Das Jahr 2020 geht bald zu Ende, und Chinas Wirtschaft weist trotz der COVID-19-Epidemie eine positive Bilanz auf. Die Redaktion der Beijing Rundschau hat 10 der wichtigsten wirtschaftlichen Ereignisse in China aus dem vergangenen Jahr für Sie ausgewählt, von denen ein Großteil auch im Jahr 2021 und in den Folgejahren positive Auswirkungen haben dürfte.

1. Wirtschaft verzeichnet positives Wachstum 

Arbeiter auf der Baustelle einer Brücke für den Schienenverkehr in Chongqing am 15. Juli (Foto: Xinhua) 

Trotz der Auswirkungen der COVID-19-Epidemie wird die chinesische Wirtschaft 2020 ein Wachstum von voraussichtlich 1,9 Prozent erzielen. China bleibt damit die einzige große Volkswirtschaft, die in diesem Jahr eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verzeichnen kann. Das prognostizierte der Internationale Währungsfonds am 13. Oktober in seinem Bericht über den Weltwirtschaftsausblick. 

Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes wuchs in den ersten drei Quartalen Chinas Wirtschaft gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozent. Das BIP wird schätzungsweise in diesem Jahr die Marke von 100 Billionen Yuan(etwa 12,51 Billionen Euro) überschreiten, wie aus dem Kommuniqué der Fünften Plenarsitzung des 19. Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas im Oktober hervorgeht. Neben der wirksamen Bekämpfung der Epidemie werden die Erfolge auch neuen Wachstumstreibern zugeschrieben, darunter die aufstrebende Branche des E-Commerce und des Live-Streamings. Der Aufbau neuer Infrastrukturen wie 5G-Netze, Hochspannungsnetze, Intercitystrecken, Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Big Data-Zentren, künstliche Intelligenz (KI) und das Industrial Internet haben ebenfalls eine entscheidende Rolle gespielt. 

2. Eine gute Getreideernte  

Eine Landwirtin in der Provinz Henan in Zentralchina zeigt stolz ein Büschel ihrer Sommerweizenernte  (Foto: Xinhua) 

Chinas Getreideproduktion erreichte 2020 fast 670 Millionen Tonnen, ein Anstieg von 5,65 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr. Die gute Ernte trägt zur Getreidesicherheit bei und dient auch dazu, die Beseitigung der absoluten Armut vor Ende des Jahres zu fördern. Dies ist das siebzehnte Jahr in Folge, in dem China eine gute Getreideernte mit einem Anstieg um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingefahren hat, teilte das Nationale Statistikamt am 10. Dezember mit. 

Die gute Ernte konnte trotz ungünstiger Umstände infolge der COVID-19-Epidemie und des schweren Hochwassers erzielt werden, die jedoch dank der Bemühungen, den Transport von landwirtschaftlichen Materialien sicherzustellen und das landwirtschaftliche Management zu stärken, in Schach gehalten wurden. 

3. Online-Messen 

Wandgemälde auf der 3. Internationalen Importmesse Chinas in Shanghai im November 2020 (Foto: Xinhua) 

Das Internet wurde in diesem Jahr vor dem Hintergrund von COVID-19 zu einer effektiven Lösung für Messen. Der Online-Modus der großen Expos bot in dieser besonderen Zeit eine Alternative, die die tragende Rolle innovativer Technologien wie 5G, Live-Streaming und Online-Übersetzung sowie den tatsächlichen Bedarf des Marktes widerspiegelt. Die Frühjahrsveranstaltung von Chinas Messe für Import und Export (Kantonmesse) wurde dieses Jahr im Juni und zum ersten Mal seit ihrer Gründung vor 63 Jahren online abgehalten. Andere große Ausstellungen hatten sowohl real-virtuelle als auch Offline-Online-Versionen wie die Internationale Messe für Dienstleistungshandel (CIFTIS) in Beijing und die Chinesische Internationale Messe für Investition und Handel (CIFIT) in Xiamen der Provinz Fujian im September sowie die 3. Internationale Importmesse Chinas (CIIE) in Shanghai im November.  

