Wenn China neueste Wirtschaftszahlen veröffentlicht, sorgt das weltweit traditionell für großes Interesse. So auch bei der Zentralen Wirtschaftskonferenz, die vom 11. bis zum 12. Dezember in Beijing stattfand. Bei ihr wird stets ein Resümee über die Wirtschaftsarbeit des laufenden Jahres gezogen und die Weichen für die Wirtschaftspolitik des Folgejahrs gestellt, in diesem Falle also für das Jahr 2024.  

2023 habe im Zeichen der wirtschaftlichen Erholung nach dem Ende der Coronapandemie gestanden, betonten die Teilnehmer. China habe dem Druck von außen erfolgreich standgehalten und auch die Herausforderungen im Inland gut gemeistert. Es sei zudem gelungen, die Reform und Öffnung in jeder Hinsicht zu vertiefen sowie die makroökonomische Steuerung zu verstärken. Man habe sich insbesondere auf die Ausweitung der Binnennachfrage konzentriert. Zusätzlich habe es wirtschaftliche Strukturanpassungen gegeben, das Vertrauen wurde gestärkt und Risiken wirksam vorgebeugt. 

Es besteht kein Zweifel: Chinas Wirtschaft gewinnt zunehmend an Fahrt, während die Entwicklung auf hohem Niveau solide voranschreitet. Chinas Bruttoinlandsprodukt wuchs in den ersten drei Quartalen 2023 im Vorjahresvergleich um 5,2 Prozent. Diese gute Nachricht aus China stärkt das Vertrauen in eine allgemeine Erholung der Weltwirtschaft, nachdem die Stimmung bisher von einem sich abschwächenden Wachstum und zunehmenden geopolitischen Spannungen getrübt war.  

Zugegebenermaßen bekommen einige Branchen im Lande wirtschaftlichen Gegenwind aus dem In- und Ausland zu spüren. Andere Sektoren jedoch erholen sich schneller und kraftvoller als erwartet von den negativen Auswirkungen. Hinter den eindrucksvollen Leistungen verbergen sich Fakten und Zahlen, die die Stärke, die Widerstandsfähigkeit und das enorme Potential der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt unter Beweis stellen. In diesem Jahr, ja sogar auf lange Sicht, dürfte in China also ordentlich Wachstum generiert werden.  

Han Wenxiu, stellvertretender Direktor des Büros der Zentralen Kommission für Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten, teilte auf der chinesischen Wirtschaftsjahrestagung 2023-2024 im China Center for International Economic Exchanges mit, dass für das Gesamtjahr damit zu rechnen sei, dass alle gesetzten Hauptziele erreicht würden. Zumal die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) ihre Wachstumsprognose für China für das Jahr 2023 bereits angehoben habe. In einem Bericht der ADB hieß es am 13. November, Chinas Wirtschaft werde 2023 voraussichtlich um 5,2 Prozent wachsen, und damit stärker als erwartet.  

Starker Verbrauchermarkt 

Chinas Wirtschaft ist derzeit auf dem besten Weg, das für 2023 gesteckte Wachstumsziel von rund fünf Prozent zu erreichen. In diesem Sinne gehen etliche Analysten davon aus, dass das Wachstum im kommenden Jahr das des laufenden Jahres noch übertreffen dürfte.

Die Vergangenheit lehrt und Der wirtschaftliche Entwicklungsweg der Volksrepublik verläuft wellenförmig, gestaltet sich also nicht immer stolperfrei. An der Tendenz der langfristig gesunden ökonomischen Entwicklung des Landes hat sich jedoch nichts geändert. 

In Shoppinglaune: Das zollfreie Einkaufszentrum in Haikou auf der Insel Hainan hat stets guten Zulauf. Unser Bild zeigt chinesische Verbraucher auf Shoppingtour am 12. Juli. (Foto: Yang Guanyu / Xinhua )  

Chinas Verbrauchermarkt, der sich auf eine Bevölkerung von über 1,4 Milliarden Menschen sowie eine wachsende Gruppe mit mittlerem Einkommen von über 400 Millionen stützt, wird das Wirtschaftswachstum weiterhin antreiben und Unternehmen aus aller Welt anziehen. Den Verbraucherausgaben kommt eine immer wichtigere Rolle als Wachstumsmotor zu. In den ersten drei Quartalen steuerten die Konsumausgaben 83,2 Prozent zum Wirtschaftswachstum bei.  

Als zweitgrößter Verbrauchermarkt der Welt und größter E-Commerce-Markt verbuchten die Einzelhandelsumsätze des Landes im Oktober einen Anstieg um 7,6 Prozent, weit mehr als zuvor angenommen. Chinas Expressversanddienste wickelten im laufenden Jahr bereits einen Rekord von 120 Milliarden Paketen ab, was ebenfalls auf eine kontinuierliche Erholung der Verbrauchernachfrage hindeutet. 

