Die chinesische Wirtschaft wird sich in der zweiten Jahreshälfte stabilisieren und erholen, da eine Reihe von Anpassungsmaßnahmen der Regierung in Kraft treten. Dieser Meinung zeigen sich verschiedene Experten und Fachleute, die für einen aktuellen Bericht von yicai.com interviewt wurden.

Im zweiten Quartal wuchs das chinesische BIP um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Es war nicht einfach, im zweiten Quartal überhaupt ein positives Wachstum zu erzielen“, sagte Fu Linghui, Sprecher des Staatlichen Amts für Statistik.

Aufgrund des immer komplizierter werdenden internationalen Umfelds und der sporadischen COVID-19-Ausbrüche im Inland seien die Versorgungskette und die Logistik gestört worden, was den Druck auf den gesellschaftlichen Konsum und die Investitionstätigkeit erhöht habe.

Dank des ab Mai allmählich abklingenden „Virusschocks“ hätten sich die nationalen Wirtschaftsindikatoren im Juni jedoch deutlich erholt.

Guan Tao, Chefvolkswirt von BOC International, sagte, Chinas makroökonomische Anpassungsmaßnahmen seien sehr effektiv, und das Land sollte kontinuierlich für eine reibungslose Umsetzung der Maßnahmen im zweiten Halbjahr sorgen, um die durch das externe Umfeld verursachten Unsicherheiten auszugleichen.

Die Wertschöpfung der Industrie war im April noch um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken und die Zahl drehte ab Mai ins Positive. Im Juni konnte bereits ein Anstieg um 3,9 Prozent verzeichnet werden, da die Unternehmen die Wiederaufnahme der Arbeit beschleunigten und die Probleme in der Lieferkette allmählich nachließen.

Die Wertschöpfung im Automobilbau stieg im Juni um 16,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr und beendete damit den dreimonatigen Rückgang von März bis Mai.

Der kräftige Aufschwung sei vor allem durch politische Anreize wie die Senkung der Kfz-Steuer begünstigt worden, sagte Zhong Zhengsheng, Chefökonom bei Ping An Securities.

Auf der Verbraucherseite erreichte der Einzelhandelsumsatz mit Konsumgütern in der ersten Jahreshälfte über 21 Billionen Yuan (3,15 Bio. Euro), was einem Rückgang von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Juni drehte die Zahl mit einem Wachstum von 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat wieder ins Positive.

Sheng Songcheng, Dekan des „China Chief Economist Forum Institute“, sagte, die Erholung des Konsums zu fördern sei eine der großen Herausforderungen, wenn man in diesem Jahr ein stetiges Wirtschaftswachstum aufrechterhalten wolle.

Der effektivste Weg, den Konsum anzukurbeln, sei die Wiederaufnahme von Arbeit und Produktion in einer umfassenden Weise und die Gewährleistung eines reibungslosen Funktionierens der Marktteilnehmer, sagte Sheng.

Investitionen würden in diesem Jahr eine größere Rolle bei der Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung spielen, wobei die Anlageinvestitionen 2022 um 6,1 Prozent auf 27,14 Billionen Yuan steigen sollten.

Lian Ping, Chefvolkswirt und Leiter des Zhixin-Instituts für Investitionsforschung, sagte, dass Chinas Wirtschaft im Laufe des Jahres wahrscheinlich einen starken Aufschwung erleben werde, wobei das dritte Quartal die höchste Wachstumsrate aufweisen könnte.