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Blüte der Reform und Öffnung: Yunnans Schnittblumen-Boom

Von Li Qiongmei und Zhang Yuelin  ·   2023-12-26  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Reform;Öffnung
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Vom kargen Acker zum duftenden Blumenfeld, von einer Blumenstraße hin zur ganzen Blumenstadt, von der Wetterabhängigkeit zur intelligenten Landwirtschaft: Als vor 40 Jahren eine Handvoll engagierter Landwirte in Dounan, einem kleinen Dorf an der südwestlichen Grenze von Yunnan, erstmals Gladiolen anpflanzten, ahnten sie nicht, was sie damit ins Rollen bringen sollten. Heute, vier Jahrzehnte später, sorgt das kleine Dounan noch immer für große Überraschungen. Hier ist gerade Asiens größter Markt für Schnittblumen in der Entstehung begriffen – ein Meilenstein in der Geschichte der weltweiten Blumenindustrie.

 

Zarte Anfänge: Das Markttreiben auf der einstigen „Blumenstraße“ in Dounan in den 1990er Jahren  

Vom ersten Gladiolenanbau zur Zehn-Milliarden-Industrie 

In den frühen achtziger Jahren führte China zahlreiche Reformen ein. Das galt auch für das System der vertragsgebundenen Verantwortlichkeit in Verbindung mit dem Produktionsertrag auf Basis der Haushalte, das im ländlichen Raum praktiziert wurde. Seitdem liegen die Entscheidungsrechte in Sachen Produktion und Verkauf landwirtschaftlicher Produkte direkt bei den Erzeugern, sprich den Bauernhaushalten. Der Frühlingswind der Reform wehte auch nach Dounan. 1983 begannen hier einige engagierte und findige Menschen, die den Markt genau im Blick hatten, erstmals auf den Gemüsefeldern Blumen anzupflanzen. Als Pioniere sollten sie den Weg für den kommerziellen Anbau frischer Schnittblumen ebnen. 

Es war damals Hua Zhongyi, ehemals Leiter der Saatgutfarm des Landwirtschaftsbüros im Bezirk Chenggong, der erstmals Gladiolen aus Guangdong einführte und erfolgreich auf seinem eigenen Land anpflanzte. Einige Monate später erntete er die ersten Schnittblumen und bat seine Tochter Hua Junhua, sie im nahegelegenen Stadtzentrum von Kunming zu verkaufen. Familie Hua ließ sich damit als erste auf die ländlichen Reformvorstöße der Regierung ein, und sollte belohnt werden. Die Reform und Öffnung machte sie reich, als erste im Dorf. Von den Einnahmen aus dem Blumenverkauf konnten sich die Huas im damals noch ärmlichen Dounan als erste Familie ein neues Haus bauen. Für die Huas wurde dieses Märchen wahr, dank Schnittblumen. 

Die ersten Erfolge riefen jede Menge Nachahmer auf den Plan. Viele Gemüsebauern in Dounan folgten Huas Beispiel und sattelten um. Bis 1990 hatten 95 Prozent der Bauern ihre Gemüsefelder in Blumenfelder umgewandelt. Aus einem ärmlichen Ort erwuchs so mit den Jahren ein im wahrsten Wortsinne blühendes Dorf. Seither war die örtliche Hauptstraße von Blumenhändlern mit ihren Sträußen und Körben gesäumt. Das Markttreiben war so bunt, dass es manchmal kaum ein Durchkommen gab. 

Der Handel auf dem Dounan-Blumenmarkt florierte mehr und mehr. Die Stadtregierung von Kunming reagierte und unterstützte den Ort dabei, den damaligen Gemüsegroßmarkt im Dorf in einen Blumenmarkt mit einer Fläche von rund 0,8 Hektar umzuwandeln. Dies war der erste Blumenmarkt in Dounan und gleichzeitig der erste Dorf-Blumenmarkt ganz Chinas. Die Zeiten des Straßenmarkts mit seinen langen Verkehrsstaus und dem teils improvisierten Management waren damit passé. Ein neues Kapital war angebrochen. 