4. Öffnung auf höherer Ebene 

Die Gigafactory des  US-amerikanischen Elektroauto-Herstellers Tesla im ostchinesischen Shanghai am 20. November (Foto: Xinhua) 

Trotz der Tatsache, dass die wirtschaftliche Globalisierung mit Gegenwind konfrontiert ist,  ist China standhaft geblieben, um den Marktzugang für ausländische Unternehmen weiter zu lockern und ein erstklassiges Geschäftsumfeld zu schaffen. 

Das am 1. Januar in Kraft getretene Gesetz über ausländische Investitionen wird die Interessen der ausländischen Investoren besser schützen.  

Die Negativliste der eine höhere Öffnung genießenden Pilot-Freihandelszonen, in der eingeschränkte Sektoren für Auslandsinvestitionen aufgeführt sind, wurde von ehemals 37 auf 30 gekürzt, während die Negativliste außerhalb der Freihandelszonen von 40 auf 33 reduziert wurde. Die beiden Listen, die von der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission und dem Handelsministerium angekündigt wurden, traten am 23. Juli in Kraft. 

Die real genutzten Auslandsinvestitionen in China sind in den ersten zehn Monaten um 6,4 Prozent gewachsen und beliefen sich auf mehr als 800 Milliarden Yuan (etwa 100,6 Mrd. Euro). 

5. Masterplan für Freihandelshafen Hainan  

Touristen beim Shopping in einem Duty-Free-Shop in Sanya der Provinz Hainan in Südchina am 5. Oktober (Foto: Xinhua) 

Als ein weiterer Schritt zur Förderung der Öffnung wurde am 1. Juni ein Masterplan für den Hainan Freihandelshafen veröffentlicht, der darauf abzielt, die  südchinesische Inselprovinz bis Mitte des Jahrhunderts zu einem weltweit einflussreichen Freihandelshafen auf hoher Ebene zu machen.  

Der Plan, gemeinsam vom Zentralkomitee der KP Chinas und dem Staatsrat veröffentlicht, sieht vor, bis 2025 in Hainan ein grundlegendes Freihandelshafen-System mit Schwerpunkt auf Liberalisierung und Erleichterung von Handel und Investitionen zu etablieren und es bis 2035 zur Reife zu bringen. 

6. Aufstieg der integrierten Schaltungsindustrie 

Ein Chip mit künstlicher Intelligenz, ausgestellt von einem Tech-Unternehmen in   

Shenzhen, Provinz Guangdong in Südchina (Foto: Xinhua) 

Am 27. Juli wurden Maßnahmen wie steuerliche Anreize vorgestellt, um die Entwicklung der integrierten Schaltungs- und Softwareindustrie zu beschleunigen. Ziel ist es, die internationale Zusammenarbeit in den Industrien zu vertiefen und ihre Innovationsfähigkeit und Entwicklung zu verbessern.  

Dies ist ein wichtiger Schritt, um Autarkie in der Chipindustrie zu erreichen, insbesondere angesichts wahrscheinlicher Störungen aufgrund des Verbots der bald scheidenden US-Regierung, Chips und damit verbundene Technologie nach China zu verkaufen.  

Ausgewählte Hersteller von integrierten Schaltkreisen mit einer Betriebsdauer von mehr als 15 Jahren sind bis zum 10. Jahr von der Körperschaftsteuer befreit. 

7. Debüt von registrierungsbasierten Börsengängen 

Am 24. August fand an der Börse von Shenzhen eine Zeremonie zum ersten registrierungsbasierten Börsengang des ChiNext-Vorstands statt (Foto: Xinhua)  

Am 24. August debütierte die erste Reihe registrierungsbasierter Börsengänge (IPOs) von 18 Unternehmen im ChiNext Board an der Börse von Shenzhen, Chinas NASDAQ-artiger Börse für Wachstumsunternehmen, was einen Meilenstein für die Kapitalmarktreformen des Landes markiert. Dies ist eine Reform des früheren genehmigungsbasierten Systems, das eine Überprüfung durch einen Ausschuss erforderte und eine höhere Schwelle hatte. 

