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Globalisierung: Warum eine Abkopplung von China zum Scheitern verurteilt ist

Von Hua Xia*  ·   2022-09-21  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Abkopplung;Globalisierung
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Auf die Frage amerikanischer Journalisten nach einer Abkopplung von China antwortete Doug Barry, Sprecher des U.S.-China Business Council, jüngst: „Warum sollten wir uns von diesem Goldesel abkoppeln wollen?“. Angesichts der Größe des chinesischen Marktes, Chinas robuster Wirtschaft und der zentralen Stellung des Landes in der Weltwirtschaft sowie in den globalen Lieferketten überrascht es nicht, dass die meisten multinationale Unternehmen und Branchenveteranen Barrys Ansicht teilen. 

Der Erfolg von Tesla in China ist eines der besten Beispiele hierfür. Die Gigafactory des US-Automobilherstellers in Shanghai erreichte Mitte August mit der Produktion des millionsten Fahrzeugs einen neuen Meilenstein. Und im Juni wurde mit knapp 78.000 Fahrzeugen in China ein neuer Auslieferungsrekord aufgestellt. Mit diesem Ergebnis konnte der US-Autobauer die guten Zahlen des Vorjahres noch einmal um 177 Prozent toppen. Es gibt ganz offensichtlich für den weltweit führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen keinen Grund, den boomenden Markt China aufzugeben. Kein Wunder. Wurde doch mehr als die Hälfte aller weltweit verkauften Elektrofahrzeuge im vergangenen Jahr in der Volksrepublik abgesetzt. 

Tesla ist nur eines von über einer Million internationalen Unternehmen, die in China Geschäfte machen. Die meisten dieser Firmen haben in den letzten Jahren ihre Beziehungen zu ihren chinesischen Geschäftspartnern weiter intensiviert, anstatt ihr Geschäft zu schließen. 

Die vermeintliche Entkopplung findet nicht statt 

Westliche Medien schwadronieren derweil weiterhin darüber, dass multinationale Unternehmen aufgrund der geopolitischen Spannungen und anderer Unwägbarkeiten China in Scharen verlassen würden. Die Realität sieht anders aus. 

 

Ein Kunde beim Einkauf in einem Supermarkt im kalifornischen Millbrae am 10. August 2022 (Foto: Li Jianguo/Xinhua)  

„Wenn ihre Definition von Abkopplung bedeutet, dass ausländische Unternehmen China entweder ganz verlassen oder zumindest ihre Präsenz deutlich verringern bzw. ihre Investitionen über China hinaus diversifizieren, dann ist das sicherlich nicht der Fall“, kommentiert Jacob Gunter, leitender Analyst am Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin, die aktuelle Lage. „Was wir in den meisten Branchen sehen, ist eher das Gegenteil“, so der Experte. 

Der Autobauer Audi beispielsweise hat Anfang Juli mit dem Bau seines ersten Werks für Elektroautos in China begonnen. Und Flugzeugbauer Airbus erhielt von vier chinesischen Fluggesellschaften einen seiner größten Aufträge, im Wert von mehr als 37 Milliarden US-Dollar. Im südchinesischen Guangzhou, dem Veranstaltungsort der China Import and Export Fair (Canton Fair), haben multinationale Unternehmen wie LG, ZEISS, AstraZeneca, Panasonic und Mars Wrigley jüngst neue Projekte gestartet bzw. zusätzliche Produktionslinien eingerichtet. 

Trotz Unkenrufen mehr Investitionen 

Aus einem im März von der amerikanischen Handelskammer in Südchina veröffentlichten Bericht geht hervor, dass mehr als 70 Prozent der befragten US-Unternehmen für das laufende Jahr Reinvestitionen in China planen. Es ist kein Zufall, dass auch die Investitionen aus der Europäischen Union in China in der ersten Jahreshälfte 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen sind, wie Daten der Rhodium Group belegen. 

Doch China ist nicht nur Zielland für Kapital. Nach Ansicht von Experten nimmt die Volksrepublik als einer der drei wichtigsten Handelspartner von über 120 Ländern und Regionen weltweit (darunter die USA, die EU und Japan) eine unersetzliche Stellung im globalen Handel und in den weltweiten Lieferketten ein. „China hat im Laufe der Jahre ein komplettes und effizientes Produktionsökosystem entwickelt, das von keinem anderen Land kopiert werden kann“, erklärte Koh King Kee, Präsident des Center for New Inclusive Asia, einer nichtstaatlichen Denkfabrik aus Malaysia, kürzlich gegenüber Xinhua. „Es gibt kein Land auf der Welt, das China vollständig ersetzen kann. Eine Abkopplung von China ist letztlich nur leeres Gerede“, sagt auch Yuki Izumikawa, ein Beamter der japanischen Vereinigung zur Förderung des internationalen Handels.  

