Eine Kellnerin bedient Kunden in einem Teehaus in Shanghai.  (Xinhua, 29. Juni 2022)  

Der chinesische Dienstleistungssektor ist im Juni so schnell gewachsen wie seit fast einem Jahr nicht mehr. In vielen Branchen konnten Arbeit und Produktion allmählich wieder aufgenommen werden, was auf eine robuste Erholung der Geschäftsbedingungen hindeutet.

Der Caixin China General Services Einkaufsmanagerindex (EMI) stieg von 41,4 im Mai auf 54,5 im Juni und kehrte damit zum ersten Mal seit Februar in den expansiven Bereich zurück. Dies gab die Caixin-Mediengruppe am Dienstag bekannt.

Dieser Anstieg, insbesondere aber die gestiegenen Aktivitäten im Dienstleistungssektor, seien darauf zurückzuführen, dass die COVID-19-Ausbrüche im ganzen Land allmählich nachließen, was auch auf eine enorme Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft trotz des Abwärtsdrucks schließen lasse, so die Experten.

Wang Zhe, leitender Wirtschaftswissenschaftler bei der Caixin Insight Group, sagte, dass der Dienstleistungssektor im Juni ein solides Expansionstempo aufgewiesen habe, da die Pandemie wirksam unter Kontrolle gebracht worden sei und die Unternehmen seither allmählich die Arbeit und Produktion wieder aufgenommen hätten.

Der von Caixin ermittelte, zusammengesetzte EMI, der sowohl das verarbeitende Gewerbe als auch den Dienstleistungssektor umfasst, stieg im Juni auf 55,3 – nach nur 42,2 im Mai.

Trotz der Verbesserung warnte Wang, dass die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes immer noch unter dem Druck steigender Kosten stünden, und forderte mehr Anstrengungen zur Unterstützung von Arbeitnehmern und einkommensschwachen Gruppen, die von der Pandemie besonders betroffen seien.

Eine letzte Woche veröffentlichte offizielle Umfrage hatte ebenfalls eine Verbesserung sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor gezeigt. Der offizielle EMI für das verarbeitende Gewerbe Chinas stieg von 49,6 im Mai auf 50,2, und der offizielle PMI für den Dienstleistungssektor des Landes lag bei 54,3, verglichen mit 47,1 im Mai. Dies gab das Staatliche Amt für Statistik bekannt.

Lu Ting, Chefvolkswirt für China bei Nomura, führte den Anstieg sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor auf die geringeren Auswirkungen der Pandemie in Shanghai und einigen anderen Großstädten zurück.

„Wir erwarten, dass der offizielle EMI des verarbeitenden Gewerbes weiter ansteigt und der EMI des nicht-verarbeitenden Gewerbes trotz seiner höheren Basis über 51,0 bleibt“, fügte Lu hinzu.

Yin Yue, Analyst bei der in Shanghai börsennotierten Hongta Securities, sagte, Chinas Wirtschaft habe sich im Juni vollständig erholt, da die Auswirkungen der Pandemie nachgelassen hätten und die unterstützende Steuer- und Geldpolitik allmählich Wirkung zeige.

Da sich die chinesische Wirtschaft allmählich stabilisiere, erwarte er, dass sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte wieder erhole, sagte Tommy Wu, leitender Wirtschaftswissenschaftler beim Think Tank Oxford Economics. Unterstützungsmaßnahmen der Regierung könnten dann eine entscheidende Rolle bei der Ankurbelung der Binnennachfrage spielen.