Mittlerweile gilt der Blumenmarkt von Dounan als wichtiger Marktindikator und als Preisbarometer für den Blumenhandel in ganz China. Tag und Nacht strömen Tausende von Blumenhändlern aus allen Winkeln des Landes hierher, wo Millionen von Blumen den Besitzer wechseln. Mittlerweile ist Hua Junhua nicht mehr Teil dieses geschäftigen Treibens. Die Blumenpionierin hat sich vor einigen Jahren zur Ruhe gesetzt. Doch wenn sie am florierenden Blumenmarkt vorbeikommt, ist sie noch immer stolz, ein bedeutender Teil dieser großen Erfolgsgeschichte gewesen zu sein. Schließlich haben ihr Vater und sie einst entscheidend dazu beigetragen, den Stein ins Rollen zu bringen. 

 

„Deal!“ Im voll besetzten internationalen Blumenauktionszentrum von Kunming wird im Durchschnitt alle vier Sekunden ein Geschäft abgeschlossen.  

Innovation bringt Dauerwachstum 

Zu einem Wendepunkt für den Dounan-Blumenmarkt sollte der Beginn der Internationalisierung des Blumenhandels werden. 1999 entwickelte sich Dounan allmählich zu einem Cluster der heimischen Blumenindustrie. Der traditionelle Großmarkt konnte den immer vielfältigeren Anforderungen des Blumenhandels nicht mehr gerecht werden. Nach knapp zweijährigen Vorbereitungen eröffnete am 20. Dezember 2002 schließlich das erste Blumenauktionszentrum in Kunming. Mit dem ersten Auktionshammerschlag begann die Ära des öffentlichen und transparenten Blumenhandels in Dounan. 

„Als ich den ersten Hammer für die Blumenauktion schlug, zitterten meine Hände schon ein bisschen“, erinnert sich Auktionator Zhang Li an den geschichtsträchtigen Moment. Bis heute ist Zhang in der Blumenindustrie tätig. Er hat den Werdegang der örtlichen Blumenindustrie hautnah miterlebt und stellt uns den Auktionsmechanismus in Dounan näher vor. Das Auktionssystem basiere auf niederländischen Standards, berücksichtige aber auch die Inlandsbedingungen. Der Mechanismus helfe dem örtlichen Blumenmarkt, sich etwa in Sachen Preisgestaltung und Qualitätsstandards an internationale Marktpraktiken anzupassen, sagt Zhang. Später habe der innovative Handelsmechanismus auch anderen Agrarprodukten in China als Schablone gedient. Er habe die Zwischenschritte im Blumenhandel reduziert und Angebotsprobleme gelöst, die zuvor aufgrund des unzureichenden Informationsflusses teils auf dem Markt bestanden hätten, so Zhang. 

2012 sollte ein weiteres wegweisendes Jahr für die chinesische Blumenbranche werden. In diesem Jahr nämlich fiel der Startschuss für das Projekt „Blumenwelt“, das im Jahr 2015 abgeschlossen werden konnte. Es schuf einen internationalen Blumenindustriepark, der den Blumenanbau, innovative Landwirtschaft, Kreativkultur und neuartigen Tourismus miteinander verband. Bis dato haben sich über 2000 Blumenhändler hier niedergelassen. 

Handel ist der Kern der Blumenindustrie in Dounan, und Innovation ist das Geheimnis ihres anhaltenden Erfolgs. Über lange Zeit hinweg war der Großhandel der wichtigste Vertriebskanal für Blumen aus Yunnan. Im Jahr 2015, mit dem Aufschwung des Internet-Livestreams, schrumpfte plötzlich die Distanz zwischen Yunnans Blumen und den Verbrauchern im ganzen Land.  

