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Weltroboterkonferenz in Beijing: Wo die Zukunft schon heute beginnt |
Von Zhao Yang · 2023-08-29 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Roboter;Weltroboterkonferenz | Druck |
Roboter sind die Protagonisten vieler Science-Fiction-Filme, und man kommt nicht umhin, sich auszumalen, wie sie unser Leben in Zukunft verändern mögen. Einen Vorgeschmack darauf gab es am 16. August in Beijing, als die Weltroboterkonferenz 2023 eröffnet wurde, an der 160 in- und ausländische Robotikunternehmen mit fast 600 Exponaten teilnahmen. Die vor Ort gezeigten Roboter erweckten mit ihren verblüffenden Fähigkeiten die schöne Vision einer besseren Welt zum Leben.
Ein Roboter als Haushaltshilfe?
Am Stand des Tech-Unternehmens Ubtech Robotics begrüßt ein weiß-goldener Roboter die Messebesucher mit einem freundlichen Winken. Das Besondere: er ist auf einem Balance-Bike unterwegs. Hände schütteln, Gegenstände greifen, mit den Händen ein Miniherz formen – der Robo-Freund namens Walker X geht auf Tuchfühlung mit dem Beijinger Publikum. Und das kommt gut an. Immer wieder erntet er mit seinen Aktionen spontanen Applaus. Walker X ist die neueste Generation humanoider Roboter, die Ubtech eigenständig entwickelt hat. Gerade hat er an der Abschlusszeremonie der 31. Sommer-Welthochschulspiele in Chengdu teilgenommen.
Gao Yuanzhe, ein Mitarbeiter von Ubtech, preist Walker X als eines der modernsten Tech-Produkte auf dem Gebiet humanoider Roboter. „Er hat vier Extremitäten und 41 Bewegungsfreiheitsgrade in seinem Körper. Das bringt ihn in Sachen Beweglichkeit und Stabilität schon sehr nah an den Menschen heran und lässt ihn besser in unserer realen Lebensumwelt agieren“, sagt Gao. Vision von Ubtech sei es, dass Walker X in Zukunft in Tausenden von Haushalten als Freund und Haushaltshilfe das Familienleben erleichtert.
Zhang Feng, Vorsitzender des Chinesischen Instituts für Elektronik, erklärt in einem Forum der Konferenz, dass humanoide Roboter verschiedenste Technologien aus Informationsverarbeitung, Materialwissenschaft, Energie- und Biowissenschaft in sich vereinten. Sie verfügten nicht nur über ein großes Potenzial für die Anwendung in der industriellen Produktion und im Dienstleistungssektor, sondern auch im Bereich der Landesverteidigung und der nationalen Sicherheit. Schon jetzt gebe es deshalb ein technologisches Wettrennen der wichtigsten Länder bei der Entwicklung solcher Roboter.
Ein Vorgeschmack auf unsere Zukunft: Am 16. August eröffnete in Beijing die Weltroboterkonferenz 2023.
Ein gedrucktes Zuhause
Welche Art von Wohnerlebnis mag wohl ein Haus aus dem 3D-Drucker bieten? Im Ausstellungsbereich des Shanghaier Hightech-Unternehmens Fab-Union konnte das Publikum es ausprobieren. Zhang Liming, Chief Solutions Officer von Fab-Union, erzählt uns, dass sein Unternehmen in diesem Jahr vor allem die Verwendung von Recycling-Materialien für den 3D-Druck erforsche. Alle Möbelstücke am Stand der Firma stammten aus einem 3D-Drucker. „Wir arbeiten unter anderem mit Nike zusammen, um ausrangierte Produkte wie minderwertige Schuhe in Recycling-Produkte wie Vitrinen und Ladenschilder umzuwandeln“, sagt Zhang.
Allein in der Nike-Fabrik in Shanghai fielen jeden Monat etwa 50 bis 80 Tonnen Abfallstoffe an, von denen früher nur ein Bruchteil als Material für Start- und Landebahnen habe recycelt werden können. Das Gros habe nur entsorgt werden können, was für das Unternehmen eine große Belastung dargestellt habe. Mit seinem hohen Freiheitsgrad eröffnet der 3D-Druck Nike nun neue Anwendungsmöglichkeiten.
Seit sechs Jahren ist Fab-Union intensiv auf dem besagten Gebiet tätig und hat sich auf Forschungs- und Entwicklungspraktiken für zwei wichtige Szenarien spezialisiert: Vor-Ort-Bau und vorgefertigte Montage. Die Forschungsergebnisse umfassen 15 Arten intelligenter Bauprozesse, bei denen stets Roboter zum Einsatz kommen. Sie wurde bereits erfolgreich bei einer ganzen Reihe von in- und ausländischen Projekten angewandt, darunter die Biennale in Venedig 2018, der Bau des Besucher-Servicezentrums des Kunming Expo Parks und die Konferenz über künstliche Intelligenz in Shanghai. Sie unterstützen damit erfolgreich die Stadterneuerung und urbane Entwicklung im neuen Jahrhundert.
Panda-Roboter Youyou und sein Roboterkollege Walker X am Stand des Tech-Unternehmens Ubtech Robotics
Intelligentes Leben
Die gezielte Verbindung von künstlicher Intelligenz, Informationstechnologie der neuen Generation und Robotertechnik dürfte den Menschen in Zukunft eine Fülle von smarten Lebensszenarien eröffnen. Ein Frühstück im autonomen Verkaufswagen kaufen, dann über eine Smartphone-App ein selbstfahrendes Taxi zum Arbeitsplatz buchen – was nach Zukunftsmusik klingt, ist für viele Menschen in der Beijing Economic-Technological Development Area (BETDA) schon heute Realität. Viele wollen auf derartigen smarten Komfort im Alltag gar nicht mehr verzichten. Eine Mitarbeiterin des Beijing Yizhuang Forschungsinstituts für Smart Cities outet sich als regelmäßige Nutzerin fahrerloser Taxis.
