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Innere Mongolei: Süße Äpfel bringen süßen Wohlstand |
Von Xia Yuanyuan · 2024-02-20 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Innere Mongolei | Druck |
Kurz vor dem Frühlingsfest ist im Dorf Desheng Youliang Hochsaison für den Apfelverkauf. Neben dem vom Dorfkollektiv errichteten Kühlhaus, das ein Fassungsvermögen von über 2000 Kubikmetern hat, sind die Arbeiter dieser Tage emsig damit beschäftigt, Äpfel zu sortieren, zu verpacken und in Lastwagen zu verladen.
Das Dorf befindet sich in der Gemeinde Nuanshui im Jung-Gar-Banner, das zur Stadt Ordos im Autonomen Gebiet Innere Mongolei zählt. Arsensandstein, der auch als „Krebs der Erde“ bekannt, bedeckt in dieser Gemeinde mehr als die Hälfte der Fläche. Früher war es äußerst schwierig, traditionelle Landwirtschaft zu betreiben. In den 1990er Jahren pflanzten einzelne Bauern erfolgreich Apfelsetzlinge auf dem Arsensandstein. Heute ist die Apfelindustrie zu einem goldenen Aushängeschild der Region geworden.
Die Gegebenheiten möglichst gut nutzen
Arsensandstein ist eine Gesteinsstruktur mit unvollständig entwickelten geologischen Gesteinsschichten. Kommt der Boden in Kontakt mit Wasser, wird er zu Schlamm, ist er Wind ausgesetzt, verwandelt er sich in Sand. Bei Überschwemmungen werden der Schlamm und Sand weggespült und fließen in den Gelben Fluss. Das Gebiet hatte daher einst traurige Berühmtheit, galt als Ort mit der „schlimmsten Bodenerosion der Welt“.
Aufgrund der rauen Lebensbedingungen führte die Regierung im Jahr 2009 ein gemeindeweites Umsiedlungsprogramm in den Teilen Nuanshuis durch, wo man dem Arsensandstein stark ausgesetzt war. Doch die Herausforderungen in Sachen landwirtschaftliche und tierische Produktion konnte der Vorstoß nicht lösen. Der Mangel an ergiebigen Einkommensquellen stellte die Dorfbewohner noch immer vor enorme Herausforderungen.
Reiche Erträge: Parteisekretär Hua Shengming legt bei der Apfelernte selbst Hand an. (Archivfoto)
2015 ließ sich Hua Shengming, Parteisekretär von Desheng Youliang, von den ersten erfolgreichen Pflanzversuchen von Apfelsetzlingen in den 1990er Jahren inspirieren. Sein Traum: Die Erfolge wiederholen und ausbauen. Er wollte den „Steinkrebs“ besiegen, die Einheimischen dabei anleiten, der Erde doch noch Feldfrüchte abzutrotzen.
Doch das Projekt sollte sich als echter Knochenjob erweisen, gerade zu Beginn. „Das Gestein war so hart, dass es unmöglich war, eine Schaufel zu benutzen. Wir griffen letzten Endes auf Spitzhacken zurück, um nach und nach Löcher in die Felsspalten zu hacken“, erinnert sich Hua an die Anfangszeit zurück. „Die Auswahl des Saatguts, das Einpflanzen der Setzlinge, das Auffüllen des Bodens, Bewässerung, Pflügen und Düngen – jeder Schritt musste wiederholt getestet werden“, erzählt der Parteisekretär. Zu seiner Überraschung erwies sich jedoch der Boden in den Bergsenken des Dorfes als locker und reich an verschiedenen Spurenelementen. Die ganzjährig lange Sonneneinstrahlung und die ausreichenden Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht boten einzigartige natürliche Bedingungen für den Apfelanbau.
Gedeihen prächtig: Die Apfelbäume in der Gemeinde Nuanshui tragen heute reiche Früchte. (Archivfoto)
2015 begannen die lokalen Landwirte auf Aufruf des Dorfes also, in großem Stil Apfelbäume anzupflanzen. Die Überlebensrate der Obstbäume stieg mit jedem Jahr, sodass die Fläche der Plantagen allmählich anwuchs. Gleichzeitig stellte die Regierung des Banners den Menschen wichtige Unterstützungsmaßnahmen bereit, etwa technisches Knowhow, bessere Anbindungsstraßen, Zugang zu Wasser und Strom. So sollte eine gesunde und geordnete Entwicklung der Apfelindustrie ermöglicht werden. Das Konzept fruchtete. Momentan erstrecken sich die Apfelplantagen des Dorfes auf einer Gesamtfläche von 1,53 Millionen Quadratmetern.
Deutlicher Kontrast: Im Hintergrund der Obstplantage ist der noch unbearbeitete Arsensandstein zu sehen, auf dem es jede Vegetation schwer hat. (Archivfoto)
„Unsere Äpfel haben einen hohen Wasser- und Zuckergehalt und ein kräftiges, fruchtiges Aroma“, schwärmt Hua Shengming. Dank ihres einzigartigen Geschmacks hätte sich das Obst aus Nuanshui rasch immer mehr Absatzmärkte erschlossen.
„Die Apfelbaumplantagen fixieren den Sand, verhindern Bodenerosion und reinigen die Luft. Das hat entscheidend dazu beigetragen, die fragilen Ökosysteme in unserer Gemeinde zu stabilisieren“, freut sich auch Wang Long, der Bürgermeister der Gemeinde Nuanshui. Die nachhaltige Entwicklung der Apfelindustrie habe sich als Ideallösung für den Schutz bzw. die Wiederherstellung der lokalen Ökosysteme erwiesen.
