armbändern werden nach Angaben des Pariser Olympia-Organisationskomitees 80 Prozent der Produkte, die auf den Maskottchen der diesjährigen Olympiade basieren, in China hergestellt, einige davon sogar direkt in Yiwu. Lizenzierte Waren machen jedoch nur einen Bruchteil des regen Handels in Yiwu rund um den Sporthype aus. Ein nicht namentlich genannter Im- und Exporteur in Yiwu erklärt gegenüber China Newsweek, dass die meisten Händler vor Ort von der Nachfrage nach veranstaltungsbezogenen Produkten wie Fanstäben, Dekorationen und Spielzeug zehrten. 

Innerhalb des YITC finden sich über 800 Unternehmen, die sich auf Sportartikel und -ausrüstung spezialisiert haben und sowohl inländische als auch internationale Sportveranstaltungen beliefern. Jüngste Statistiken der Yiwuer Zollbehörde belegen, dass der Wert der örtlichen Ausfuhren von Sportartikeln und Sportausrüstung in den ersten vier Monaten dieses Jahres auf 3,1 Milliarden Yuan (also rund 396 Millionen Euro) gestiegen ist, was einem Zuwachs von 45,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Allen voran stiegen die Ausfuhren von Sportartikeln nach Frankreich, nämlich um satte 70,5 Prozent gegenüber 2023. 

Seit März ist im YITC ein beträchtlicher Zustrom internationaler Händler zu beobachten, die Trikots, Fußbälle, Schwimmbrillen und andere sportbezogene Produkte in großen Mengen einkaufen. In Anbetracht der zweimonatigen Seetransportzeit von Yiwu nach Frankreich ist der Peak der Einkäufe nun wohl zu Ende, da der Beginn der Olympiade näher rückt. 

Wen Congjian, ein Trikots-Händler aus Yiwu, erklärt gegenüber Zhejiang Daily, er verzeichne stets einen deutlichen Anstieg der Bestellungen im Vorfeld großer internationaler Sportereignisse. „Dieses Jahr war mit den Fußballturnieren der Europameisterschaft 2024 und dem Copa América sowie jetzt den Olympischen Spielen in Paris außergewöhnlich viel los.“ Man sei seit März im Dauerbetrieb und werde dieses Tempo bis Juli aufrechterhalten. 

Für die bevorstehende Sommerolympiade hat Wen Cheerleader-Uniformen für die Fans des französischen Teams entworfen – im „Frankreichblau“ mit Akzenten der französischen Flagge an Manschetten und Kragen. Da Frankreich der Gastgeber der Olympischen Spiele ist, sind derartige Fanoutfits sehr beliebt und stehen hoch im Kurs. 

„Der Großteil der bestellten Produkte wurde bereits per Seefracht verschickt. Bei neuen Bestellungen handelt es sich in der Regel um Eilaufträge, die wir dann per Luftfracht ausliefern“, erklärt der Händler und fügte hinzu, dass dies die letzte Phase von Bestellungen im Zusammenhang mit Olympia sei. 

Kreative Neuerungen 

Das Olympiafieber in Yiwu geht allerdings weit über den Bereich Sportartikel hinaus. Die erfahrene Händlerin Guo Huiping verkauft vor allem Artikel für den Export. In diesem Jahr hat sie ein neues Produkt auf den Weg gebracht, um sich auf die starke Nachfrage nach Fanzubehör einzustellen: einen blinkenden Leuchtstab in den Farben der französischen Flagge, der zehn Stunden lang halten soll. 

In der geschäftigen Zeit vor Olympia verzeichnete Guos Geschäft einen stetigen Zustrom langjähriger Kunden aus Asien und Europa, die oft umfangreiche Bestellungen aufgaben mit Stückzahlen, die bis in die Zehntausende gehen. Nicht nur blinkende Leuchtstäbe waren gefragt, sondern auch Stirnbänder und Haarklammern sowie andere Produkte rund um Olympia. „Seit Anfang des Jahres werden wir mit Olympia-Aufträgen aus dem Ausland regelrecht überschwemmt“, sagt die routinierte Händlerin gegenüber Zhejiang Daily. Im Mai begrüßte sie täglich drei bis fünf Gruppen internationaler Kunden. Weitere zahlungskräftige Klientel habe sich bereits angekündigt, sagt sie stolz. 

Zhou Tingting, eine weitere findige Händlerin der Gegend, arbeitet seit letztem Jahr an neuen Produkten rund um das Thema Olympia. Ein eigens von ihrem Team entworfener Hut, der sich vom gallischen Hahn inspirieren lässt und die französische Trikolore zeigt, wurde bei ihren Kunden zu einem echten Verkaufsschlager. 

Liu Ruqun, die ein Schmuckgeschäft in Yiwu betreibt, versucht derweil mit Ohrringen bei der ausländischen Kundschaft zu punkten. Sie hat eigens eine Serie auf den Markt gebracht, bei der sie die roten, weißen und blauen Farben der französischen Flagge gekonnt in ihre Entwürfe integrierte. Die Produktserie umfasst mehr als ein Dutzend verschiedener Modelle. 

„Angangs war es nur ein Experiment und wir haben erst einmal nur ein paar hundert Paare pro Design produziert. Überraschender Weise waren sie alle ruckzuck vergriffen und lösten eine Welle von Nachbestellungen aus“, erzählt Liu der Zhejiang Daily. Nach 24 Jahren in der Schmuckbranche, in denen sie ihren Fokus traditionell auf den Vintage- und China-Chic-Stil gelegt habe, habe sie in diesem Jahr ihr Angebot um Designs erweitert, die merklich von den Olympischen Spielen geprägt seien. Die Rechnung ging auf: Lius Produkte ziehen bei den europäischen Kunden und haben auch eine wachsende Zahl inländischer Käufer auf den Plan gerufen. Mit dem Herannahen der Spiele in Paris rechnet Liu mit einem noch stärkeren Anstieg der Aufträge. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, weitere Schmuckstücke mit Olympia-Motiven zu entwerfen, um während der Spiele vom heimischen Markt zu profitieren“, verrät sie im Interview. 

Lao Guoling, Direktorin des E-Commerce-Forschungszentrums an der Shanghaier Universität für Finanzen und Wirtschaft, sieht ein enormes Potenzial in der Ausweitung der Palette von Begleitprodukten über das traditionelle Angebot hinaus. Gegenüber CCTV sagt sie: „Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris wird es vier neue Sportarten geben: Breakdance, Skateboarding, Sportklettern und Surfen.“ Diese Sportarten, die sich insbesondere bei jungen Menschen großer Beliebtheit erfreuten, eröffneten weitreichende Möglichkeiten für Produktinnovationen, die über bloße Trophäen und Medaillen hinausgingen und auch Bekleidung, Ausrüstung und Mitbringsel rund um den Veranstaltungsort umfassten. 

In diesem Sinn rät die Direktorin den Händlern im Kleinwarensektor, über den Tellerrand hinauszublicken, neue Möglichkeiten zu erkunden und auf den Aufbau von Marken zu setzen, anstatt nur handelsübliche Massenprodukte mit schnellem Verfallsdatum zu produzieren. „Dieser Strategiewechsel wird die Produzenten und Händler in die Lage versetzen, noch besser von den veränderten Anforderungen der globalen Märkte zu profitieren“, ist die Expertin überzeugt. 

Dieser Artikel ist eine Übersetzung aus dem englischen „Yiwu's small commodities in the Olympic playground“ von Beijing Review. 

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