Dann kam das Coronajahr 2020 und auch die Blumenindustrie wurde stark gebeutelt. In Pandemiezeiten blieben die Händler oft auf großen Mengen frischer Schnittblumen sitzen. Um hier Abhilfe zu schaffen, erkor man am 18. April 2020 eine erste Pilotstadt zum Versuchsfeld für den Blumenverkauf per Livestream. Als Plattform diente das chinesische Tiktok-Pendant Douyin. Zu dieser Zeit begann auch Bi Qianqian mit ihren Liveübertragungen. „In einer meiner Sessions machte ich einen Umsatz von 210.000 Yuan, und das in nur 20 Minuten“, erinnert sich die erfolgreiche Livestream-Influencerin zurück. Für sie wurde der damalige Erfolg zur Offenbarung. Seither schwört sie auf die enorme Zugkraft des Internets. 

Heute bringen die Verkäufer in täglich fast 5000 Livestreams ihre frischen Blumen direkt an den Mann bzw. die Frau. Sowohl inländische als auch ausländische Händler beziehen das frische Ziergrün mittlerweile direkt über die diversen E-Commerce-Plattformen. Immer mehr Händler und Landwirte wechseln von traditionellen Absatzkanälen zu neuen Formen des E-Commerce und erschließen so weiteres Marktpotenzial. 

2022 erreichten das Handelsvolumen und der Umsatz im Blumenindustriepark erneut historische Höchstwerte. Das Handelsvolumen belief sich auf 11,036 Milliarden Blumen, während der Umsatz 12,147 Milliarden Yuan (etwa 1,56 Milliarden Euro) betrug. Beide Parameter durchbrachen damit zwei Jahre in Folge die magische Marke von zehn Milliarden Yuan (etwa 1,28 Milliarden Euro). Damit erreichte der Industriepark einen Marktanteil von über 70 Prozent des chinesischen Schnittblumensegments. 

 

Blumenmeer und Geldmaschine: Der Schnittblumenmarkt von Dounan ist mittlerweile auch über Chinas Landesgrenzen hinaus berühmt.  

Streben nach Exzellenz 

Seit 40 Jahren also gilt die Blumenindustrie in Dounan als Gradmesser der chinesischen Blumenindustrie. Sie bietet das vielleicht lebendigste Bild der enormen Veränderungen, die in den letzten mehr als vier Jahrzehnten seit Beginn der Reform und Öffnung in Kunming und ganz Yunnan stattgefunden haben. In Sachen Handelsvolumen und Umsatz ist Dounans Blumenindustrie seit 24 Jahren landesweit unangefochtene Nummer 1. 

Um die Fähigkeiten zur eigenständigen Forschung und Innovation weiterzuentwickeln, baute der Bezirk Chenggong in Kooperation mit der Akademie für Agrarwissenschaften der Provinz Yunnan ein Gemeinschaftslabor am Nationalen Ingenieurforschungszentrum für Zierpflanzenbau auf. Zusätzlich wurde auch noch ein Projekt für ökologischen und effizienten Blumenanbau vom internationalen Blumentechnologie-Innovationszentrum ins Leben gerufen. 

Im Juni 2022 gelang es der Forschungsgruppe des Gemeinschaftslabors, neue künstliche Saaten für Prärieenziane zu entwickeln. Zhao Peng, Masterstudent an der Universität Yunnan, der an dem Projekt beteiligt war, erklärt, es sei der Forschungsgruppe nach wiederholten Versuchen gelungen, die Technologie der Suspensionskultur auf die Aufzucht von Prärieenzian-Sämlingen anzuwenden, um mehr Wachstumsraum und eine bessere Nährstoffversorgung zu schaffen. Nun liegt die Überlebensrate der Prärieenzian-Keimlinge bei 60 Prozent, was einen noch effizienteren Anbau dieser Art ermöglicht. 

