Der Preis der Tencent-Aktie ist am Dienstagnachmittag um fünf Prozent abgestürzt, nachdem das Unternehmen Kinder zu nächtlichen Gaming-Marathons seines Smartphone-Spiels “Glory of Kings” aufgerufen und damit eine Welle der Kritik ausgelöst hatte. Tencent ist weltweit die Nummer eins bei Spieleeinnahmen.

Der Preis der in Hongkong gelisteten Aktie fiel an diesem Nachmittag um 5,1 Prozent auf 266,4 Hongkong-Dollar. Ihr Marktwert sank damit um rund 136 Milliarden Hongkong-Dollar (17,5 Milliarden US-Dollar).

Der Verlust ist die Folge eines Kommentars in der staatlichen Zeitung People’s Daily, in dem das äußerst beliebte Spiel wegen seiner “negativen Energie” als Bedrohung für die Gesellschaft, vor allem für Kinder, kritisiert wurde.

Das Rollenspiel basiert auf historischen Figuren Chinas und hat täglich mehr als 80 Millionen aktive Nutzer, d.h. es wird zu jedem beliebigen Zeitpunkt von einem von sieben Chinesen gespielt. 20 Prozent seiner User sind laut Zeitungskommentar unter 17 Jahre alt.

“Die Tragödie geht aufgrund der beachtlichen Bevölkerungsdaten weiter”, hieß es im Kommentar.

Ein 17-Jähriger aus der Provinz Guangdong erlitt eine Art Schlaganfall, nachdem er 40 Stunden hintereinander gespielt hatte, ein 14-Jähriger sprang von einem Gebäude, nachdem ihm sein Vater eine Standpauke gehalten hatte, zu viel Zeit mit dem Spiel zu verbringen.

Tencent machte unverzüglich geltend, dass Maßnahmen gegen zu nachsichtiges Verhalten gegenüber Kindern in Form eines nachhaltigen und systematischen Projekts erfolgen sollten. Um eine gesunde Entwicklung von Kindern zu gewährleisten, will das Unternehmen die tägliche Spielzeit für seine jüngeren Nutzer begrenzen.

Spieler unter 12 Jahren werden künftig nur noch eine Stunde pro Tag spielen und sich nicht mehr nach 21 Uhr einloggen dürfen. Teenager im Alter von 12 bis 18 Jahren dürfen zwei Stunden täglich spielen.

In einer weiteren Stellungnahme, die Tencent am Dienstag herausgab, teilte der Spielegigant mit, dass die Gestaltung von „Glory of Kings“ den Regierungsvorschriften entspreche und das Unternehmen dementsprechend soziale Verantwortung übernehmen werde, da das Spiel weiterhin landesweit an Popularität gewinne.

Die People’s Daily reagierte am Dienstag mit einem weiteren Kommentar und erklärte, dass koordinierte Anstrengungen sowohl von Seiten der Regierung als auch des Spieleentwicklers erforderlich seien. Die Zeitung räumte ein, dass das „Spiel nicht von Natur aus bösartig ist“.

Gemessen an seinen Umsätzen ist Chinas Spielemarkt der größte der Welt. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens NewsZoo wird er 2017 voraussichtlich einen Anteil von rund 25 Prozent an den weltweiten Spieleverkäufen haben.