Nur noch ein Monat bis Weihnachten, und ein Unternehmen in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi produziert mit Hochdruck und voller Auslastung: Ein LCD-Fernseher nach dem anderen rollt vom Band. 

Diese Fernsehgeräte werden dann auf grenzüberschreitende Güterzüge verladen und stehen in etwa zwei Wochen in den Regalen zahlreicher Geschäfte in Europa, bereit für den Ansturm der Weihnachtseinkäufer. 

„Dank des stabilen und effizienten Betriebs der Chang'an-Züge konnte die Lieferzeit halbiert werden“, so Qian Xilong, Geschäftsführer der Xi'an CCG Electronic Technology Co., Ltd. „Aufgrund der weltweiten COVID-19-Situation ist der Seeverkehr immer noch unberechenbar, so dass viele ausländische Händler ihre Aufträge zu mir verlagert haben“, fügt er hinzu. 

Die im November 2013 in Betrieb genommenen Chang'an-Züge haben sich zu einer wichtigen Verkehrsverbindung zwischen Europa und der Stadt Xi'an, der Hauptstadt der Provinz Shaanxi, entwickelt. 

Die Stadt war auch der Ort, an dem Zhang Qian, ein Gesandter der westlichen Han-Dynastie (202 v. Chr. - 25 n. Chr.), vor über 2.000 Jahren seine Mission in die westlichen Regionen begann, die schließlich zur Etablierung der Seidenstraße führte. 

Ein China-Europa-Güterzug macht sich im Xi'an International Port in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi zur Abfahrt nach Kasachstan bereit. (Foto: Xinhua) 

Bis zum 20. November hatten die Chang'an-Züge insgesamt 10.963 Fahrten durchgeführt. Sie sind die verkehrsreichsten unter den mehr als 70 Strecken des China-Europa-Güterzugdienstes und verbinden Xi'an mit zentralasiatischen und europäischen Zielen, darunter 45 Städte in den Ländern der neuen Seidenstraße. 

„Mehr als 70 Chang'an-Züge verkehren täglich, mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2019“, sagt Shao Bo'er, Generaldirektor des Unternehmens, das den Betrieb der Chang'an-Züge überwacht. 

Die Züge haben die internationale Zusammenarbeit bei der Pandemiebekämpfung stark unterstützt. Im Jahr 2020 wurden mit den Chang'an-Zügen rund 56.000 Tonnen medizinische Hilfsgüter nach Europa transportiert. 

Es gab eine Zeit, in der einige Züge mit leeren Waggons nach Xi'an zurückkamen. Aber jetzt ist jeder zurückkehrende Zug voll gepackt, sagt Sun Yimin, Direktor des Verwaltungsausschusses des Xi'an International Trade and Logistics (ITL) Park. 

Kochgeschirr aus Deutschland, Milchpulver aus den Niederlanden und landwirtschaftliche Erzeugnisse aus zentralasiatischen Ländern gehören laut Sun zu den beliebtesten Importen. 

Um einen hocheffizienten und kostengünstigen internationalen Handelskanal aufzubauen, hat der ITL-Park mit lokalen und internationalen Logistikunternehmen, darunter DHL und DB Schenker, zusammengearbeitet, um globale Frachtlinien zu schaffen. 

Dank der Eröffnung einer deutschen Schnellverbindung dauert die Fahrt von Xi'an nach Hamburg nun zehn Tage, nur drei Tage länger als der Lufttransport. 

Im Jahr 2020 wurde Xi'an zum Verteilerzentrum für den Güterzugverkehr zwischen China und Europa, wodurch die Verbindung zwischen der Stadt im Landesinneren und den wichtigsten Produktionsstandorten in China, wie dem Jangtse-Delta im Osten und dem Perlfluss-Delta im Süden, hergestellt wird. 

Nach Angaben von Sun werden Güter aus 29 Regionen auf Provinzebene in Xi'an durch multimodalen Transport, wie z. B. Schienen- und Landverkehr, zusammengestellt und verteilt. 

Shaanxi Siying, ein Hersteller von Computermonitoren, der früher in der südlichen Metropole Shenzhen ansässig war, zog 2018 nach Xi'an um. 

„Ich habe mich für Xi'an wegen der Chang'an-Züge entschieden“, sagt der Firmengründer Zhang Yiming. „In Shenzhen dauerte es früher mehr als einen Monat, um meine Produkte auf dem Seeweg nach Zentralasien zu transportieren, aber jetzt dauert es nur noch sieben Tage mit dem Zug.“ 

Für westchinesische Städte bieten die China-Europa-Güterzüge einen neuen Logistikkanal und helfen lokalen Unternehmen, das Potenzial der Auslandsmärkte zu erschließen. 

Laut Li Mingyuan, dem Bürgermeister von Xi'an, verändert der Güterzugdienst das industrielle Struktur der Städte im Landesinneren und fördert die Öffnung der alten Stadt Xi'an. 

Statistiken zeigen, dass der Gesamtwert des Außenhandels von Xi'an im Jahr 2020 347,38 Milliarden Yuan (48,32 Milliarden Euro) erreichte, was einem Anstieg von 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 

Auch Qian von der Firma CCG verlegte sein Werk 2019 von Shenzhen in die umfassende Zollverschlusszone im Xi'an ITL Park und ist sehr stolz auf seine rechtzeitige und kluge Entscheidung. 

„Dank der Züge von Chang'an haben wir unseren Umsatz innerhalb eines Jahres vervierfacht. Viele meiner Kollegen sind jetzt neidisch auf mich.“, so er.