Hinzu kommt, dass die Gruppe der Menschen mit mittlerem Einkommen in den kommenden 15 Jahren die Marke von 800 Millionen knacken dürfte. Die zunehmend wohlhabende Bevölkerung und der anhaltende Urbanisierungsprozess bescheren China nach wie vor eine vergleichsweise starke Nachfrage nach Konsum und Investitionen, was für eine langfristig stabile Entwicklung sorgen dürfte. 

Starke Resilienz 

Chinas politische Bemühungen im Wirtschaftsbereich der vergangenen Monate zahlen sich bereits aus: Die Verbraucherinflation konnte gering gehalten werden, die Beschäftigung hat sich stabilisiert, die Einkommen steigen stetig und Finanzrisiken konnten wirksam kontrolliert werden. Da Chinas Verschuldung im internationalen Vergleich im mittleren und unteren Bereich liegt, gepaart mit einer niedrigen Inflation, verfügen die politischen Entscheidungsträger über großen politischen Spielraum und zahlreiche Handlungsoptionen für den Fall unerwarteter Herausforderungen.   

Weitere Faktoren, die die Widerstandsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft, insbesondere der Industrie, ausmachen, sind ein vollständiges Industriesystem und der rasche technische Fortschritt im Land. 

Mit Kennerblick: Eine Mitarbeiterin überprüft am 18. April 2023 in der Werkstatt der Hengdian Group DMEGC Magnetics Co. in Dongyang in Zhejiang Photovoltaik-Module. (Foto: Xu Yu / Xinhua)  

China ist derzeit das einzige Land, das alle in der UN-Industrieklassifikation aufgeführten Industriekategorien aufweist. Chinas verarbeitendes Gewerbe war 2022 bereits 13 Jahre in Folge das größte der Welt, wobei die Wertschöpfung des Sektors mehr als 30 Prozent der weltweiten Gesamtwertschöpfung ausmachte. 

Im Zuge des Strebens nach innovationsgetriebener Entwicklung haben insbesondere Chinas Hightech-Sektoren einen merklichen Aufschwung erlebt. Die industrielle Wertschöpfung in der Drohnenherstellung etwa legte im Oktober um 53,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, während die Produktion von Fahrzeugen mit neuer Energie um 27,9 Prozent wuchs. Der China Innovation Index, ein Barometer für die Innovationsfähigkeit des Landes, kletterte dem Nationalen Statistikamt zufolge 2022 auf 155,7 Punkte, ein Wachstum um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie der Vorteil einer großen Zahl hochqualifizierter Arbeitskräfte und Unternehmer bilden eine zentrale Grundlage für Chinas wirtschaftlichen Aufschwung. 

Enormes Potential 

Die Welt blickt auch deshalb gespannt auf China, da sich das Land immer wieder als Lokomotive des globalen Wirtschaftsaufschwungs bewährt hat. Gelungen ist dies dank stetig verbesserter Wirtschaftsstruktur, Effizienzsteigerung und weiterer Öffnung. 

Das technologieintensive grüne Trio – Solarbatterien, Lithium-Ionen-Batterien und Elektrofahrzeuge – hat den Dreiklang aus Bekleidung, Haushaltsgeräten und Möbeln als wichtigster Motor des chinesischen Außenhandels abgelöst. Und der Bereich wächst weiter mit hohem Tempo. Die Gesamtexporte der genannten drei Produkte sind in den ersten drei Quartalen dieses Jahres gegenüber 2022 um 41,7 Prozent angestiegen. 

Die installierte Kapazität an erneuerbaren Energien übertraf im Juni erstmals die der Kohlekraft, was für einen umweltfreundlicheren Energiemix sorgt. Vier Monate später machte sie bereits fast die Hälfte der installierten Stromerzeugungskapazität in China aus. 

Voll beladen: Diese Aufnahme vom 11. Juli 2023 zeigt Elektrofahrzeuge für den Export in einem Terminal des Hafens von Taicang in Jiangsu. (Foto: Ji Haixin / Xinhua)  

Auch die Reformmaßnahmen zur Verbesserung des Unternehmensumfelds setzen sich fort. Die Verwaltungsverfahren wurden gestrafft, um die Unternehmenstätigkeit zu erleichtern. Ein Pilotprogramm in Beijing beispielsweise verkürzt die Wartezeit für die Genehmigung zur Eröffnung eines Kinos von 23 Tagen auf 5 Tage und erleichtert damit Unternehmensgründungen. 

Auf der gerade abgehaltenen Zentralen Konferenz zur Wirtschaftsarbeit hat China die Weichen für die weitere Wirtschaftsentwicklung gestellt. Demnach wird China die Reformen umfassend vertiefen, die Öffnung auf hohem Niveau ausweiten und die Grundlagen für Außenhandel und Investitionen festigen. Der Schwerpunkt liegt dabei darauf, Fortschritte unter Beibehaltung der Stabilität anzustreben und durch die erreichten Fortschritte wiederum für Stabilität zu sorgen. In diesem Zusammenhang empfehle es sich nun, noch mehr politische Richtlinien auszuarbeiten, die die Erwartungen, das Wachstum und die Beschäftigung stabilisieren, unterstrich Han Wenxiu zum Abschluss.