Der Apfelbaum wird zum Goldesel
Hua Shengming ist schon von der ersten Stunde an selbst in das Apfelgeschäft eingestiegen und ist weithin als erfolgreicher Obstbaumzüchter bekannt. Seine Apfelplantage ist von 27.000 Quadratmetern im Jahr 2015 auf heute 67.000 Quadratmeter angewachsen. Parallel dazu stieg auch sein Einkommen stetig. „Meine Bäume erwirtschaften derzeit ein Jahreseinkommen von 1,4 Millionen Yuan und einen Nettogewinn von 900.000 Yuan“, sagt Hua stolz.
„Apfelwaschanlage“: Auf diesem Fließband werden die Äpfel vor dem Verpacken vollautomatisch gereinigt. (Archivfoto)
Nicht nur Hua Shengming, sondern auch viele andere Einheimische haben es durch das Apfelgeschäft zu Wohlstand gebracht. 2019 gründeten 82 Obstbauern in Desheng Youliang gemeinsam eine Genossenschaft, mit Unterstützung der Gemeinderegierung. Sie beschlossen, eine 100.000 Quadratmeter große kollektive Obstplantage zu bewirtschaften, wobei 25 Prozent des Nettogewinns an die Inhaber der Rechte auf vertragliche Bodenbewirtschaftung gehen. Die übrigen 75 Prozent fließen in das Gemeinwohl und die Entwicklung der kollektiven Dorfwirtschaft.
Längst ist die Apfelindustrie zu einem tragenden Industriezweig von Nuanshui geworden. Mehr als 20 Apfelsorten werden heute angebaut. Während der Hauptfruchtzeit tragen die Bäume jedes Jahr bis zu 5000 Tonnen Früchte. Das bringt einen Umsatz von mehr als 80 Millionen Yuan. Das Einkommen aus der Kollektivwirtschaft beläuft sich auf drei Millionen Yuan.
Alle 1,5 Millionen Quadratmeter Obstgärten im Dorf Desheng Youliang haben mittlerweile das Zertifikat für grüne Lebensmittel erhalten. Damit verkaufen sich die Früchte noch besser. Die Gemeinde Nuanshui hat außerdem eine regionale Marke aufgebaut: „Berggebiet Nuanshui“ heißt sie. Es ist die erste regionale öffentliche Apfelmarke im Westen des Autonomen Gebietes Innere Mongolei.
Vom Ökowald zum Industriewald
Vom Pflanzen bis zur Lagerung, von der Verarbeitung bis zum Verkauf – die Apfelindustrie in Nuanshui treibt ihre Spezialisierung und marktorientierte Entwicklung stetig voran.
Eine Apfelplantage an einem Berghang in der Gemeinde Nuanshui (Archivfoto)
Um die Qualität der Äpfel zu verbessern, hat die lokale Regierung feste Standards für den Apfelanbau definiert, neue Anbaumodelle und neue Sorten eingeführt. Gleichzeitig hat sie Experten eingeladen, die die Dorfbewohner zu Themen wie Pflanzung, Schnitt, Schädlingsbekämpfung oder dem Einsatz von Mulchfolie zu schulen.
„Früher verließen sich die Dorfbewohner beim Anbau auf lokale Methoden und Erfahrungen aus der Vergangenheit. Dank professioneller Ausbildung haben wir im Dorf nun viele Bauern, die sich mit moderner Anbautechnik auskennen und die Managementkenntnisse mitbringen“, sagt Zhao Yongjun, Parteisekretär des Dorfes Youliang Desheng.
Um den Wert der lokalen Äpfel zu steigern, erweiterte Nuanshui im Rahmen der kontinuierlichen Erschließung neuer Absatzmärkte die Apfelindustriekette. Es wurde eine Produktions-, Verarbeitungs- und vollautomatische Abfülllinie für Fruchtessig und Fruchtgetränke mit einer jährlichen Verarbeitungskapazität von 750 Tonnen Äpfeln eingerichtet. Zudem errichtete die Gemeinde ein Kühlhaus zur Frischhaltung, in dem 400 Tonnen Äpfel gelagert werden können. Mithilfe des E-Commerce haben sich die Landwirte breite Absatzmärkte erschlossen.
Frisch geerntet: Nach dem Pflücken werden die Äpfel professionell verarbeitet und verpackt. (Archivfoto)
Darüber hinaus arbeitet die Gemeinde mit der Universität für Agrarwirtschaft Chinas zusammen, um die Apfelindustrie digital zu unterstützen und eine intelligente Obstplantagenbasis zu schaffen. „In Zukunft werden Landwirte durch die Echtzeit-Datenanalysen in der Lage sein, Wasser- und Düngemittelmangel auf den Plantagen umgehend zu erkennen. Die digitalen Mittel werden den Obstbauern helfen, Qualität und Effizienz weiter zu verbessern“, ist Zhao überzeugt.
Neben Apfelbäumen baut die Gemeinde Nuanshui auch aktiv ökologische Wälder aus Mandelbäumen, Kiefern und Sanddorn auf. Derzeit gibt es 13300 Hektar Sanddorn und 1867 Hektar Mandelbäume. Der auf dem Arsensandstein wachsende Wirtschaftswald ist für die Menschen in der Gemeinde Nuanshui damit zu einer „grünen Bank“ geworden. Er hat ihnen geholfen, ihr Einkommen zu steigern und reich zu werden, dank des Einsatzes mutiger Pioniere und mithilfe moderner Anbautechnik.
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