„Diesen Sommer sind viele neue Eissorten auf den Markt gekommen. Obwohl es in meinem Geschäft zehn Gefrierschränke gibt, decken die von mir angebotenen Speiseeissorten noch nicht einmal die Hälfte der auf dem Markt befindlichen Sorten ab“, sagt Peng Wencong, ein Eiscremegroßhändler in der südwestchinesischen Stadt Chengdu. 

Das am 2. Mai 2021 aufgenommene Foto zeigt ein Eis am Stiel vor seinem Vorbild – der Yanghu Wasserstraße in der zentralchinesischen Stadt Changsha. (Foto: Xinhua) 

Während die Temperaturen allmählich ansteigen, haben verschiedene chinesische Speiseeishersteller mit der Eroberung neuer Märkte begonnen. Viele von ihnen erproben innovative Ansätze bei Verpackung, Geschmack, Form, Rohstoffen und Werbung, um mehr Kunden im mittleren und gehobenen Marktsegment zu gewinnen. 

Peng Wencong ist seit mehr als zwanzig Jahren in der Speiseeisbranche tätig und betreibt derzeit sieben Eisgroßhandlungen. „Als ich ins Eisgeschäft einstieg, lag der Verkaufspreis für die meisten Speiseeissorten noch unter einem Yuan (umgerechnet ca. 13 Eurocent), und die am häufigsten nachgefragte Luxuseiscreme war Häagen-Dazs“, sagt Peng. Er erzählt, dass der Preis für Eis in seinem Geschäft zwischen 0,85 Yuan und 30 Yuan (umgerechnet ca. 11 Eurocent und 3,86 Euro) liege. Bei jungen Leuten sei derzeit ein pfirsichförmiges Eis am beliebtesten. Auf der Kurzvideoplattform Douyin sei es zum viralen Hit geworden, so Peng. 

Tatsächlich gibt es immer mehr Eiscrememarken, die über Social-Media-Plattformen eine enorme Bekanntheit erlangt haben und zu Internet-Promi-Eissorten geworden sind. Darunter sind Eiscremes mit Motiven aus der traditionellen Kultur Chinas – zum Beispiel Eis in Form lokaler Attraktionen wie des Himmeltempels, eines Terrakottakrieger, oder einer Lotusblüte im alten Sommerpalast Yuanmingyuan - in diesem Sommer besonders populär.  

Das am 4. Mai 2021 aufgenommene Foto zeigt ein Eis am Stiel in Form des Yueyang-Turms in der zentralchinesischen Provinz Hunan. (Foto: Xinhua)  

„Während der diesjährigen Maifeiertage war das von uns auf den Markt gebrachte Eis in Form einer Bronzemaske innerhalb von zwei Stunden ausverkauft“, sagt Ren Ren, Direktor der Abteilung für Industrieentwicklung beim Sanxingdui-Museum. Er erklärt, dass das Museum derzeit mit einem chinesischen Eiscremehersteller zusammenarbeite, um die Produktion zu steigern, die Qualität zu verbessern und neue Eissorten zu entwickeln. Bis dahin werde nicht nur im Museum, sondern auch in der Stadt Guanghan, wo sich das Museum befindet, die  „Sanxingdui Icecream“ verkauft, so Ren. 

Viele Eiscremehersteller arbeiten aber nicht nur an neuen Eiskreationen, sondern experimentieren auch mit exotischen Zutaten und neuen Geschichten rund um den Eiskonsum, denn der Geschmack der chinesischen Verbraucher wird immer anspruchsvoller und schwerer  zu befriedigen. Nach Aussage eines Betriebsleiters der chinesischen Eiscrememarke Chicecream werden die saisonalen Schwankungen beim Konsum von Eiscreme immer geringer, der Anteil junger und männlicher Kunden nimmt ständig zu und das Bewusstsein der Verbraucher für  gesunde Ernährung wird immer größer – all dies motiviert Eiscremehersteller zu weiteren Innovationen. „Wenn wir keine Neuheiten einführen und nicht mit den Wünschen der Verbraucher Schritt halten, werden wir von ihnen im Stich gelassen“, sagt er.  

Laut Statistiken des Chinesischen Lebensmittelhändlerverbandes hatte der chinesische Speiseeismarkt im Jahr 2014 lediglich ein Volumen von 9,1 Milliarden Euro. Bis 2019 ist der Umfang des Marktes jedoch rasant auf 17,8 Milliarden Euro angewachsen. Im laufenden Jahr rechnet man damit, die 20 Milliarden Eurogrenze zu durchstoßen. Obwohl der chinesische Speiseeismarkt weltweit der größte ist, liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Speiseeis in China noch immer deutlich unter demjenigen der Vereinigten Staaten und der Schweiz.  

„Wenn eine Ware über eine bestimmte Marktakzeptanz und Konsumfrequenz verfügt, kann sie zu einem Träger von Kultur und Trends werden. Eiscreme ist ein solches Produkt“, sagt Wang Yi, Professor der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre an der Universität für Wirtschaft und Finanzen Südwestchinas. Er meint, dass die ständig zunehmende Vielfalt an Eiscreme die Verbesserung des Lebensstandards der Menschen widerspiegele. Gleichzeitig betont er, dass Speiseeishersteller nach wie vor ein grundlegendes Geschäftsprinzip beachten müssten: Eine erfolgreiche Innovation basiere auf Produktqualität und einem tiefen Verständnis der Marktmechanismen.