Nach mehr als einem Jahrzehnt des Wachstums sind über 800 Unternehmen an der ChiNext notiert, deren Gesamtmarktwert mehr als 9 Billionen Yuan (etwa 1,13 Billionen Euro) überstieg. 

Dieser Börsengang-Mechanismus wurde erstmals im Juni 2019 auf dem STAR-Markt der Shanghaier Börse eingeführt. 

8. Der Hualong One Kernreaktor ans Netz angeschlossen 

Das erste Kernkraftwerk mit der Hualong One-Technologie, Chinas im Inland entwickeltem Reaktordesign der dritten Generation, in Fuqing der Provinz Fujian im Südosten Chinas am 26. November (Foto: Xinhua) 

Das erste Kernkraftwerk, das die Hualong One-Technologie nutzt, einen im Inland entwickelten Kernreaktor der dritten Generation, wurde am 27. November ans Netz angeschlossen.  

Der erfolgreiche Anschluss an das Netz wird die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Atomindustrie verbessern, die Energiestruktur optimieren und die grüne und kohlenstoffarme Entwicklung fördern. Das Atomkraftwerk in Fuqing in der südöstlichen Provinz Fujian wird einer Reihe von Tests und Probeläufen unterzogen, bevor es den kommerziellen Betrieb aufnimmt. 

Die Hualong One-Reaktoren wurden gemeinsam von zwei großen Kernkraftunternehmen, der China National Nuclear Corp. und der China General Nuclear Power Group, entworfen und 2014 von einem nationalen Gremium überprüft. 

9. Pilottest von digitalisiertem Renminbi 

Am 12. Oktober kündigte Shenzhen in der südlichen Provinz Guangdong den Start eines Pilotprogramms mit der chinesischen Zentralbank an, um 10 Millionen Yuan (etwa 1,26 Mill. Euro) in Form von digitalem Geld an die Öffentlichkeit zu verteilen.

Das Geld, das zu gleichen Teilen über eine Lotterie unter 50.000 Empfängern verteilt wurde, kann bei über 3.300 ausgewiesenen Händlern verwendet werden. Es markierte eine neue Phase für die öffentlichen Tests des digitalen Renminbi. 

Am 12. Dezember startete Suzhou in der Provinz Jiangsu in Ostchina eine zweite Lotterie, um digitale Renminbi im Wert von 20 Millionen Yuan (etwa 2,52 Mill. Euro) an die Einwohner zu verteilen.

Laut einem vom Handelsministerium am 14. August veröffentlichten Rundschreiben werden digitale Währung und elektronisches Bezahlen in der Region Beijing-Tianjin-Hebei, im Jangtse-Delta, in der Großbuchtenregion von Guangdong, Hongkong und Macao und an einigen Standorten in zentralen und westlichen Regionen erprobt.

10. Strengere Regeln für Finanztechnologie 

Mit der rasanten Entwicklung der Finanztechnologie (Fintech) und der digitalen Transformation von Finanzinstituten sind Finanzdienstleistungen effizienter geworden.

Da die Off-Counter-Transaktionsrate chinesischer Banken 90 Prozent überstieg und Finanzdienstleistungen stark vom Internet abhängig seien, müsse die Cybersicherheit hervorgehoben werden, sagte Guo Shuqing, Vorsitzender der Chinesischen Banken- und Versicherungsaufsichtskommission, in einer Rede per Videolink auf dem Singapore FinTech Festival, das vom 7. bis 12. Dezember stattfand.

Die Zahl der chinesischen Peer-to-Peer-Kreditgeber war bis Mitte November vom früheren Höchststand von etwa 5000 auf Null gesunken. Dies ist auf Chinas Bemühungen zurückzuführen, gegen riskante Finanzierungsformen vorzugehen.