Nachts erfährt der Blumenmarkt von Dounan seine lebhaftesten Momente. Dann rollen die Kühlwagen beladen mit frischen Blumen von hier aus in die Großstädte im ganzen Land. Zudem finden tausende Tonnen von Schnittblumen ihren Weg in über 50 Länder und Regionen weltweit, darunter Russland, Polen, Japan und Südkorea, um nur einige zu nennen. Am nächsten Morgen gelangen die Blumen dort in die Auslagen der Floristen, wo sie als Geschenk oder Dekoration gekauft werden. Das A und O im Blumengeschäft ist dabei der Faktor Frische. Um die Frische der Blumen zu erhalten, spielt die Kühlkettenlogistik eine entscheidende Rolle, und zwar bei jedem Schritt vom Ursprungsort in Yunnan bis hin zu den Verbrauchermärkten in aller Welt. Sie ist zentraler Bestandteil des erfolgreichen Exports. 

Im Bereich Kühlkettenlogistik und Konservierungstechnologie setzt China deshalb ebenfalls auf intensive Forschung und Innovation, hat hier Umfang und Intensität verstärkt und fördert gezielt tiefere Erkenntnisse. Bis 2022 hat Yunnan mehr als 6500 Kühlhäuser mit einer Lagerkapazität von über 6,2 Millionen Kubikmetern aufgebaut. Derzeit sind rund 1620 Kühlketten-Transportfahrzeuge der Provinz in Betrieb. Anfangs war mehr als die Hälfte der Blumen, die von Dounan in andere Städte Chinas oder ins Ausland versandt wurden, auf den Luftweg angewiesen. Heute gelangen 80 Prozent des schnittfrischen Grüns über spezielle Kühlkettenfahrzeuge ans Ziel. 

„Die Blumenindustrie in Dounan hat unsere Erwartungen längst übertroffen, und ihr Umfang wächst und wächst“, freut sich Wang Jihua, Direktor der Akademie für Agrarwissenschaften in Yunnan. Längst finde die örtliche Blumenanbautechnik auch Anwendung in anderen Teilen Südostasiens. Schnittblumen aus Ländern wie Vietnam und Laos etwa gelangten mit ihrer Hilfe ebenfalls nach Dounan und würden dort gehandelt, sagt er. Früher seien die Gewächse aus Dounan von Yunnan aus nach ganz China und in den asiatischen Raum verkauft worden. In Zukunft nehme man die Entwicklung des globalen Handels ins Visier, bei dem die Blumen aus verschiedenen Herkunftsländern bezogen und dann weltweit verkauft würden, so der Fachmann. 

Nach 40 Jahren tritt die Blumenindustrie von Dounan dank Chinas rascher Wirtschaftsentwicklung also in eine neue Ära ein. Der Bezirk Chenggong wird den Aufwärtstrend nutzen, um die Segel der Reform und Öffnung erneut zu hissen. Bis 2028 soll der Blumenstadt-Ausstellungsbereich in Yunnan vollständig fertig sein, so der Plan der Provinz. Die Blumenindustrie von Dounan will in Sachen Technologieinnovation, Handelspraktiken, Markenimage, Geschäftsumfeld und internationale Wettbewerbsfähigkeit weltweites Spitzenniveau erreichen. Der örtliche Blumenmarkt soll über kurz oder lang nicht nur zum weltweit einflussreichsten Zentrum für den Blumenhandel, sondern auch zu einem Zentrum für die Verbreitung der zugehörigen Anbautechnologien, Innovationen und einen zentralen Spot für Unternehmensgründungen werden. In Zukunft sollen Blumen aus Yunnan die ganze Welt verzaubern. Die Chancen stehen gut, dass das gelingt. 

*Li Qiongmei ist die Leiterin des Medienkonvergenzzentrums des Bezirks Chenggong und Zhang Yuelin der Direktor des Büros für Landwirtschaft und ländliche Gebiete des Bezirks Chenggong der Stadt Kunming. 

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