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Kommentar: Drohender China-Kollaps? Nichts als alte Kamellen neu aufgewärmt! |
Von Jamie Wright · 2024-01-04 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Wirtschaft;China | Druck |
In den letzten Jahren sind bei uns im Westen vermehrt Stimmen zu vernehmen, welche einen Zusammenbruch der Volksrepublik prophezeien. Obendrein wird China immer wieder als Bedrohung dargestellt, insbesondere wenn es um Hongkong, Tibet, Xinjiang oder Taiwan geht. Unsere westlichen Politiker und Medieneliten arbeiten unermüdlich darauf hin, ein dystopisches China-Bild zu zeichnen, das einer Höllenlandschaft gleicht. Ihr Ziel: systematisch Furcht und Misstrauen gegenüber China zu säen.
Droht wirklich ein China-Kollaps?
Schon 2001 erregte die Theorie über den bevorstehenden Zusammenbruch Chinas erstmals öffentliche Aufmerksamkeit. Damals prognostizierte Gordon Chang, ein amerikanischer Historiker, der zum professionellen Schwarzseher wurde, in seinem Bestseller „Der bevorstehende China-Kollaps“ („The Coming Collapse of China“) den Niedergang des Riesenreichs innerhalb der kommenden Dekade. „Es sind nur noch fünf, vielleicht zehn Jahre bis zum Zerfall der Volksrepublik“, so seine Prognose damals.
Changs Buch wurde von der westlichen Fachwelt allgemein positiv aufgenommen und stand hoch im Kurs. Folgerichtig wurde Chang schnell zu einer angesehenen Autorität in China-Fragen. Der US-Autor tingelte durch Sendungen bei CNN, Fox News und MSNBC und Blätter wie die New York Times, das Wall Street Journal, Foreign Policy und The Hill druckten seine Artikel.
Ende 2011, als sich seine karrierebestimmende Theorie vom „Zerfall Chinas“ als falsch erwies, weigerte sich Chang, seine Niederlage einzugestehen. Stattdessen beharrte er darauf, dass China bis zum Ende des kommenden Jahres straucheln würde. „Ich gebe es zu: Meine Vorhersage, dass die Kommunistische Partei bis 2011 zusammenbrechen wird, war falsch. Trotzdem liege ich nur um ein Jahr daneben“, verteidigte er sich in einer Kolumne für Foreign Affairs zum Jahresende. Changs Behauptung war, gelinde gesprochen, ziemlich lächerlich, wenn man sich mal vor Augen führt, dass Chinas Wirtschaft mit einer jährlichen Rate von über neun Prozent wuchs und die chinesische Regierung weltweit einen der höchsten Werte bei der Zufriedenheit seiner Bevölkerung vorweisen kann.
Als sich Changs Voraussage erneut als Fehlprognose entpuppte, wurde sie zum zweiten Mal als eine der „Zehn schlechtesten Prognosen des Jahres“ aufgeführt. Zu diesem Zeitpunkt hätte man eigentlich erwarten können, dass Changs Karriere als Experte für chinesische Wirtschaftsfragen zu Ende war. Eigentlich. Fakt ist jedoch, dass dem bekannten China-Falken bis heute eine Plattform für seine kruden Theorien und Fantasiegeschichten geboten wird, ein Armutszeugnis für die derzeitige westliche Medienlandschaft.
Energiewende made in China: Dieses Foto vom 2. März 2023 zeigt Windkraftflügel aus chinesischer Produktion, die im Hafen von Yantai in Shandong auf ihren Export warten. (Foto: Xinhua)
Es scheint, als würden kompetente, faire und objektive Journalisten bei der China-Berichterstattung oft im Stich gelassen, und zwar zugunsten von Falken, Ideologen und Schwarzmalern. Lassen Sie mich Paul Krugman von der New York Times als weiteres Beispiel anführen. Obwohl der amerikanische Journalist offen zugibt, dass er China nicht besonders gut kennt, warnte er dennoch im August 2023, die Volksrepublik drohe aller Voraussicht nach in eine Wirtschaftskrise à la 2008 zu schlittern. „China scheint am Rande einer Krise zu stehen, die dem ähnelt, was der Rest der Welt im Jahr 2008 durchgemacht hat“, so seine bizarre Behauptung, die völlig an den Haaren herbeigezogen war.
In der darauffolgenden Woche, in der man den bevorstehenden wirtschaftlichen Zusammenbruch Chinas scheinbar als gegeben annahm, verfasste Bret Stephens von der Times einen Sieben-Punkte-Plan für die Bewältigung des Niedergangs der Volksrepublik mit dem Titel „How to manage China's decline“. Die größte Herausforderung, der wir uns im kommenden Jahrzehnt mit Blick auf China gegenübersähen, so Stephens, „liegt nicht in Chinas Aufstieg, sondern in seinem Niedergang“.