 

Besucherandrang bei der 130. Auflage der China Import and Export Fair in Guangzhou am 15. Oktober 2021 (Foto: Liu Dawei/Xinhua)  

Politische Agenda, die zum Scheitern verurteilt ist 

Nachdem die Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump die beiden größten Volkswirtschaften der Welt in Handelskonflikte verwickelt und mit einer wirtschaftlichen Abkopplung von China gedroht hat, setzt sein Nachfolger Joe Biden die harte Handelspolitik in gewisser Weise fort. Die Abkopplung von China sei jedoch ein politischer Slogan, der nicht auf der Realität fuße, schrieben Kent Lassman, Präsident des in Washington ansässigen Competitive Enterprise Institute, und Iain Murray, ein Senior Fellow der Organisation, in einem in „The Hill“ veröffentlichten Artikel. Als Teil von Washingtons Streben nach geoökonomischer und geopolitischer Dominanz dürfte eine Abkopplung nach hinten losgehen und weltweite Auswirkungen nach sich ziehen. 

In den Jahren 2018 und 2019 führten die von Washington verhängten erheblichen Zollerhöhungen dazu, dass US-Verbraucher und Unternehmen 114,2 Milliarden Dollar mehr für importierte Produkte bezahlen mussten. Sollte die Politik der Trump-Ära fortgesetzt werden, werde das BIP der USA um fast 60 Milliarden Dollar niedriger ausfallen, schätzen Experten. Auch die Beschäftigung dürfte um rund 177.000 Stellen zurückgehen, prognostiziert die Washington International Trade Association in einem Blogbeitrag.

Nach Bidens Unterzeichnung des CHIPS and Science Act vor einigen Tagen warnte Stephen Ndegwa, Dozent an der United States International University of Africa in Nairobi, dieser Schritt gleiche „einem Schnitt ins eigene Fleisch“. In einer hypervernetzten Welt „wird das, was in einem Teil der Welt passiert, auf der ganzen Welt widerhallen“, so der Gelehrte. 

Eine aktuelle Studie des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo kommt zu dem Ergebnis, dass eine Abkopplung von China die Lokomotive der EU-Wirtschaft Deutschland sechsmal so viel kosten würde wie der Brexit. Eine Abkopplung käme für Deutschland einem „wirtschaftlichen Selbstmord“ gleich, warnt Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Vorsitzende der deutschen Denkfabrik Schiller-Institut. Es sei klar, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung eine solche Abkopplung nicht wolle, mahnt sie.  

China ist unverzichtbar für die Globalisierung 

Als überzeugter Verfechter der Globalisierung und des Multilateralismus setzt China seine Öffnung unterdessen unbeirrt fort und hält an der Strategie fest, seine Entwicklungsmöglichkeiten mit Partnern aus aller Welt zu teilen. Chinas immer stärkere Verflechtung mit der Weltwirtschaft macht eine Abkopplung faktisch nicht praktikabel. 

 

Mega-Investition: Luftaufnahme der Tesla-Gigafactory im neuen Bezirk Lingang in der Shanghaier Pilot-Freihandelszone. (Foto: Jin Liwang/Xinhua)  

Ende Juli berief das Politbüro des Zentralkomitees der KP Chinas eine Sitzung ein, auf der die aktuelle Wirtschaftslage analysiert und die wirtschaftliche Arbeit für die zweite Jahreshälfte geplant wurde. Dabei wurde mit Nachdruck betont, wie wichtig die Ankurbelung der wirtschaftlichen Entwicklung durch Reformen und weitere Öffnung sei. Es wurden zudem gezielte Anstrengungen unternommen, um die Exporte zu steigern, die Importe auszuweiten, Technologie und Auslandsinvestitionen einzuführen und eine qualitätsvolle Zusammenarbeit im Rahmen der Seidenstraßeninitiative zu forcieren.  

Aus Sicht der deutschen Expertin LaRouche seien Chinas stetiges Wirtschaftswachstum und sein Erfolg bei der Beseitigung der absoluten Armut in großen Teilen auf die offene Wirtschaftspolitik des Landes und die von China vorgeschlagene Seidenstraßeninitiative zurückzuführen. Bei Themen wie der Entwicklung Afrikas oder dem Wiederaufbau des Nahen Ostens führe an einer Zusammenarbeit mit China kein Weg vorbei.  

*Hua Xia ist Journalistin von Xinhuanet. 

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