Die beiden Plattformen „Apollo Go“ und „Pony.ai“ setzen bereits mehr als 300 fahrerlose Taxis in dem 60 Quadratkilometer großen Areal der BETDA ein. Die autonomen Fahrzeuge kosten etwa 70 Prozent weniger als herkömmliche Onlinefahrdienste. Schon mehr als 3 Millionen Fahrgäste haben den Service in Anspruch genommen. Insbesondere die Coronapandemie hat autonomen Fahrzeugen in China neuen Aufwind gegeben. Während der Hochphase der Pandemie hätten unbemannte Verkaufswagen von Unternehmen wie NEOLIX, JD.com und Meituan allein im Dezember 2022 rund 200.000 Aufträge übernommen. Bis heute haben unbemannte Verkaufs- und Lieferfahrzeuge in China fast drei Millionen Kunden bedient. In Zukunft können autonome Fahrzeuge auch als Sanitärfahrzeuge, Streifenwagen oder Zubringerwagen eingesetzt werden. Erste Test- bzw. Probephasen hierfür laufen bereits.
Diese Mitarbeiterin vom Beijing Yizhuang Forschungsinstitut für Smart Cities erzählt uns, dass intelligente Fahrzeuge und Straßen derzeit gemeinsam mit genauen Karten, zuverlässigen Netzwerken und Echtzeit-Clouds zu einer technologischen Experimentierplattform auf Stadtebene zusammengeschlossen würden. Seit seiner Gründung im Juli 2019 fördere ihr Forschungsinstitut aktiv den Aufbau solcher neuartiger Infrastrukturen und beteilige sich in vollem Umfang an der Errichtung einer international erstklassigen Demonstrationszone für autonomes Fahren in Beijing. Grundlage hierfür bilde ein Geschäftssystem, das sich auf die drei großen Segmente autonomes Fahren, digitale Infrastruktur und Smart City konzentriert.
Ein autonomer Eiswagen am Stand des Beijing Yizhuang Forschungsinstituts für Smart Cities
Chinesisches Know-how
Die Weltroboterkonferenz findet bereits seit 2015 statt und ging somit im August bereits ins achte Jahr. Sie hat sich zur größten, höchstrangigen und internationalsten Branchenveranstaltung im Bereich Robotik in China entwickelt. Statistiken zufolge belief sich die Besucherzahl in diesem Jahr auf mehr als 200.000. Die Zahl derer, die die Foren, Ausstellungen und Wettbewerbe live im Internet verfolgten, lag bei mehr als 30 Millionen. Hinzu kamen noch einmal rund 250 Millionen Follower, die das Event über die Themenposts der gängigen Kurzvideoplattformen verfolgten.
Chinas Vizeminister für Industrie und Informationstechnologie Xin Guobin sagte in seiner Rede auf dem Event, dass China zum Rückgrat der globalen Robotikindustrie geworden sei. In den letzten Jahren sei die chinesische Robotikindustrie immer weiter gewachsen. 2022 betrugen die Einnahmen der Branche mehr als 170 Milliarden Yuan, und der Absatz von Industrierobotern machte mehr als die Hälfte der weltweiten Verkäufe aus, womit China zehn Jahre in Folge an erster Stelle stand. Der auf der Konferenz veröffentlichte „Bericht über die Entwicklung der chinesischen Robotertechnologie und Robotikindustrie 2023“ zeigt, dass China in den letzten Jahren bei den Patentanmeldungen für Robotertechnologie weltweit die Spitzenposition übernommen hat, und das mit steigender Tendenz. Führende Unternehmen aus China legten zudem zunehmenden Wert auf eine Anmeldung internationaler Patente.
Während der globale Wettbewerb sich verschärft, ist China also zu einer treibenden Kraft für die Entwicklung der Robotikindustrie geworden. Eine Vielzahl von Wissenschaften und Technologien wie Elektronik, Maschinenbau, Biologie und Materialwissenschaft vermischt bzw. fördert sich gegenseitig. Integration und Innovation, High-End, Intelligenz und umweltverträgliche Konstruktion sind zu Schlüsselbegriffen für die künftige Entwicklung chinesischer Roboter geworden.
Jose Vieira, Präsident des Weltverbands der Ingenieurorganisationen (WFEO), wies in seiner Rede in Beijing darauf hin, dass China einen enormen Beitrag zum weltweiten Fortschritt in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Innovation und Ingenieurwesen leiste und auch bei der Entwicklung der Robotik beeindruckende Erfolge vorzuweisen habe. „Wir werden unsere Anstrengungen bündeln, um bei der Robotik-Innovation neue Durchbrüche zu erzielen, im Privat- und Berufsleben, in der wissenschaftlich-technologischen Unterstützung sowie in der industriellen Entwicklung. Gemeinsam wollen wir eine widerstandsfähige und nachhaltige Zukunft gestalten und miterleben“, so Vieira.
Xin Guobin ist davon überzeugt, dass sich die Robotikindustrie allmählich einem kritischen Wendepunkt nähere und ein Qualitätssprung zu erwarten sei. China verfüge über den weltweit größten Robotikmarkt und die vielfältigsten Anwendungsszenarien und habe somit die Voraussetzungen und auch die Fähigkeit, die Chancen dieses Wandels zu ergreifen und mit noch mehr neuen Lösungen und Know-how zur globalen Entwicklung beizutragen.
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