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Landkreis Rongjiang: Wege zum ländlichen Aufschwung |
Von Zhao Yang · 2022-04-15 · Quelle:China Heute |
Stichwörter: Wirtschaft;Aufschwung | Druck |
Im Juni vergangenen Jahres mietete Wu eine Herberge und begann parallel dazu, ihr Stickhandwerk auszubauen. Sie eröffnete eine kleine Werkstatt. Die wunderschöne Landschaft und die reichen touristischen Ressourcen in Rongjiang ziehen mittlerweile viele Touristen an. Um mehr Besucher anzulocken, eröffnete Wu eigene Kanäle auf verschiedenen chinesischen Social-Media-Plattformen, woraufhin ihre Geschäfte weiter anzogen.
Doch aufgrund mangelnder professioneller Marketingfähigkeiten wuchsen die Followerzahlen langsamer als erwartet. Ein Problem, mit dem viele Blogger und Livestreamer in der Gegend zu kämpfen hatten. Als Reaktion lud das Unternehmen, in dem Zhu Yuying arbeitet, Experten aus Beijing, Guizhou und anderen Großstädten in die ländliche Region ein, um Vorträge zu halten. „Wir haben eine Reihe von Schulungen zu Themen wie mediale Entwicklungstrends, Videoproduktion oder Livestreaming von zu Hause aus organisiert“, erzählt Zhu.
Am 25. November 2021 wurde in Rongjiang schließlich ein Projekt des örtlichen Kultur- und Kreativindustrieparks gestartet, das darauf abzielt, den neuen Medien im Kreis zum Aufschwung zu verhelfen. Dazu zählt auch eine Initiative, 1000 Einheimische zu Werbebotschaftern der Region aufzubauen. Mehr als 500 Menschen im Landkreis meldeten sich direkt für eine Ausbildung im Bereich neue Medien an. Der Vorstoß startete mit einem Pilotprojekt der Gemeinde Zhaihao.
Der Industriepark hat mehrere Funktionen, darunter die Ausbildung neuer Medientalente, die Vernetzung von örtlichen Online-Influencern und das Verbinden von Vorläuferunternehmen im Zeitalter der neuen Medien. Auch der Aufbau einer qualitativ hochwertigen Produktlieferkette und die Bereitstellung staatlicher Unterstützungsmaßnahmen gehören dazu. Bisher haben die Menschen hier rund 350 Social-Media-Kanäle eröffnet und fast 5600 Videoclips gepostet.
Die Einweihungsfeier des Kultur- und Kreativindustrieparks in Rongjiang (Foto von Wang Bingzhen)
Um das Projekt noch weiter zu pushen, richtete der Kreis ein eigenes Büro ein. So sollen die lokalen Ressourcen für die Entwicklung der neuen Medienindustrie noch stärker gebündelt und koordiniert werden. Laut Wang Qiang, dem Leiter der Koordinierungsgruppe des Büros, haben sich bisher zwölf Unternehmen im Industriepark niedergelassen. Am 21. Januar dieses Jahres brachte die Lokalregierung ein Maßnahmenpaket an den Start, um Unternehmen die Ansiedlung im Park weiter zu erleichtern. „Wir stellen den Mitarbeitern zum Beispiel mietfreie Wohnungen zur Verfügung. Rongjiang tut wirklich sein Möglichstes, um den Firmen ihren Geschäftsbetrieb zu erleichtern“, sagt Wang.
Zusammenarbeit zwischen entwickelten Küstengebieten und dem Landesinneren
Rongjiang ist ein Verkehrsknotenpunkt im Süden der Provinz Guizhou und auch ein Tor zum Großbuchtgebiet Guangdong-Hongkong-Macao. Es ist dabei, zu einer zentralen regionalen Stadt in Guizhou aufzusteigen, zu einem wichtigen Gesundheitszentrum, einem beliebten Ziel für „roten Tourismus“ und einem malerischen Vorgarten des besagten Großbuchtgebiets, da es von diesem nur drei Autostunden entfernt liegt.
Gleichzeitig nutzt Rongjiang die Initiative der Zusammenarbeit zwischen den bereits stark entwickelten östlichen Gebieten Chinas mit den weniger entwickelten Gebieten im Westen des Landes sowie im Landesinneren. Im Rahmen dieser Kooperationsinitiative arbeitet der Kreis mit dem Bezirk Nanhai der Stadt Foshan zusammen, der in der Provinz Guangdong liegt. Ziel ist es, die Errungenschaften der Armutsbekämpfung zu festigen, die regionale Zusammenarbeit zu intensivieren und die Wiederbelebung des ländlichen Raums voranzubringen.