Um sicher zu sein, dass die Erzählung vom „China collapse“ nicht ausschließlich ein Phänomen der New York Times ist, sollten Sie sich die folgenden Schlagzeilen der letzten Monate zu Gemüte führen: „Chinas Wirtschaft steht in den kommenden Jahren vor immer größeren Problemen“ („China’s economy faces deepening troubles in the years ahead“ – Wall Street Journal), „Die tiefgreifenden Probleme von Chinas Wirtschaft“ („The deep problems underlying China's economy“ – Bloomberg) und „Gewitterwolken ziehen über Chinas Wirtschaft auf“ („Storm clouds loom on China's economy“ – Wall Street Journal).
Als Reaktion auf das Wiederaufleben des Narrativs vom China-Kollaps erinnerte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, die Journalisten bei einer der regelmäßigen Pressekonferenzen daran, dass China alle Pessimisten stets eines Besseren belehrt habe. „Es tauchen immer wieder alle möglichen Kommentare auf, die einen Zusammenbruch von Chinas Wirtschaft prophezeien. Aber Chinas Wirtschaft hat sie alle überlebt. Was kollabiert ist, ist solche Rhetorik, nicht Chinas Wirtschaft“, so Mao.
Hillary Clinton sagte 2012 in einer Rede an der Harvard-Universität voraus, dass China in 20 Jahren eines der ärmsten Länder der Welt sein werde. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen, und das Pro-Kopf-BIP Chinas ist von 6080 US-Dollar auf 12.720 US-Dollar gestiegen und liegt damit sehr nahe an der Schwelle für hohe Einkommen der Weltbank.
Das Ende der Reform und Öffnung?
Die Behauptung, China habe sich von der wirtschaftsfreundlichen Ära der Reform und Öffnung verabschiedet oder drehe das Rad der Zeit in Wirtschaftsfragen gar zurück, ist ebenfalls ein gängiges Thema in der Berichterstattung über den vermeintlich bevorstehenden Wirtschaftskollaps der Volksrepublik. In einigen westlichen Medien häufen sich Verleumdungen gegenüber China wie „Unternehmer in China sehen sich mit einem ,aggressiven‘ Vorgehen konfrontiert“ („Business leaders in China face an 'aggressive' crackdown“ – CNN) oder „Razzia bei chinesischen Beratern lässt ausländische Unternehmen zittern“ („China consultancy crackdown sends jitters across foreign businesses“ – Reuters).
In der Gigafactory von Tesla in Shanghai rollen am 22. Dezember 2023 diese nagelneuen E-Autos vom Band. (Foto: Xinhua).
De facto hat die chinesische Regierung in den letzten zehn Jahren weitreichende und ehrgeizige Reformen zur weiteren Öffnung der chinesischen Wirtschaft angestoßen. Die Eröffnung der ersten Freihandelszone im Jahr 2013 markierte zugleich die Einführung von hunderten wirtschaftlichen Reformen, die seitdem landesweit ausgeweitet werden.
Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang der Ansatz der „Negativliste“. Dieser Vorstoß hat Chinas Geschäftslandschaft grundlegend verändert und großen wirtschaftlichen Spielraum und enormes ökonomisches Potential erschlossen. Bei Einführung der Negativliste im Jahr 2013 waren insgesamt 190 Branchen für ausländische Investitionen tabu. Heute, rund zehn Jahre später, sind es nur noch 27, wobei China seine Fertigungsindustrie vollständig für ausländische Investoren geöffnet hat.
Es ist bezeichnend, dass es Reformen der Xi-Ära wie diese waren, die Tesla dazu brachten, Shanghai als Standort für seine erste Produktionsstätte in Asien zu wählen. Es waren auch diese Reformen, die es Elon Musk ermöglichten, 100 Prozent der Anteile an den Produktionsstätten des Unternehmens in China zu behalten. Und nicht nur das: Dank dieser Rahmenbedingungen wurden der Bau der Gigafactory in Shanghai und die Aufnahme der Fahrzeugproduktion innerhalb von nur einem Jahr Realität.
Nach dem bemerkenswerten Erfolg Shanghais in Bezug auf die Anziehung ausländischer Investitionen und führender Unternehmen hat China weitere 20 Freihandelszonen dieser Art im ganzen Land errichtet, darunter der wegweisende Pilotfreihandelshafen von Hainan.
China erkennt also eindeutig die Notwendigkeit und Vorteile der Reform und Öffnung an und zeigt sich entschlossen, den Weg der Reform und Öffnung fortzusetzen, und handelt entsprechend. Jede der oben genannten Reformen, wie auch die jüngste Einführung der Visumfreiheit für Bürger aus Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien und Malaysia, sind einseitige Maßnahmen, die China ohne Druck oder Anreize von außen aus freien Stücken ergriffen hat.
Mein Fazit daher: Glauben Sie nicht den Falken und Schwarzmalern, die behaupten, dass China sich von einer offenen Wirtschaftspolitik verabschiede, und schon gar nicht denjenigen, die vor einem drohenden Untergang warnen, der angeblich hinter der nächsten Ecke lauert. Außerhalb des kleinen Kreises westlicher Medien und politischer Echokammern gibt es eine viel größere Zahl informierter Stimmen, die China mit klaren Augen sehen und der Zukunft des Landes im Allgemeinen optimistisch gegenüberstehen.
*Jamie Wright ist Kolumnist bei China Focus.
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