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Zeuge eines Wirtschafswunders |
Von Justin Yifu Lin · 2018-07-30 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Reform und Öffnung;Wirtschafswunder | Druck |
Das Geheimnis hinter Chinas Wirtschaftswachstum
Was bedeutet Chinas Reform und Öffnung für die Welt? Rückblickend auf das beispiellose Ausmaß der Errungenschaften der letzten vier Jahrzehnte scheint es, dass es eine Logik gute Gründe für den Erfolg Chinas geben muss. Als Wirtschaftswissenschaftler fühle ich mich verpflichtet, das zu erforschen, was hinter dem Wunder Chinas steckt. Und diese Forschungsarbeiten sollen letztendlich auch dazu dienen, dass weitere Entwicklungsländer von China, quasi als Referenz, profitieren können.
Bis heute gibt es kaum Beispiele dafür, dass andere Entwicklungsländer wirtschaftliche Erfolge erzielen, indem sie den Theorien der entwickelten Länder folgen. Meine Theorie der „neuen Strukturökonomie“ basiert auf den Erfahrungen Chinas und anderer Entwicklungsländer und betont den strukturellen Unterschied zwischen Industrie- und Entwicklungsländern und wie sich dieser Unterschied auf die industrielle Entwicklung, die institutionelle Gestaltung, die Finanzpolitik und die Anforderungen an das Humankapital auswirkt.
Äthiopien, traditionell eines der ärmsten Länder Afrikas, hat in den letzten Jahren aus den Praktiken Chinas gelernt und seine Ressourcen gebündelt, um ein solides Umfeld für die wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Trotz seiner schwachen Infrastruktur hat Äthiopien Industrieparks errichtet, ausländische Unternehmen und Investitionen angezogen und Investoren Dienstleistungen angeboten, die zu greifbaren Ergebnissen geführt haben. Das Land wächst seit einem Jahrzehnt um 10 Prozent und ist der größte Empfänger ausländischer Direktinvestitionen in Afrika.
Auch Polen, ein Land in Europa, hat von den Erfahrungen Chinas profitiert. Vor 2015 hatte Polen keine neuen Industrien gegründet oder mehr Arbeitsplätze geschaffen, so dass ein Großteil seiner Arbeitskräfte in andere Länder wie Irland, Spanien und Frankreich verlagert wurde. Im Jahr 2015 hat die neu gewählte polnische Regierung einen langfristigen nationalen Wirtschaftsentwicklungsplan auf der Grundlage meiner Theorie der „neuen Strukturökonomie“ erstellt. Im Jahr 2017 sagte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki in einer Rede auf dem diesjährigen Davoser Forum, dass die polnische Bevölkerung 2017 ein Zehntel der Menschen in der EU ausmache, dass das Land aber 70 Prozent der Arbeitsplätze in der EU schaffe. Es war ein direktes Ergebnis des 2015 eingeführten Plans. Neben einem effizienten Markt sind Maßnahmen zur Erschließung des Potenzials von Industrien mit komparativen Vorteilen und zur Mobilisierung von Ressourcen durch eine effektive Regierung ein weiteres Ergebnis des Wirtschaftsentwicklungsplans.
Chinas Reform und Öffnung hat weltweit beeindruckende Veränderungen bewirkt. Der Wert der Politik liegt nicht nur in der Verbesserung des Lebensstandards für 1,4 Milliarden Chinesen, sondern auch in der Möglichkeit, das Leben von mehr Menschen auf der ganzen Welt zu verändern.
Derzeit leben 85 Prozent der Weltbevölkerung in Entwicklungsländern. Selbst wenn China bis 2025 ein einkommensstarkes Land wird, würden 66 Prozent noch in den Entwicklungsländern leben. Sie alle wünschen sich ein besseres Leben. Ich habe bereits erwähnt, dass sich Entwicklungsländer nicht auf die Theorien der entwickelten Länder verlassen können, um eine erfolgreiche Reformierung zu durchlaufen. Als Entwicklungsland kann China seine Erfahrungen auch anderen Ländern mit ähnlicher Situation anbieten. Die Entwicklungstheorien der entwickelten Länder basieren auf ihren eigenen Erfahrungen und wirtschaftlichen Bedingungen, die für Entwicklungsländer in der Regel nicht anwendbar sind.
Eine der wichtigsten Errungenschaften der Reform und Öffnung ist die Entwicklungstheorie, die China aus seiner Praxis zusammengefasst hat und die es China nicht nur ermöglicht hat, die Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen und auf eine bessere Zukunft vorbereitet zu sein, sondern auch den Entwicklungsländern zu helfen und ihre Entwicklungsvisionen in die Realität umzusetzen.
Der Autor
Justin Yifu Lin, Jahrgang 1952, ist ehemaliger Chefökonom und Vizepräsident der Weltbank, Dekan des Instituts für Neue Strukturökonomik und des Instituts für Süd-Süd-Kooperation sowie Ehrendekan der National School of Development an der Peking Universität.
Aufbauend auf einer herausragenden Karriere als einer der führenden Wirtschaftswissenschaftler Chinas führt Lin derzeit ein ehrgeiziges Forschungsprogramm durch, das die Industrialisierung der sich rasch entwickelnden Länder untersucht und neue Erkenntnisse über die Ursachen des langsamen Wirtschaftswachstums in armen Regionen liefert.
Im Juni 2008 trat er seine Tätigkeit bei der Weltbank an, nachdem er 15 Jahre lang als Professor und Gründungsdirektor des China Centre for Economic Research (CCER) an der Peking Universität tätig war.
Zu seinen Büchern gehören unter anderem Going Beyond Aid: Development Cooperation for Structural Transformation und Beating the Odds: Jump-Starting Developing Countries.
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