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Ziele für eine globale Wirtschaft |
Von Kerry Brown · 2017-01-03 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Wirtschaft;China | Druck |
Die jährliche Arbeitskonferenz über die Wirtschaft Chinas wurde Mitte Dezember
Eine Gesamtbewertung der gegenwärtigen Situation Chinas kommt zu dem Schluss, dass im wirtschaftlichen Bereich zwar alles "OK" ist, aber durchaus noch besser sein könnte. Einige Aspekte, wie beispielsweise die Wachstumsverlangsamung nach so vielen Jahren des zweistelligen Wirtschaftswachstums, waren unvermeidlich. In der Tat ist das BIP-Wachstum von rund 6,5 Prozent für eine Wirtschaft von der Größe der Volksrepublik China immer noch ein sehr gutes Ergebnis.
Aber diese 6,5 Prozent müssen viel bringen -- wie zum Beispiel mindestens 10 Millionen neue Arbeitsplätze pro Jahr, und ein größeres Angebot an Dienstleistungen. Der Konsum der Mittelschicht in den Städten ist zwar leicht gestiegen, aber immer noch zu niedrig. Im Endeffekt tun die chinesischen Konsumenten -- trotz aller Arten von Reformen und Stimulanzen -- nicht das, was sie tun müssten, damit das Land in den kommenden Jahren ein ausgewogenes, vielfältiges und gleichzeitig stabiles Wirtschaftsmodell aufbauen kann.
Dies liegt teilweise an den anderen Fragen, die auf der Konferenz angeschnitten wurden, wie die Notwendigkeit eines umfassenden sozialen Sicherheitsnetzes.
China gibt derzeit etwa 5 Prozent seines BIPs für das Gesundheitswesen aus -- etwa die Hälfte dessen, was ein Land wie Großbritannien dafür ausgibt, und ein Drittel der Gesundheitsausgaben der USA. Dabei leidet das Land an den gleichen Gesundheitsproblemen wie die entwickelten Volkswirtschaften - wie etwa eine steigende Zahl chronischer Erkrankungen, die mit Übergewicht, Rauchen und einem ungesunden Lebensstil in Verbindung gebracht werden.
Die psychische Gesundheit ist in China eine genauso große Herausforderung wie überall sonst -- es stehen viel weniger Ressourcen zur Verfügung, um das Problem in den Griff zu kriegen. Und während China Fortschritte bei der Erreichung seiner Ziele für 2021 (dem hundertjährigen Bestehen der KPCh) macht, müssen auch diese Probleme irgendwie gelöst werden.
Obwohl der Staat ein Rahmenwerk entwickelt hat, das in dem aktuellen 13. Fünfjahresplan (2016-20) genau festgelegt ist, wird es noch eine ganze Reihe von Änderungen geben müssen -- von Reformen des Finanz- und Steuersystems bis hin zu Versuchen, ein effizienteres und potenziell patientenorientiertes Gesundheitswesen aufzubauen.
Die Arbeitskonferenz 2016 hat der Stabilität oberste Priorität eingeräumt. Doch eines der eher unvorhersehbaren Probleme, das die chinesischen Entscheidungsträger vor neue Herausforderungen stellt, ist die seit einigen Wochen deutlich steigende Zahl externer Risiken.
Die Ernennung von Peter Navarro zum vielleicht wichtigsten wirtschaftlichen Berater des designierten US-Präsidenten macht nachdenklich. Navarro ist schon von jeher ein harter Kritiker Chinas und hat bereits Maßnahmen gegen die chinesische Währung sowie gegen eine breite Palette in die USA eingeführter chinesischer Waren gefordert.
Viele dieser Ideen klingen sehr aggressiv. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Trump nach seiner offiziellen Amtseinführung im Januar versuchen wird, einige dieser Ideen (einige der wenigen, die während seines spalterischen und oft chaotischen Wahlkampfs konsistent vorgetragen wurden) zu implementieren.
Für China muss das Hauptargument zur Widerlegung dieser Anschuldigungen seine wichtige Rolle in der globalen Wirtschaft sein -- das Land ist eine wichtige Wachstumsquelle. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für viele andere Länder. Es muss zeigen, dass die Entwicklung seines Verbrauchmarkts sowie des inländischen Dienstleistungssektors Dinge sind, von denen auch andere Länder profitieren und an denen sie werden teilhaben können.
In vielen Bereichen sollte dies eigentlich recht einfach sein. Das Know-how ausländischer Firmen und Marken ist etwas, das in China als außerordentlich wertvoll erachtet wird. Das Problem ist jedoch, dass es eine Reihe von Jahren wird, bevor diese Bereiche und Maßnahmen spür- und sichtbare Erfolge liefern werden.
Die Zentrale Wirtschaftliche Arbeitskonferenz 2016 hat das Thema auch angeschnitten -- zum Beispiel die Notwendigkeit, ein besseres rechtliches System im Gewerbegebiet aufzubauen, die Probleme dabei, die Schulden der Staatsunternehmen und Lokalregierungen zu reduzieren sowie die Selbstverpflichtung zu mehr Haushaltsdisziplin.
China ist nun tatsächlich ein globaler Akteur, und seine Wirtschaft ist global ausgerichtet. Geringeres Wachstum und Probleme in China haben heute weltweit Auswirkungen. Der Ton der politischen Entscheidungsträger wurde in diesem Jahr dementsprechend vorsichtiger. Die Reform hat zu geschehen, scheinen sie zu sagen -- aber auf eine kontrollierte, gesteuerte Art und Weise.
2017 beginnt für sie mit noch mehr Druck, noch mehr Unsicherheit und einer noch wichtigeren Rolle in der globalen Wirtschaft. Diese Herausforderungen sind natürlich auch Chancen. Wenn China die im Dezember formulierten Aufgaben und Probleme Schritt für Schritt und auf eine kohärente Art und Weise lösen kann, dann wird dies seine zentrale Rolle und seinen globalen Einfluss deutlicher machen als je zuvor.
Eines ist sicher: Die anderen großen Volkswirtschaften müssen die Entwicklung Chinas sehr genau verfolgen. Die Probleme und Herausforderungen Chinas sind auch ihre. Zumindest in diesem Punkt sind sich alle einig.
(Der Autor ist ein Mitwirkender der Beijing Rundschau und Direktor des Lau China Instituts am King's College in London)
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