Das Agritech-Unternehmen Qiandongnan Penghui (im Folgenden kurz „Penghui“ genannt) ist eine Tochtergesellschaft von Foshan Penghui Agritech mit Sitz in Rongjiang. Geschäftsführer Liu Peng sagt, seine Firma sei im März 2021 in den Markt von Rongjiang eingetreten. Das Hauptgeschäft konzentriere sich derzeit darauf, lokale Agrarprodukte einzukaufen und sie im Großbuchtgebiet abzusetzen. „Wir haben auch eine eigene Pilzmarke registriert, um die landwirtschaftlichen Produkte der Region landesweit zu vermarkten”, sagt der Unternehmer.
„Die Judasohren hier aus Rongijiang sind gesund und nahrhaft. Doch bei der Ernte drängte in der Vergangenheit die Zeit, weshalb viele Pilze verschwendet wurden. Auch die Qualität war nicht ideal, was das Produkt kommerziell schlecht vermarktbar machte“, sagt Liu. Um die Pilze auf dem Markt zu einem besseren Preis zu verkaufen, organisierte Penghui technische Schulungen für die heimischen Landwirte. Und die Rechnung ging auf. Nach zahlreichen Ortsbegehungen und Besuchen bei den Landwirten auf den Feldern entwickelte das Unternehmen Penghui einen Standard für Züchter und Pflücker. Er stellt heute sicher, dass die Produkte einen maximalen Mehrwert erwirtschaften.
Im Rahmen der nationalen Initiative, mit Hilfe von Zehntausenden Unternehmen wirtschaftliche Impulse in Zehntausende Dörfer zu bringen, begann Penghui ab November 2021 auch dem Dorf Kouma in Rongjiang fachbezogene Unterstützung zu bieten. Die Ingwerplantage von Kouma spielte einst eine wichtige Rolle dabei, das Dorf aus der Armut zu holen. Aufgrund von Marktschwankungen fiel der Ingwerpreis im Jahr 2021 jedoch unter die Herstellungskosten. „2020 wurde Ingwer noch für 5,6 Yuan pro Kilogramm gehandelt, also rund 80 Cent. 2021 waren es nur noch 1,6 Yuan (20 Cent) pro Kilo“, erzählt Wu Ya, einer der lokalen Landwirte.
Penghui lieferte Hilfe in diesem kritischen Moment. Das Unternehmen kaufte den Ingwer zum doppelten Marktpreis auf und wandte sich an einen Gastronomieverband, um die Absatzkanäle zu erweitern. Mit Hilfe von Penghui hat das Dorf bereits mehr als zehn Tonnen Ingwer verkauft. Laut Liu Peng hat sein Unternehmen dem Landkreis Rongjiang im vergangenen Jahr geholfen, Agrarprodukte im Wert von mehr als drei Millionen Yuan (430.000 Euro) zu verkaufen. Prognosen zufolge dürfte diese Zahl im laufenden Jahr auf fünf Millionen Yuan (720.000 Euro) ansteigen. Geplant ist außerdem die Eröffnung einer modernen Pilzverarbeitungsanlage im Kreis.
Mit Hilfe der lokalen Regierung hat Penghui außerdem einen Güterzug organisiert, um die gekauften Agrarprodukte aus 16 Landkreisen in der Autonomen Präfektur Qiandongnan der Miao und Dong jede Woche frisch nach Foshan zu liefern. Der Transport ist dadurch deutlich effektiver und billiger als zuvor. „2022 werden wir in den Markt in Shenzhen eintreten. Mit der Anfang dieses Jahres eingeweihten Hochgeschwindigkeitsstrecke Shenzhen-Rongjiang liegt Rongjiang innerhalb des dreistündigen Wirtschaftskreises des Großbuchtgebiets Guangdong-Hongkong-Macao“, sagt Liu.
Mit der Einführung von Unternehmen mit einer ausgereiften Industriekette wie Penghui entwickelt sich die Industrie in Rongjiang rasant. 2021 brachten die in Guangdong und anderen Provinzen verkauften land- und forstwirtschaftlichen Waren sowie Tierprodukte gemeinsam mit den lokalen Handwerksprodukten aus Rongjiang insgesamt 473 Millionen Yuan (68 Millionen Euro) ein. Derzeit entwerfen Rongjiang und der Bezirk Nanhai in Foshan einen Arbeitsplan für die weitere Zusammenarbeit zwischen Ost und West für den Zeitraum bis 2025, um einen Hauptentwurf für die Kooperation zwischen den beiden Orten festzulegen.
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